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Rückblick: Januar 2018
8. Januar: Ein aufregender Tag für vier junge Menschen aus der katholischen Pfarrgemeinde Heilig Kreuz in Wechselburg und der evangelischen Kirchgemeinde Rochlitz: Als Sternsinger haben Luise Meerheim (v. l.), Oliver Mory, Lena Müller und Elias Kalenborn Segen ins Kanzleramt in Berlin gebracht. Dabei treffen sie auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Es war ein Erlebnis, das wir niemals vergessen werden“, berichten die Jugendlichen unisono. Zu Gast im Kanzleramt sind an dem Tag mehr als 100 Sternsinger aus allen 27 deutschen Diözesen.
Bild: Ralf Adloff/Kindermissionswerk9. Januar: Ein Fest mit Feuerwerk, Riesenrad und feierlichem Umzug sollte es nicht werden: 2018 feierte die Stadt ihren 875. Geburtstag. Das Jubiläum sollte jedoch besonders begangen werden: Über die zwölf Monate hinweg gab es daher Veranstaltungen und Projekte, organisiert von den unterschiedlichsten Akteuren. Einer der Ideengeber dafür, das Jubiläum auf diese Art zu begehen, war Christoph Fasbender, Professor für Deutsche Literatur und Sprachgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit an der TU Chemnitz. Wenn die Feierlichkeiten von den klassischen Akteuren vorbereitet würden, gäbe es nur eine Version der Stadtgeschichte, sagte er zu Jahresbeginn, als der Startschuss für den Festreigen fiel in einem Interview. Stattdessen habe man viele verschiedene Geschichten hören wollen. Darum wurden die Chemnitzer gebeten, sich über ihre eigene Geschichte Gedanken zu machen und sich Veranstaltungen und Projekte ausdenken. Um ihnen gedanklich auf die Sprünge zu helfen, in welche Richtung sie für ihre Projekte denken könnten, wurden von der Chemnitzer Wirtschaftsförderung fünf Themen vorgegeben. Diese lauteten Liebe, Form, Herausforderung, Höchstleistung und Fortschritt. Mehr als 75 Projekte mit insgesamt 130 Veranstaltungen wurden für das Festjahr schlussendlich angemeldet. Zum Startschuss übergab Susan Endler (Foto), Marketingchefin der CWE, einen Würfel, der als Symbol für 875 Jahre Chemnitz dient, an den Leiter des Stadtarchivs, Paolo Cecconi. In seiner Einrichtung fand die allererste Veranstaltung des bunten Reigens rund um den runden Geburtstag von Chemnitz statt.
Bild: Andreas Seidel10. Januar: Besser kann das Jahr für das Deutsche Landwirtschaftsmuseum in Blankenhain nicht beginnen. Die Einrichtung übernimmt von einem ortsansässigen Agrarunternehmen dessen alte Schrotmühle. Ein Glücksgriff, denn: Die Mühle ist noch voll funktionsfähig und in dieser Form einmalig. Sie steht noch an dem Ort, an dem sie 1949 errichtet wurde. Das Foto zeigt einen alten Aufzug in der Mühle.
Bild: Thomas Michel12. Januar: Gut 3000 Mitarbeiter von VW Sachsen, des VW-Bildungsinstituts und von Automobil-Zulieferern der Region gehen auf die Straße. Sie streiken für eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit. Statt 38 Stunden wollen sie 35 Stunden arbeiten, außerdem fordern sie sechs Prozent mehr Lohn. Auch beim Logistik-Unternehmen Schnellecke in Glauchau, dem größten Arbeitgeber in der Gegend um Glauchau, protestieren die Mitarbeiter. Es bleibt nicht der einzige Streik in Westsachsen in diesem Jahr. Schon im Februar gehen die VW-Mitarbeiter erneut auf die Straße. Im März streiken Angestellte aus dem öffentlichen Dienst, auch sie fordern sechs Prozent Lohnerhöhung. Im Heinrich-Braun-Klinikum verleihen Mitarbeiter ihrem Unmut Ausdruck, zwar streiken sie nicht, aber bei aktiven Mittagspausen machen sie auf ihre Forderungen aufmerksam. Auch sie fordern höhere Gehälter und die Besetzung offener Stellen, um entlastet zu werden. Auf das HBK kommt im Lauf des Jahres noch mehr Ärger zu: Abteilungen sollen ausgegliedert werden, hiergegen setzen sich Mitarbeiter ebenfalls zur Wehr. Der Stadtrat Zwickau, der sich mit dem Thema befassen muss, hat seine Debatte darüber ins neue Jahr verschoben.
