Elektrisches Lagerfeuer im Festspielhaus Hellerau

Wie das funktioniert, bewies am Wochenende das Chemnitzer Label Raster mit seinem "Electric Campfire". Das elektrische Lagerfeuer brachte Farben und Klänge auf die weiße Bühne.

Mit Grischa Lichtenberger, Robert Lippok, Kyoka, Atom, Frank Bretschneider und Byetone bespielten renommierte Künstler die Bühne mit ihrer visuell in Szene gesetzten elektronischen Musik.

Das in Berlin und Chemnitz ansässige Label, 1995 von den beiden AG-Geige-Mitgliedern Olaf Bender und Frank Bretschneider als Rastermusic gegründet, arbeitete lange mit Carsten Nicolais Archiv für Ton und Nichtton (Noton) zusammen, bevor man 2017 getrennte Wege ging. Allerdings im freundschaftlichen Einvernehmen, wie Olaf Bender sagte.

Die Musik der Raster-Künstler integriert oft Elemente der bildenden Kunst, wie die Auftritte in Hellerau zeigten.

Wie etwa bei Grischa Lichtenberger, dessen Klänge scheinbar Barcodes sprengen und schemenhafte Figuren tanzen lassen zu Hymnen, die sich selbst sprengen.

Damit wird die Appia-Bühne - einst für schauspielende Menschen gemacht - von den Schauspielern wieder befreit, während das Publikum tanzend und im Rhythmus zuckend selbst zum Akteur auf dieser Bühne wird.

Womit der historischen Appia-Bühne im Festspielhaus ein neues Kapitel hinzugefügt wird und sie sich als immer noch angemessen und nützlich erweist.

Bühne und Zuschauerraum des großen Saals im Festapielhaus Hellerau wurden einst geschaffen von den Theater- und Kunstrevolutionären Adolphe Appia (1862 - 1928), eigentlich ein studierter Musiker, der Lichttechniker Alexander von Salzmann (1874 - 1934), eigentlich Maler, und dem Tanzpädagogen Émile Jaques-Dalcroze (1865 - 1950).

In Hellerau entstand damit einst ein Bühnenraum, der mit der damaligen Praxis vor allem von Opernaufführungen brach.

Statt naturalistischer Bühnenbilder, der sich die Inszenierung unterzuordnen hatte, gestalteten sie einen geheimnisvoll indirekt beleuchteten, offenen Bühnenraum, der Musik und Inszenierung in den Mittelpunkt stellte und zum Ort der Interaktion mit dem Publikum machte.