Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Die Baywa ist der größte deutsche Agrarhändler. Wegen Schulden in Milliardenhöhe steht dem Konzern eine jahrelange schmerzliche Sanierung bevor. (Archivbild)
Die Baywa ist der größte deutsche Agrarhändler. Wegen Schulden in Milliardenhöhe steht dem Konzern eine jahrelange schmerzliche Sanierung bevor. (Archivbild) Bild: Fabian Sommer/dpa
Wirtschaft

Baywa plant Umbau ohne Gefahr für Aktionäre

Die unter Milliardenschulden ächzende Baywa muss saniert werden. Das beinhaltet längere Laufzeiten für Kredite - doch nicht alle Gläubiger spielen mit.

München.

Der hoch verschuldete Münchner Agrar- und Baustoffkonzern Baywa will nach der fehlgeschlagenen Einigung mit einem großen Gläubiger die Sanierung mit Hilfe des Restrukturierungsgesetzes weiter vorantreiben. Das Unternehmen wird das entsprechende Verfahren beim Münchner Amtsgericht in Gang setzen, wie der Vorstand mitteilte. Ein Kapitalschnitt oder ein Herausdrängen der Aktionäre ist jedoch nicht geplant. Auch Lieferanten, Kunden, Belegschaft und Tochterunternehmen sind laut Baywa nicht betroffen.

Unternehmen beruhigt Aktionäre

Das unter dem Kürzel "StaRUG" bekannte Restrukturierungsgesetz soll Krisenunternehmen helfen, sich ohne Insolvenzverfahren zu sanieren. Das Gesetz ist jedoch bei Aktionären gefürchtet, denn es gibt Unternehmen die Möglichkeit, ihr Kapital auf null zu setzen und die Aktionäre herauszukegeln. 

Dies ist bei der Baywa jedoch nicht der Fall, wie der Mitteilung zu entnehmen ist: "Eine Kapitalherabsetzung und sonstige gesellschaftsrechtliche Maßnahmen sind nicht geplant." Es soll auch bei der bereits angekündigten Kapitalerhöhung mit Ausgabe neuer Aktien für rund 150 Millionen Euro bleiben, nunmehr im Rahmen des StaRUG-Verfahrens. Baywa-Chefsanierer Michael Baur nannte das einen "mikrochirurgischen Eingriff" und "StaRUG-light-Ansatz".

Kreditlaufzeiten müssen verlängert werden

Im Restrukturierungsverfahren der Baywa geht es demnach hauptsächlich um die Verlängerung der Kreditlaufzeiten. Unter anderem wäre im September diesen Jahres ein Konsortialkredit mit einem Rahmen von bis zu zwei Milliarden Euro ausgelaufen. 

Das Unternehmen hat sich mit den meisten seiner Gläubiger auf einen Sanierungsfahrplan inklusive eines Finanzierungskonzepts bis zum Jahr 2027 geeinigt. "Einige wenige Finanzgläubiger haben bisher nicht zugestimmt, sodass die Gesellschaft derzeit nicht mehr davon ausgeht, diese Einzelgläubiger zu einer freiwilligen Zustimmung zu bewegen", hieß es. 

Ohne Zustimmung widerstrebender Gläubiger 

Das StaRUG-Verfahren soll es nun möglich machen, Sanierung und Finanzierungskonzept ohne Zustimmung dieser Gläubiger umzusetzen. "Es ist ein letzter notwendiger Schritt, den Sanierungsrahmen bis Ende 2027 abzusichern", sagte Baur. Nach Angaben aus Beraterkreisen handelt es sich im Wesentlichen um einen großen Gläubiger, der nicht zustimmen wollte.

Auch mit dem Restrukturierungsverfahren soll es laut Baywa beim ursprünglichen Sanierungsfahrplan bleiben, mit Abschluss einer rechtsverbindlichen Vereinbarung bis spätestens Ende April. Allerdings wird sich demnach die bisher für Ende März geplante Veröffentlichung der Jahresbilanz 2024 verzögern, möglicherweise wird die Baywa auch ihre Hauptversammlung verschieben.