Bild: Andreas Wohland13. Januar: Das Wetter ist wurst: Trotz aufgeweichter Böden und wenig winterlichem Flair reisen rund 1600 Biker zum 47. Wintertreffen auf Schloss Augustusburg an. Andreas Reusch aus Niederwiesa fährt mit einem DKW Dreirad, Baujahr 1927, vor. Mit der Besucherresonanz zeigt sich Patrizia Meyn, Geschäftsführerin von Schloss Augustusburg, sehr zufrieden. 8000 Besucher vermeldet sie. Der Termin für das 48. Treffen steht bereits fest: Am 12. Januar 2019 werden die Biker wieder in Augustusburg erwartet.
Bild: Claudia Dohle15. Januar: Eine Ära geht zu Ende... Die letzten Möbel wurden aus dem ehemaligen Gasthaus „Zum Fernblick“ auf dem Zwickauer Windberg geräumt, das Gebäude verkauft. Seitdem steht fest, dass hier wohl nie wieder eine Ausflugsgaststätte entsteht. 86 Jahre war der „Fernblick“ ein Ziel für Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer. Ein Jahr hatte er leergestanden, bevor sein Schicksal besiegelt wurde – und die Hoffnungen der Zwickauer waren dahin.
Bild: Ralph Köhler17. Januar: Candy Bauer ist erfolgreich bei den Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Im Viererbob holt der Anschieber aus dem Erzgebirge gemeinsam mit seinem Team die Goldmedaille. Mit dem Olympiasieg im Eiskanal sind für den Wolkensteiner die Leiden aus der Vergangenheit vergessen. Begonnen hatte er seine sportliche Karriere als Kugelstoßer, die er 2013 durch eine Ellenbogenverletzung beenden musste. Bevor er im Bob landete, musste er 20 Kilogramm abspecken.
Bild: Martin Grothkopf17. Januar: Warnstreiks bei Porsche in Schwarzenberg: Etwa 150 Mitarbeiter des Porsche Werkzeugbaus legen am Mittag für gut eine Stunde ihre Arbeit nieder. Sie folgen damit dem Aufruf von Seiten der IG Metall. Die Forderung der Gewerkschaftsvertreter beläuft sich auf zehn Prozent mehr Lohn. Mitarbeiter des Werks betonen, dass es ihnen bei dem Arbeitskampf nicht um den Standort geht, sondern vielmehr um ein solidarisches Verhalten gegenüber den Metallern.
Bild: Olaf Wolfram17. Januar: Ausnahmezustand in der Stadt: Sturmtief Friederike hatte Chemnitz mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 113 Stundenkilometern heimgesucht. Ab Nachmittag bis zum späten Abend war die Feuerwehr zu mehr als 200 Einsätzen ausgerückt. Alarmiert wurden neben der Berufswehr auch alle 15 freiwilligen Feuerwehren. An einem Haus an der Theaterstraße/Höhe Kaßbergauffahrt in Chemnitz kippte ein großes Baugerüst um und stürzte auf mehrere Autos (Foto). Die Straße wurde gesperrt. Verletzte gab es nicht, weil gerade keine Passanten unterwegs waren. Auch mehrere Dächer von Wohnhäusern hat der Sturmgestern abgedeckt, unter anderem in Altchemnitz. Schon im Laufe des Tages hatte sich die Stadt auf den Sturm vorbereitet: An vielen Schulen wurde der Unterricht vorzeitig abgebrochen.
Bild: Haertelpress18. Januar: Der Welttag des Schneemanns: Allerdings spielt Frau Holle, ganz im Gegensatz zum Jahr davor, nicht mit. So müssen die Mädchen und Jungen im Sachsenburger DRK-Kindergarten „Heinzelmännchen“ für ihren Schneemann die dünne Schneedecke regelrecht „zusammenrollen“. Danach wirbelt Sturm „Friederike“ ihren Kindergartenalltag mächtig durcheinander. Wetterexperte Manfred Tietz hat in seinen Unterlagen als kältesten Januar in der Region 1987 mit einer Mitteltemperatur von minus 8,6 Grad Celsius notiert, als wärmsten mit 3,8 Grad den von 2007.
Bild: Falk Bernhardt18. Januar: Das Jahr 2018 beginnt stürmisch. „Friederike“ fegt über das Vogtland. Dabei reißt eine Böe ein etwa 200 bis 300 Quadratmeter großes Kupferblechdach von einem Haus an der Auerbacher Mosen-/Ecke Kaiserstraße ab. Zu Schaden kommt niemand...
