Schlafgesundheit ist angesagt wie nie. Das hat zu einem Hype der Polsterbetten geführt.

Traditionell wird hierzulande der Einrichtung des Schlafzimmers eher wenig Beachtung geschenkt. Dabei verbringt der Mensch in keinem anderen Raum so viel Zeit. Im Schnitt schläft jeder Deutsche täglich sieben Stunden und 45 Minuten - somit hält er sich ein Drittel seines Lebens im Bett auf. Schlafen gehört genauso wie Essen zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Nach Ernährung und Fitness scheint Schlafgesundheit nun das neue Lifestyle-Thema zu sein. Deshalb ändert sich auch allmählich die Haltung zum heimischen Ruheraum. Der Nachholbedarf ist jedenfalls groß. Denn Schlafzimmermöbel sind in Deutschland im Durchschnitt schon 22 Jahre alt, so die Angaben des Verbands der Deutschen Möbelindustrie. Und selbst die Matratzen, die nach Empfehlung von Experten alle sieben bis zehn Jahre schon aus Hygienegründen ausgetauscht werden sollten, sind laut Fachverband Matratzen-Industrie durchschnittlich 14 Jahre alt.

Bequeme Einstiegshöhe

Mittlerweile aber steigen die Ausgaben in diesem Bereich deutlich an. Wobei heutzutage nicht mehr automatisch ein komplettes Schlafzimmer mit Bett, Kommode und Schrankwand gekauft wird. Oftmals ist es das Bett, was die große Veränderung im Schlafzimmer bringt. Immer mehr Kunden fragen dabei gezielt nach Boxspringbetten. Viele Menschen, vor allem ältere, schätzen an den hoch aufragenden Konstruktionen die bequeme Einstiegshöhe, so die Erfahrung der Händler. Zudem unterstützten Boxspringmodelle den Körper über die gesamte Liegefläche und nicht nur an einzelnen Punkten wie Becken oder Schulter wie bei den herkömmlichen Bettgestellen.

Experten preisen darüber hinaus das Klima innerhalb der Konstruktion an. Der Mensch gibt pro Nacht gut einen halben Liter Feuchtigkeit ab, der zu großen Teilen in der Matratze landet. In zehn Jahren sind das sieben Badewannen. Die bekommt man nur weg, wenn die Luft zirkuliert. Und das geht am besten in einer Federkernmatratze. Boxspring bedeutet so viel wie "Kasten mit Federn" und bezeichnet das spezielle Untergestell der Betten. Beim Boxspringbett liegt die Matratze nicht auf einem Lattenrost, sondern auf einer gefederten Untermatratze, die wie ein Stoßdämpfer wirkt.

Imposant und gemütlich

Boxspringbetten entstanden im 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten. Sie boten schon den Erste-Klasse-Passagieren der am 15. April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt gesunkenen "RMS Titanic" einen hohen Schlafkomfort. Ein paar Jahre später waren alle Kabinen der gehobenen Klasse in Passagierschiffen mit Boxspringbetten ausgestattet. In den USA, Kanada, Skandinavien und den Beneluxstaaten dominieren sie seitdem den Markt. Gut siebzig Prozent aller Schlafzimmer sollen in diesen Ländern mit einem Boxspringbett ausgestattet sein. In den meisten europäischen Ländern sind sie Standard in den Luxushotels. Sie wirken imposant und gemütlich, bestehen aus jeder Menge Polster und haben ein hohes Kopfteil, an das es sich anlehnen lässt wie an ein Sofa.


Boxspringbett Mona | Bildquelle: Möbelheinrich

Seit gut zehn Jahren hat sich auch der Absatz in Deutschland vervielfacht. Etwa jede vierte neu erworbene Matratze entfällt inzwischen auf das Boxspringmodell. Vor zehn Jahren schliefen vier von fünf Bundesbürgern noch auf einer Kaltschaummatratze, so der Matratzenverband. Heute seien es nicht mal mehr 60 Prozent. Boxspring ist das wachsende Segment in der Branche. Der Verband der Deutschen Möbelindustrie schätzt, dass Boxspringbetten mit 1,5 Milliarden Euro ein Drittel des gesamten Bettenumsatzes ausmachen, Tendenz steigend. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) geht von mehr als einer Million verkaufter Boxspringbetten im Jahr aus.

Günstig im Sale

Wer sich in Einrichtungshäusern umschaut, kommt an dem neuen Bettentrend nicht mehr vorbei. Boxspringbetten sind nunmehr auch im mittleren Preissegment angekommen - vor allem bei Rabattaktionen werden sie schon im dreistelligen Bereich angeboten. In der Regel kosten sie mindestens 1.000 Euro. Für ein hochwertiges Modell sollte man schon mehr als 2.000 Euro veranschlagen, rät die GfK. Aufgebaut sind die extra dicken Matratzen aus drei Elementen. Ganz unten, eingehängt in den Bettrahmen, befindet sich statt des sonst üblichen Lattenrostes eine gefederte, matratzenähnliche Unterkonstruktion. Darauf liegt die eigentliche Matratze, üblicherweise mit Federkern oder Taschenfederkern ausgestattet. Ganz oben schließlich folgt eine Auflage, in der Fachsprache Topper genannt. Diese mehrere Zentimeter dicke Matte soll zum einen den Liegekomfort erhöhen und zum anderen die Matratze schonen.

Bei den preisintensiveren Modellen ist die Herstellung meist heute noch Handarbeit. Für die obere Taschenfederkernmatratze etwa werden im Hüftbereich stärkere Federn verwendet, in der Schulterpartie etwas schwächere. Die Obermatratze ist auf die Maße des Kunden abgestimmt, während die Untermatratze die Bewegungen abfedert. Wenn man bedenkt, wie viel Zeit man letztlich im Bett verbringt, sollte man nicht an der Qualität sparen, auch wenn sie ihren Preis hat. Beim Autokauf bezahlen Kunden den Aufpreis für Lederbezüge und Sitzheizung in der Regel ganz selbstverständlich. Und das, obwohl kaum jemand so viel im Auto sitzt, wie er im Bett liegt.

Redakteurin: C.Fiedler