Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
„Landschaft mit Hütte im Abendrot“ malte Gabriele Münter im Jahr 1908. Es war bereits 23.400 Kilometer unterwegs.
„Landschaft mit Hütte im Abendrot“ malte Gabriele Münter im Jahr 1908. Es war bereits 23.400 Kilometer unterwegs. Bild: Kunstsammlungen Chemnitz/László Tóth
Chemnitz
Wohin Chemnitzer Gemälde auf Reisen gehen

Das Museum Gunzenhauser verleiht regelmäßig Kunstwerke an Ausstellungen in ganz Europa. Am weitesten geht es für Bilder der Malerin Gabriele Münter. Warum gerade sie?

Chemnitz.

Ein Bild mit bayerischen Feldern im Sonnenuntergang geht von Chemnitz aus europaweit auf Reisen. Das Gemälde "Landschaft mit Hütte im Abendrot" von Gabriele Münter hat seit der Eröffnung des Museum Gunzenhauser im Jahr 2007 ganze 23.400 Kilometer zurückgelegt. Das reisefreudige Kunstwerk besuchte zuletzt das "Museum der Phantasie" in Bernried, in München das Lenbachhaus und davor die Kunsthalle "Fondation Beyeler" in Riehen in der Schweiz. Selbst die 9500 Kilometer bis zum "County Museum of Art" in Los Angeles waren dem Gemälde nicht zu weit.

Die 1877 geborenen Künstlerin Gabriele Münter ist generell sehr gefragt bei internationalen Museen. Auch das am zweitmeisten gereiste Bild (9600 Kilometer) des Gunzenhauser ("Rote Wolke") stammt von ihr. Das Gemälde war im vergangenen Jahr im Leopold Museum in Wien, davor im Musée Cantini in Marseille und im Fundación Mapfre in Madrid ausgestellt.

Vereinfachte Formen und kräftige Farbflächen sind typisch für die Kunst von Gabriele Münter. Das Bild „Rote Wolke“ malte sie im Jahr 1910.
Vereinfachte Formen und kräftige Farbflächen sind typisch für die Kunst von Gabriele Münter. Das Bild „Rote Wolke“ malte sie im Jahr 1910. Bild: Archiv Museum Gunzenhauser

Gabriele Münter war selbst viel unterwegs

Die Künstlerin selbst war, genau wie ihre Bilder heute, ebenfalls viel in der Welt unterwegs. Mit ihrer Schwester reiste sie durch Amerika auf den Spuren ihrer Vorfahren. Mit dem russischen Expressionisten Wassily Kandinsky, der ihr die Ehe versprochen hatte, besuchte sie Italien, die Niederlande und Nordafrika. Vor allem diese Reisen und ihre vielen Foto-Arbeiten hätten das künstlerische Werk von Gabriele Münter beeinflusst, sagt Beate Düber, die als Kunstexpertin Besucher durch Chemnitzer Museen führt. Münter (1877-1962) sei als eine der wenigen bekannten Künstlerinnen der Klassischen Moderne für die Kunstgeschichte sehr wichtig. Vom Impressionismus kommend entwickelte sie später einen Stil aus kräftigen Farben und vereinfachten Formen.

Kunst war lange männlich und weiß

Warum sind ihre Werke heute in vielen Museen so gefragt? "In den letzten Jahren gab es ein Umdenken in vielen Museen, die zumeist männlich und weiß geprägte Kunstgeschichte neu zu schreiben und verstärkt weibliche Positionen zu zeigen", sagt Anja Richter, Kuratorin im Gunzenhauser. Gabriele Münter gehörte zu den ersten Frauen, die nach einem langen Kampf als Berufskünstlerin akzeptiert wurde.

Gabriele Münter stand lange Zeit im Schatten ihres Partners. 1926 schrieb sie in ihr Tagebuch: "Ich war in vieler Augen doch nur eine unnötige Beigabe zu Kandinsky. Dass eine Frau ein ursprüngliches, echtes Talent haben, ein schöpferischer Mensch sein kann, das wird gern vergessen."

