Zum Frauentag: Frausein – damals und heute

Sandra Schellenberger (36)  hat wenig Zeit, um Frau zu sein. „Meine zwei Kinder sind noch nicht so alt, dass ich viel Zeit für mich finden kann“, erklärt sie. Außerdem brauche auch ihr Mann sein Pflegeprogramm, fügt sie augenzwinkernd an. Die gemeinsame freie Zeit nutze die Familie zum Reisen. „Schweden ist unser Favorit“, sagt die Voigtsdorferin, die als Betreuungsassistentin im Seniorenheim arbeitet. Der
Frauentag ist für sie ein Tag wie jeder andere.

Anna Tobisch (19) will als Frau ihre Interessen und ihre Meinung vertreten und sich „in der Gesellschaft dabei wohlfühlen“. „Keiner soll versuchen, meine Meinung als Frau zu ändern und mich zu beeinflussen“, sagt die Halsbrückerin. Sie erlernt den Beruf einer Altenpflegerin. „Ich trage auch gern Kleider und schminke mich, denn ich will mich auch über mein Äußerliches verstanden wissen und als Frau bewusst
zeigen“, bringt sie es auf den Punkt.

Erna Brand (96) nimmt den Frauentag, wie er kommt. „Mal findet was statt, mal fällt‘s aus“, sagt sie. Als sie 20 war, herrschte Krieg. Vormittags half sie ihrer Mutter auf dem Feld, nachmittags war sie in Stellung bei einem Bauern. „Tanz war meine Lieblingsbeschäftigung“, sagt sie lächelnd. Alle 14 Tage war Tanz im Saal in Weigmannsdorf. 1946 hat sie geheiratet. „Wenn ich dasselbe Glück wieder hätte, würde ich wieder heiraten.“

Bärbel Beck (78) würde lieber heute als morgen wieder arbeiten gehen, wenn sie ihre Lebensuhr zurückdrehen könnte. „Meine schönste Zeit war, als ich bei einem Zahnarzt in Großschirma gearbeitet habe“, sagt die Mutter zweier Söhne. Später habe sie in Gotha gelebt. „Es ist schon lange her, dass wir dort mit der Zahnarztpraxis Frauentag gefeiert haben. Einmal wurden wir Frauen aus der Praxis und dem Labor zum Essen auf einer Ausfahrt eingeladen.“

Manuela Knebel (54) will nicht nur Frau, sondern auch Mutter sein, sagt sie mit Blick auf ihre beiden erwachsenen Kinder. Aber: „Die Akzeptanz von Frau und Mann ist gleichermaßen wichtig“, meint die Pflegedienstleiterin. Den Frauentag möchte sie mit ihrer Sportgruppe gemeinsam feiern. „Wir sieben Frauen treffen uns in Dittersbach einmal in der Woche zum Nordic Walking. Dann ist Frauenabend.“ Blumen von ihrem Mann werde sie sicher auch bekommen.

Irene Seifert (86) würde heute nicht viel anders machen als damals, sagt sie. „Das Beste, was mir passieren konnte, waren meine zwei Jahre an der Handelsschule in Freiberg.“ Als Buchhalterin arbeitete sie auf der Gemeinde in Lichtenberg. „Zum Frauentag wurde immer was losgemacht“, erinnert sie sich. „Wir haben die Blumen versorgt, der Bürgermeister hat sie verteilt.“ Mit der Wende sei dann alles abgeschafft worden, sagt die zweifache Mutter.

Susann Schmitt (44) hat jene Ansteckblumen aufgehoben, die ihre Mutti früher zum Frauentag im Betrieb bekam. Sie selbst, Mitarbeiterin der sozialen Betreuung, sieht ihre Frauen- vornehmlich als Mutterrolle. „Meine drei Kinder brauchen mich. Und ich freue mich darauf, mit meinem Mann auch mal wieder allein etwas zu unternehmen, wenn sie groß sind“, sagt sie. Abends finde sie jetzt Zeit für sich und ihre Hobbys, das Radfahren, Gitarrespielen und Lesen.

Sonja Uhlig (92) hat den Krieg als Kind erlebt. „Das war eine sehr bewegende Zeit“, sagt die Lichtenbergerin. Mit Anfang 20 hat sie eine Lehre in einem Freiberger Feinkostgeschäft gemacht. Sie hat geheiratet und zwei Kinder
bekommen. „Das würde ich wieder so machen. Heute würde ich damit aber vielleicht länger warten. Wir haben ja früher, in unserer Jugend, nichts weiter gehabt.“ Für Sport und die Natur hatte sie als junge Frau viel übrig.

Agnieszka Pilz (32) ist stolz darauf, eine Frau zu sein. „Die Anerkennung der Frauen ist heute weitaus größer als früher. Meist haben Frauen genauso gute Chancen im Beruf wie Männer“, sagt die Mutter einer Tochter. Ob Kindererziehung, Haushalt, Job – für das, was Frauen leisten, sei ihnen Respekt und Anerkennung zu zollen. „Ich kann es gut ausleben, eine Frau zu sein“, so Agnieszka Pilz, die sich in der Ausbildung zur Altenpflegerin befindet.