Alpwirtschaft und Hüttenwirte in den Allgäuer Alpen sind von der Sommersaison bisher hellauf begeistert. „Das Hochgebirge könnte kaum schöner sein als jetzt“, freut sich Jochen Krupinski von der Mindelheimer Hütte (2.013 Meter) in den Oberstdorfer Alpen.
Bild: Lukas Barth
Wenn wortkarge Alphirten darüber ins Schwärmen geraten, klingt das so: „Ein ausgesprochen guter Sommer. Keine Temperaturstürze, kein Schnee, aber immer genug Trinkwasser“, sagt zum Beispiel Hans Wirth Oberalpmeister in Oberstdorf.
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Darüber werden sich auch mehr als 100.000 Touristen freuen, die regelmäßig im September zwei Wochen lang in großen Festzelten den im Allgäu „Viehscheid“ genannten Alpabtrieb als fünfte Jahreszeit feiern.
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Nach der Sommerfrische auf den Bergweiden werden in 32 Orten zwischen Bodensee und Ammergebirge rund 30.000 Tiere im Tal zurück erwartet.
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Konkrete Zahlen will Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) erst am 11. September in Bad Hindelang mitteilen, wo der größte Viehscheid in der Region regelmäßig rund 20.000 Besucher anlockt.
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„Jedes Jahr das gleiche“, sagt Oberalpmeister Wirth schon jetzt: In Oberstdorf wurden zu Beginn der Saison rund 1.000 Rinder aufgetrieben zu den Hochweiden von sechs alpwirtschaftlichen Betrieben, die im Allgäu nicht Almen wie in Oberbayern, sondern Alpen genannt werden. Dabei handelt es sich meist um Genossenschaften, die nicht nur eigenes Vieh auftreiben, sondern auch Jungrinder von Landwirten im Voralpenland bis Ravensburg und Ulm.
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Weil die Besitzer ihre Tiere nach der „Sömmerung“ kaum wiedererkennen, müssen sie vom Hirten aus der Herde ausgeschieden werden. Daher rührt der Name Viehscheid.
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Im Allgäu ist daraus längst ein „Event“ geworden. „Sind das die Cowboys?“, fragen manche von ihnen, wenn die Alpenhirten in ihrer Tracht die Tiere ins Tal treiben. So große Herden kennen die Gäste aus Ballungsräumen sonst meist nur aus Wildwestfilmen. Beim Viehscheid in Oberstdorf, erläutert Wirth, kommen auf jedes „geälpte“ Rind ungefähr zehn Touristen.
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Kaum ein Besucher steht ohne Kamera am Wegesrand. Beliebtestes Fotomotiv sind die Kranzrinder mit geflochtenem Blumenschmuck zwischen den Hörnern des Leittieres - ein Zeichen dafür, dass die Herde den Sommer ohne Unfall und Ausfall überstanden hat.
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In Pfronten, wo am 8. September der erste Viehscheid der Saison stattfindet, werde an dieser Tradition festgehalten, auch wenn die Besucher gerne jede Leitkuh mit Kranz sehen würden, sagt Bernd Mayer, Vorsitzender und Geschäftsführer des Rechtlerverbandes, dem seit dem Jahr 1430 mit 3.200 Hektar größten Grundbesitzer in Pfronten. Beim Alpabtrieb werden hier 1.050 Stück Jungvieh von sechs Alpen ins Tal zurückkehren - erwartet von rund 7.000 Besuchern. „Den Rummel müssen wir schlucken, weil wir alle irgendwie vom Tourismus leben“, sagt sein Kollege Franz Berktold, Vorsitzender des Vereins ehemaliger Rechtler in Oberstdorf, dem auch dort größten Grundbesitzer.
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In 32 Allgäuer Orten zwischen Bodensee und Ammergebirge findet bis zum 22. September ein sogenannter Viehscheid statt.