Bild: David Rötzschke... Einen extragroßen Schutzengel hat Anika Bytomski, als eine Fichte wenige Meter vor ihr auf die Fahrbahn der A 72 kracht. „Ich bin auf den Baum zugefahren und hab gedacht, jetzt überschlägt es dich“, erzählt die Studentin aus Plauen. Doch sie hat Glück: Sie kollidiert zwar mit dem Baum, schafft es aber, ihren Golf sicher zum Stehen zu bringen...
Bild: Ralph Köhler... Glück im Unglück auch für Feriendorfbetreiber Gottfried Pester aus Lengenfeld. Nur die Spitze eines Baums kracht auf das Dach seines Pilgerhäuschens. Doch auch so hat er in den folgenden Monaten alle Hände voll zu tun, um das Gebäude zu reparieren. „Erst im Sommer war alles erledigt“, so Pester.
Bild: Franko Martin18. Januar: Sturmtief „Friederike“ verwüstet auch die Region Westsachsen, alleine im Rotenhanschen Forst in Hohenstein-Erntthal legt der Sturm 15.000 Bäume um. Die Aufräumarbeiten dauern Monate. Der Sturm kostet auch Menschenleben in der Region: Zwei bulgarische Lastwagenfahrer kommen bei einem Auffahrunfall auf der A 72 bei Niedercrinitz ums Leben. „Friederike“ ist nicht der letzte Sturm – im September wütet „Fabienne“ in Hirschfeld und Kirchberg.
Bild: Andreas Kretschel18. Januar: Noch nicht einmal drei Monate nach Sturmtief „Herwart“ Ende Oktober 2017 erwischt es Mittelsachsen erneut. Dieses Mal zieht „Friederike“ an jenem Donnerstag über den Landkreis und hinterlässt ihr zerstörerisches Werk. Zwischen 15 und 22 Uhr gehen mehr als 400 Notrufe in der Rettungsleitstelle Freiberg ein. Feuerwehren sind im Dauereinsatz. Das Landratsamt registriert Einsätze im vierstelligen Bereich. Bäume stürzen um, Dächer werden abgedeckt, Stromleitungen zerrissen. Bei 17.000 Kunden fällt der Strom aus. Der Bus- und Bahnverkehr kommt zum Erliegen. Straßen werden gesperrt, Schulen geschlossen, Veranstaltungen abgesagt. Auf dem Parkplatz am ehemaligen Rochlitzer Krankenhaus stürzt ein Baum auf ein Auto (im Bild). Am Freiberger Rathaus gibt ein historischer Giebel dem Druck des Sturmes nach, Teile des Mauerwerks stürzen auf den Obermarkt. Zum Glück wird niemand verletzt. Die Schäden im Forst sind immens. Aufräumarbeiten dauern in einigen Revieren bis heute an. Bis Kahlflächen wieder aufgeforstet sind, wird es Jahre dauern. Um die Wälder widerstandsfähiger gegen Sturmgewalten zu machen, treibt der Sachsenforst deren Umbau voran: weg von Monokulturen, meist Fichten, hin zu artenreichen Baumbeständen, die so besser mit widrigen Umständen wie Veränderungen des Klimas oder extremen Wetterlagen klarkommen.
Bild: Mario Hösel19. Januar: Umgestürzte Lkw, entwurzelte Bäume, Schüler, die aus Sicherheitsgründen zeitig auf den Weg nach Hause geschickt werden — das prognostizierte Sturmtief „Friederike“ trifft das mittlere Erzgebirge mit voller Wucht. Vor allem der Straßen- und Bahnverkehr ist betroffen. In der Polizeidirektion Chemnitz gehen mehr als 50 Meldungen von Ereignissen ein, die mit dem Sturm in Zusammenhang stehen. Die Feuerwehren sind zu zahlreichen Einsätzen unterwegs.
Bild: André März19. Januar: Zwei Tage lang hatte Ulrich Fuchs (Foto, Mitte) sich in Chemnitz umgesehen, mit Verantwortlichen gesprochen, Vorträge gehalten, Einschätzungen gegeben. Dann schätzte der Mann, der noch bis Jahresende amtierender Chef jener Jury ist, die die künftigen Kulturhauptstädte Europas kürt, ein: „Ich glaube, Sie sind auf einem guten Weg.“ Das sagte er während einer Tagung Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig. Das Stadtoberhaupt hielt zu diesem Zeitpunkt das Jahr 2018 für ein entscheidendes. Bis Ende des Jahres sollte ein gleichermaßen authentisches wie überzeugendes Bewerbungskonzept vorliegen, das von möglichst vielen Chemnitzern mitgetragen wird. Nach einem weiteren intensiven Workshop im Oktober kristallisierte sich heraus: Vor allem das Projekt „Stadt am Fluss“ beflügelte die Fantasie vieler Bürger.
Bild: Andreas Seidel