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Internationale Speisenfolge in drei Gängen

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War das ein Menü gestern bei der Fußball-Weltmeisterschaft, ganz nach dem Geschmack von Dietmar Bartel:
 
Ich bekenne mich dazu - und wer mich kennt, weiß das sowieso: Ich esse gern und gern auch gut. Essen ist für mich mehr als reine Nahrungsaufnahme, das hat was von Kultur. Und so viele verschiedene Kulturen es gibt, so viele Speisen gibt es auch. Und die probiere ich sehr gern aus.

Das gestrige Menü bestand zunächst (18 Uhr) aus der Begegnung Argentinien gegen Iran (1:0). Das heißt übersetzt in die Küchensprache, argentinisches Steak gegen persische Küche. Ich hatte mich auf ein saftiges Stück Fleisch gefreut, englisch gebraten - also nur so kurz wie der Auftritt der Engländer bei dieser WM. Oder wie ein mir gut bekannter Wirt immer sagt: Nur mal kurz an der Pfanne vorbeigetragen. Was ich dagegen serviert bekam, war ein zähes Etwas. Ich biss mir fast die Zähne aus wie die Argentinier an der Abwehr und dem Torwart der Iraner. Doch beim letzten Bissen schließlich konnte ich dann doch noch mit der Zunge schnalzen: Messi - wer sonst? - sorgte mit seinem Geniestreich zum goldenen Tor kurz vor Ultimo dafür, dass von einer Reklamation abgesehen werden konnte. Dagegen mundete das servierte persische Gericht von Anfang an, sprich, der Iran wehrte sich geschickt und fast bis zum Schluss erfolgreich gegen den haushohen Favoriten. Da kamen sofort Erinnerungen auf an Katar 2011. Ja genau, das umstrittene Gastgeberland der WM 2022. Der Urlaub dort war luxuriös, und im Souk in der Hauptstadt Doha machte ich das erste mal Bekanntschaft mit der persischen Küche. Die war so scharf wie das Forechecking der Iraner im Spiel gegen die Argentinier. Im Hotel stieg seinerzeit übrigens auch die russische Nationalmannschaft ab: zum Freundschaftsspiel der beiden Gastgeberländer 2018 (Russland) und 2022 (Katar). Ich könnte mich noch heute ärgern, dass ich das erst mitbekam, als ich das Ergebnis (1:1) am nächsten Tag in der Zeitung las, sonst hätte ich mir das doch mal live im hochmodernen Stadion angeschaut.

Ein Steak als Vorspeise? Logisch, wenn das Hauptgericht des Abends 21 Uhr Deutschland gegen Ghana heißt. Oder anders: Bratwurst, Sauerkraut und Kartoffeln gegen Fufu, das Nationalgericht von Ghana, einen festen Brei aus Maniok oder Yams und Kochbananen. Fast wäre mir dieses Gericht ja im Halse stecken geblieben, da brauchte ich dann am Ende doch einen Verdauungsschnaps, während es in der ersten Halbzeit noch ein stilles Mineralwasser getan hatte. Das am Ende leistungsgerechte 2:2 hatte wohl alles, was ein gutes Fußballspiel braucht: Vier Tore als das Salz in der Suppe, mit viel Schärfe - aber nie überhart geführte - Zweikämpfe und natürlich alles in allem eine gut gewürzte Dramaturgie: Götze machte mit Kopf und Knie in der 50. Minute das 1:0. Und man wähnte Deutschland plötzlich auf der Siegerstraße. Doch Ghana drehte das Spiel, kam schon drei Minuten nach der deutschen Führung zum 1:1 und zehn Minuten später sogar zum 2:1. Und man musste um die Deutschen bangen wie der Hobbykoch, dass ihm sein Essen anbrennt. Aber Deutschlands Chefkoch Jogi Löw merkte, dass hier was nicht richtig schmeckt, würzte nach, brachte Schweinsteiger und Klose. Und sorgte damit dafür, dass nur Sekunden später der Ausgleich gelang und damit das Ergebnis beim Abpfiff zumindest genießbar war. Miroslaw Klose machte seinen 15. WM-Treffer, zog damit mit Brasiliens Ronaldo gleich.

Nun gilt es im letzten Spiel für Jogis Jungs, die von Klinsmann servierten US-Burger zu verspeisen und damit den Weg ins Achtelfinale aufzustoßen. Nur eins steht fest: So leicht wie gegen die Portugiesen wird es eh kein zweites Mal.

Als Nachspeise genehmigte ich mir dann ab 0 Uhr bei der Begegnung Bosnien-Herzegowina gegen Nigeria noch Leckeres vom Balkan-Grill und eine Egussi Soup, einen typischen Fleischeintopf aus dem afrikanischen Land. Da war beiderseits von Anfang an Pfeffer im Spiel. Die Angriffe gingen hin und her. Ein reguläres Tor der Bosnier in der 21. Minute wurde aberkannt, kurz darauf gingen die Nigerianer in Führung. Und dabei blieb es bis zum Ende trotz mehrerer bosnischer Chancen zum Schluss. Für die Bosnier war's das in Brasilien - einige Spieler wie Ibisevic und Salihovic werden wir dann ab August in der Bundesliga wiedersehen.

Nun will ich nur hoffen, mir schlägt das viele und vor allem späte Essen nicht auf den Magen.
 

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