Über fünf Milliarden Euro Finanzschulden

Der Konzern war Ende des dritten Quartals mit knapp 5,3 Milliarden Euro bei seinen Gläubigerbanken verschuldet, Erblast einer rapiden Expansion auf Pump im vergangenen Jahrzehnt. Das aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Baywa ist der größte deutsche Agrarhändler. Der Konzern spielt eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands. Außerdem ist das 101 Jahre alte Unternehmen in den Geschäftsbereichen Bau und Energie als Dienstleister und Händler tätig. 

Im Rahmen der Sanierung will - beziehungsweise muss - sich die Baywa nun wieder verkleinern, die wesentlichen Unternehmensbeteiligungen im Ausland sollen verkauft werden. Außerdem steht der Belegschaft in Deutschland Stellenabbau in großem Umfang bevor: Von den 8.000 Vollzeitstellen der Muttergesellschaft Baywa AG sollen 1.300 gestrichen werden, das entspricht 16 Prozent der Vollzeit-Arbeitsplätze des Konzerns in Deutschland. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
28.01.2025
3 min.
Benko in Bayern unter dreistelligem Millionenverdacht
Benko wurde von Innsbruck in diese Justizvollszugsanstalt in Wien überstellt.
Der einstige Immobilienmilliardär René Benko beschäftigt international mehrere Staatsanwaltschaften. Allein in München summieren sich die Vorwürfe auf einen immensen Betrag.
06.02.2025
2 min.
Flackern und Donnern am Erzgebirgshorizont: Anlage in tschechischem Chemiewerk ausgefallen
Update
Roter Himmel über Oberneuschönberg: In den Chemiewerken Záluží nahe Litvinov muss Gas abgefackelt werden.
In den Chemiewerken Záluží nahe Litvinov ist eine Ethylenanlage ausgefallen. Deshalb muss nun überschüssiges Gas abgefackelt werden. Das Unternehmen teilte nun mit, wie lange noch.
Joseph Wenzel
05.02.2025
4 min.
Landtagsabgeordneter der Freien Wähler in Sachsen nimmt AfD-Angebot an
Hier bei der Konstituierung des Landtags vor vier Monaten gemeinsam im Plenum, am Mittwoch zusammen auf einer Pressekonferenz: der partei- und fraktionslose Matthias Berger (links) und AfD-Fraktionschef Jörg Urban.
Auf Antrag der AfD wird der Landtag nächste Woche eine Enquetekommission zur Finanzausstattung der Kommunen einsetzen. Einen ihrer Sitze überlässt die Oppositionsfraktion dem parteilosen Ex-OB Berger.
Tino Moritz
16:00 Uhr
3 min.
Etat 2025: Kriebstein setzt auf externe Hilfe
Maria Euchler, Bürgermeisterin von Kriebstein, setzt aufs Sparen.
Der Gemeinde Kriebstein droht ein Haushaltsloch von etwa 500.000 Euro. Ein externes Büro soll einen Weg aufzeigen, wie es weitergeht. Muss der Ort freiwillige Leistungen dauerhaft streichen?
Rita Türpe
24.01.2025
2 min.
Gericht billigt Varta-Sanierung endgültig
Die Sanierung von Varta kann starten. (Archivbild)
Der Batteriehersteller Varta steckt tief in der Krise, Aktionäre müssen sich auf den Verlust ihres Geldes einstellen. Ein Gericht gibt nun grünes Licht für den Rettungsplan. Wie geht es weiter?
16:00 Uhr
2 min.
Oberlungwitz: Was zur „Langen Lungscher Lümmelnacht“ passieren soll
Tänzerinnen vom Faschingsklub Hermsdorfia sollen den „Lungscher Lümmeln“ einheizen.
Die Narren vom Oberlungwitzer Karnevalsverein feiern erstmals Männerfasching. Doch Frauen wollen sie trotzdem gern dabei haben – nicht nur tanzend oder leichtbekleidet auf der Bühne.
Markus Pfeifer
Mehr Artikel