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Rückblick: September 2018
1. September: Unternehmer der Stadt schlossen sich nach den Ausschreitungen zusammen, wollten einen Kontrapunkt setzen. Mit dem deutschlandweit in Anzeigenkampagnen geschalteten Slogan „Chemnitz ist weder grau noch braun“ reagierten sie auf eine Initiative des Industrievereins Sachsen 1828 und des Vereins Kreatives Chemnitz, dem Vertreter der Kultur- und Kreativwirtschaft angehören. Mehr als 40 Firmen sagten innerhalb von zwei Tagen finanzielle Unterstützung zu. Spontan kamen 50.000 Euro zusammen, nicht nur für Imagebildung, 20.000 Euro flossen an die Familie des Getöteten.
Bild: Uwe Mann1. September: Engagiertes Strampeln für sicheren Pedaltritt: Unter der Devise steht eine Rad-Demonstration in Hilbersdorf. Reichlich 400 Teilnehmer folgen dem Aufruf einheimischer Radler entlang der Staatsstraße 190. Die Aktion soll der Forderung zum Bau eines Radwegs zwischen Freiberg und Hilbersdorf Nachdruck verleihen. Vertreter aller Generationen vereint ein Gedanke: Die Sicherheit der Radfahrer muss schnell verbessert werden, die Nutzung der vielbefahrenen Straße ist lebensgefährlich. Fast 1500 Menschen unterzeichnen zudem eine Internet-Petition. Inzwischen kam die frohe Botschaft: Der Freistaat plant, finanziert und baut den Weg entlang der Staatsstraße vom Ortsausgang Hilbersdorf bis zum Knotenpunkt der angedachten Ortsumfahrung. Die Strecke bis zum Knappenweg soll in Regie des Zweckverbands „Gewerbegebiet Freiberg Ost“ verwirklicht werden, an dem die Stadt Freiberg und die Gemeinde Bobritzsch-Hilbersdorf beteiligt sind. Einen entsprechenden Beschluss hat die Verbandsversammlung im November gefasst. „Der starke Bürgerwille ist uns ein Ansporn, das Projekt rasch umzusetzen“, erklärt Verbandschef Volker Haupt, der zugleich Bürgermeister von Bobritzsch-Hilbersdorf ist. Trotzdem werden Radfahrer noch warten müssen, ehe sie auf der knapp einem Kilometer langen Strecke zwischen den Orten pendeln können. Der Freistaat will, wie es aus dem Wirtschaftsministerium heißt, bis Anfang 2019 die Planung für sein Teilstück auf den Weg bringen. Baustart und -ende sind noch genauso unklar wie die Kosten.
Bild: Christof Heyden3. September: 65.000 Menschen folgten Anfang September dem Aufruf des Bündnisses „Wir sind mehr“. Bei einer Pressekonferenz am Nachmittag stellten sich teilnehmende Musiker des Konzerts, darunter der Band Die Toten Hosen, den Fragen von rund 200 Journalisten. Felix Brummer, Sänger der Chemnitzer Band Kraftklub, betonte, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus auch nach der Veranstaltung weitergehe. Für das Konzert seien keine Steuergelder geflossen, hieß es von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft.
Bild: Sebastian Kahnert/dpa7. September: Dass Zirkus auch ohne Wildtiere, allein durch menschgemachte Kunst verzaubern kann, zeigen die „Barocken Circusträume“ auf dem Annaberger Marktplatz. Im Rahmen des Musikfestes Erzgebirge bringen Akrobaten und Musiker ihr Können zusammen.
Bild: Uwe Mann7. September: Zum 100. Todestag der russischen Zarenfamilie Romanow zeigt das Heimatmuseum Knochenstampfe in Dorfchemnitz Russlands Kronjuwelen in Replik. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die funkelnden Geschmeide der großen Familie des letzten Zaren Nicolaus II.
Bild: Jens Uhlig8. September: Müll, Lärm, Gestank: Der Grenzübergang an der B 174 in Reitzenhain gleicht einer Müllkippe. Die Zustände sind den Behörden bekannt, verantwortlich fühlt sich niemand. Eine Lösung sollen 2019 WC-Anlagen und Parkflächen bringen.
Bild: Jan Görner8. September: Spektakuläre Szenen in Adorf: Dort sorgt die Hochseilartisten-Truppe Geschwister Weisheit für Staunen. Ihr Balanceakt über dem Marktplatz ist einer der Höhepunkte der Feierlichkeiten zum 725-jährigen Stadtjubiläum mit integriertem Tag der Vogtländer. Ein ganzes Wochenende lang wird im oberen Vogtland gefeiert. Rund 30.000 Besucher zählt die Polizei – so viele wie noch bei einem Fest in Adorf. Besondere Anziehungskraft entfaltet der Festumzug mit Teilnehmern aus dem gesamten Vogtland. Am Ende sind alle zufrieden: Einwohner, Künstler, Händler und die vielen Gäste. Die Fäden liefen bei Organisatorin Beate Geipel und ihrem Team im Rathaus zusammen. „Es hat schon bei der Vorbereitung wahnsinnig Spaß gemacht, trotz der vielen Arbeit. Zum Beispiel wurden 25.000 Wimpel geschnitten und genäht, damit die fünf Kilometer Strecke beim Festumzug geschmückt werden konnte.“ Für Beate Geipel war es das letzte große Fest, bevor sie in den Ruhestand geht. „Alleine wäre das natürlich nicht zu schaffen gewesen. Im Org-Team waren wir 15 Leute. So nahe wie diesmal waren wir uns aber noch nie.“
Bild: Eckhard Sommer10. September: Ein Großbrand in der Müllfirma Glitzner Entsorgung in der Reichenbacher Ortschaft Schneidenbach, der dritte seit 2007, hält 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst auf Trab. Um 10.30 Uhr bricht der Brand in der Produktionsanlage für Ersatzbrennstoffe aus und breitet sich rasend schnell über ein Förderband aus, das Lager und Produktionshalle verbindet.
