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Chile - Vom Winde verweht!

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Es ist gegen 23 Uhr und der Vollmond steht am Himmel. Langsam breitet die Nacht eine dichte Sternendecke ueber uns drei Radlern aus, die sich lautlos durch die Nacht bewegen. Nacht-Radwandern zum Gletscher Perito Moreno heisst die Sportart und ist alles andere als entspannt: hinter uns liegen bereits 50 km Fahrt entgegen den pfeiffenden Westwind Patagoniens, als wir in die Nacht starten. Lutz, ein Radler aus Olbernhau, begleitet uns auf dem kleinen Abenteuer - wir hoffen, an den Eintrittskosten zum Gletscher vorbei zu kommen und die Ranger auszutricksen...

Womit wir jedoch nicht gerechnet haben ist mit Enrique - dem Nachtwaechter. Schon von weitem sieht er uns kommen, steht parat mit der Taschenlampe und fragt, was wir denn hier wollen. "Nun - wir suchen einen Campplatz Señor" fange ich an. "Es ist ja fast Mitternacht...". Obwohl er genau weiss, was wir hier wollen, bietet er uns noch einen Tee an und bald stehen unsere Zelte an der Huette. Suedamerika eben... Nach 4 Stunden Schlaf heisst es zurueck in den Sattel und vor dem Wind am Gletscher sein. Wir haben hoch und heilig versprochen, unseren Parkeintritt bei der Rueckfahrt zu bezahlen - so früh ist hier noch niemand am kassieren...

Doch der 220 km lange Umweg lohnt alle Muehe - gewaltige Eismassen fliessen, kompakt, uralt, tuerkies, eiskalt und wild in eine zweiarmige Lagune. Die Abbruchkante ist 5 km lang und bis zu 80 m hoch! Immer wieder kracht es droehnend und der Gletscher kalbt gewaltige, tuerkiesblaue Riesenberge in die Lagune, da er sich bis zu 2 Meter taeglich bewegt! Es ist ein Naturschauspiel das Seinesgleichen sucht und an dem wir uns kaum satt sehen koennen! Die Worte dafuer fehlen... Erst als wir die Raeder auf den Pickup eines Paares aus Rostock verladen, um letztendlich doch den Eintritt zu umgehen, koennen wir uns von diesem eindruecklichen Panorama loesen...

Die folgenden Tage verbringen wir im Touristenort El Calafate. Rene hat sich eine Erkaeltung eingefangen und somit haben wir viel Zeit, noch einmal einen Reiserueckblick auf die Suedamerika-Durchradlung zu machen und uns auf unser bald zu erreichendes Endziel Punta Arenas zu freuen! Doch vorerst heisst es: Windpoker! Uns erwartet endlose Pampa: flach wie ein Pfannkuchen, windgepeitscht wie Kap Hoorn. Kein Platz fuer Radfahrer!

Es ist der 13. Januar und die erste Nacht in der Pampa verbringen wir zeltend in einem mannshohen Abwasserrohr unter einer Bruecke. Gerade als wir laechelnd an einen Tag voller Rueckenwind und eine Gruppe deutscher Touristen zurueckdenken, die uns staunend, filmend, fragend und fotografierende nach unserer Reise befragt haben, beginnt der Wind zu drehen und bereitet uns eine schlaflose Nacht. Unser Zelt ist nur mit grossen Steinen und Radpacktaschen auf dem Beton gesichert. Doch alles haelt...

Bald holpern die Raeder ueber den schlechten Schotter der Ruta 40 ins Niemandsland. Uns praesentiert sich eine sehr australische Landschaft: eine flache Ebene bis zum Horizont. Am Morgen sind die Temperaturen meist unter dem Gefrierpunkt und das 5 Uhr Aufstehen, um dem 9 Uhr einsetzenden Wind ein Schnippchen zu schlagen, faellt schwer. Trotzdem passieren wir, nach 4 Tagen Pampafahrt, die Grenze nach Chile. Hier erwartet uns eine Schotterpiste, die uns entlang der Grenze des weltberuehmten Torres Del Paine NP gen Sueden bringt. Aus der Grassteppe ragen schneebedeckte Berge empor und von Weiten sehen wir die eindruecklichen Tuerme des Paine Massivs. Herden von Guanacos schauen wiehrend in die Kamera, ein niedliches Stinktier posiert fuer uns und aufgeregte Nandu-Strausse fluechten in grossen, eleganten Spruengen...

Nach diesem Kleinod von Natur und intensiver Patagonien-Erfahrung steht unser Zelt nun in Puerto Natales - unserem vorletzten Punkt der Reise. Noch 5 Tage trennen uns von Punta Arenas. Nach unserem einwoechigen Falklandinsel-Aufenthalt geht die Reise zunaechst nach Hong Kong. Aufgund der Probleme im Mittleren Osten haben wir uns gegen Jordanien und Syrien entschieden und werden noch einmal den Sued-Osten Australiens unsicher machen... Drei Monate - Downunder.

Wusstet ihr schon, dass es in Argentinien noch schaetzungsweise mehr als 150.000 Gauchos gibt, die ein einsames, raues Cowboy-Dasein in der Pampa leben?

Seit dem letzten Bericht: 460km, 3700 Hoehenmeter

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