Bild: Carsten Steps
350 Tonnen Textilreste, Hausmüll und Gewerbeabfall gehen in Flammen auf. Die schwarze Rauchfahne ist bis weit ins Umland zu sehen. Gegen 12.30 Uhr ist das Feuer unter Kontrolle. Die Bürger sollen Fenster und Türen geschlossen halten. Die Polizei spricht später von einem technischen Defekt als Ursache – vermutlich verursacht von einem Fremdkörper in den Textilien, die in der Anlage verarbeitet werden. Umweltamtsleiter Tobias Pohl nennt die Powerbank eines Handys als möglichen Verursacher des Feuers. Laut Landratsamt soll es beim Brand nur zu geringen Kontaminationen von Boden, Futtermitteln, Aufwuchs und Nahrungsmitteln gekommen sein. Das Löschwasser aber, ein in zwei Teichen gesammelter hochprozentiger Schadstoffcocktail, muss größtenteils als Sondermüll entsorgt werden. Bis heute ist nicht über den Wiederaufbau der Anlage entschieden. Der Schneidenbacher Ortschaftsrat hat sich dagegen positioniert. In einer Bürgerumfrage sprechen sich 95,7 Prozent der Teilnehmer gegen den Wiederaufbau der Recyclinganlage aus. Der Wertstoffhof am Standort könne aber bleiben.10. September: Oelsnitz belebt eine Bergbautradition: Zum ersten Mal seit 1950 feiert die Stadt wieder ein Bergfest. Angereist sind dazu rund 400 Berg- und Hüttenleute aus 18 Bergbrüder-, Berg- und Hüttenknappschaften sowie Musiker dreier Bergorchester. Sie kommen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und der Tschechischen Republik. Mit dem Bergfest, das traditionell im Herbst stattfand, belebt man einen Bergmannsbrauch wieder, der aus der Tradition heraus entstanden ist.
Bild: Cristina Zehrfeld12. September: Zwickauer erinnern an der Crimmitschauer Straße mit einem weiß lackierten Rad an einen Radfahrer, der hier im Mai tödlich verunglückt war. Womit sie nicht rechneten: Zuerst klauten Unbekannte die Laufräder des Fahrrads. Ein Händler half und sponserte neue. Im November verschwand das ganze Rad. Der reuige Dieb – ein Unbekannter – brachte es zurück.
Bild: Ralph Köhler14. September: Nach dem gewaltsamen Tod des Chemnitzers am Rande des Chemnitzer Stadtfestes war es bei einer Reihe von Demonstrationen zum Teil zu ausländerfeindlichen Ausschreitungen gekommen, zudem gab es Übergriffe auf Migranten gegeben. Auf einigen Kundgebungen zeigten Teilnehmer den verbotenen Hitlergruß – festgehalten von Fernsehkameras und Fotografen. Entsprechend groß war das Medieninteresse, als nun der erste dieser Fälle – von dem es nach damaligem Stand allerdings keine Fotos gab – am Amtsgericht Chemnitz juristisch aufgearbeitet wurde.
Bild: Haertelpress16. September: Dem Hainichener SPD-Politiker Dieter Greysinger (rechts) gelingt der Wahl-Hattrick. Er gewinnt die Bürgermeisterwahl mit einem eindeutigen Votum der Hainichener zum dritten Mal in Folge. Knapp 80 Prozent votieren für den 53-jährigen Amtsinhaber. CDU-Herausforderer Joachim Fänder (l.) verfehlt mit einem Anteil von 20,6 Prozent der Stimmen deutlich das selbstgesteckte Ziel.
Bild: Falk Bernhardt19. September: Der Ausverkauf bei der insolventen Solar World in Freiberg läuft. Der einstige Photovoltaik-Riese ist zu einer Art Reste-Rampe geschrumpft. Fünf Mülleimer für 5 Euro, ein Herrenrad für 50 Euro, eine Alu-Klappleiter für 30 Euro: Gut 550 Schnäppchen sind bei einer Online-Versteigerung zu bekommen. Auch in den stillgelegten Produktionshallen findet eine Versteigerung von Betriebs- und Geschäftsausstattung statt. Rund 200 Interessenten, vor allem Händler, kommen. Für die Produktionsstätte auf dem Gewerbegebiet Ost wird derzeit ein Käufer gesucht.
Bild: Eckardt Mildner