Die Beziehung zu dem russischen Künstler hatte noch eine weitere tragische Seite, erklärt Beate Düber. Obwohl Kandinsky noch mit Anna Semjakina verheiratet war, lebte er bereits mit Gabriele Münter in einer Wohnung in München, ein Novum in der damaligen Zeit. Aus der versprochenen Ehe wurde auch nach der Trennung von seiner ersten Frau nichts. Kandinsky heiratete nach der Scheidung nicht Gabriele Münter, sondern eine andere. "Trotzdem war es Gabriele Münter, die viele Werke Kandinskys vor den Nationalsozialisten gerettet hatte."

Ebenfalls oft auf Reisen: „Abstrakter Kopf: Erleuchtung“ von Alexej von Jawlensky und „Rothaarige Frau“ von Otto Dix.
Ebenfalls oft auf Reisen: „Abstrakter Kopf: Erleuchtung“ von Alexej von Jawlensky und „Rothaarige Frau“ von Otto Dix. Bild: Archiv Gunzenhauser

Unter den meist gereisten Werken des Gunzenhauser sind auch Bilder von Männern. Auf dem dritten Platz (7100 Kilometer) kommt Alexej von Jawlenskys Werk "Abstrakter Kopf: Erleuchtung" mit Stationen in Tallin und Madrid. Auf Platz 4 Otto Dix, der mit der "Rothaarigen Frau" ein geheimnisvolles Damenporträt zeichnete (5160 Kilometer). Die "Mona Lisa von Chemnitz" hat bereits in Humlebaek in Dänemark, in Paris und in Düsseldorf für Aufsehen gesorgt.

Ausstellung "Curator‘s favourites" startet im Herbst

Kuratorin Anja Richter plant zum Auftakt des Kulturhauptstadtjahres eine Ausstellung mit dem Titel "Best of: Curator‘s favourites" über die Ikonen der Klassischen Moderne, bei der die meist gereisten Werke im Mittelpunkt stehen. Die Ausstellung wird vom 29. September 2024 bis zum 30. März 2025 im Gunzenhauser zu sehen sein.

Im Anschluss daran folgt der zweite Teil der Ausstellungsreihe mit dem Titel "Visitor‘s choice". In diesem Projekt entscheidet nicht eine professionelle kuratorische Stimme, sondern Jugendliche sowie weitere Gruppen aus der Stadtgesellschaft über die Inhalte. Wer Interesse hat, meldet sich unter [email protected]. (cma)

 
© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
Das könnte Sie auch interessieren
16:03 Uhr
2 min.
Achtelfinal-Aus für Nachwuchshoffnung Engel in Hamburg
Justin Engel scheidet in Hamburg trotz guter Leistung aus.
Justin Engel trauen viele eine erfolgreiche Karriere zu. In Hamburg deutet der Youngster sein großes Potenzial an. Zum Weiterkommen reicht es nicht ganz.
16:05 Uhr
1 min.
In Reichenbach ertappt: Ohne Führerschein und betrunken mit dem Auto unterwegs
Die Polizei hat in Reichenbach einem Mann die Weiterfahrt untersagt.
Die Polizei hat einen 57-Jährigen einer Kontrolle unterzogen. Was dann für den Mann folgte.
Lutz Kirchner
06.05.2025
4 min.
Frau Düber und die Kunst: Wie eine Chemnitzerin Kinder für Bilder an Museumswänden begeistert
Beate Düber bietet regelmäßig Familienführungen an, um Kindern Kunst zu vermitteln.
Wie man Kinder für Kunst faszinieren kann, das zeigt seit vielen Jahren Beate Düber. Sie leitet Familienführungen, die für Aha-Momente und Lacher sorgen. So manches Altes wird so ganz neu definiert.
Steffi Hofmann
15.05.2025
4 min.
Wie die Kulturhauptstadt-Ausstellung „European Realities“ im Gunzenhauser zum Besuchermagneten von Chemnitz wird
Die Ausstellung „European Realities“ ist noch bis 10. August im Museum Gunzenhauser zu sehen. Sie gehört zu den Höhepunkten im Chemnitzer Kulturhauptstadtjahr. Auf dem Foto ist das Bild „Wilma“ von Carel Willink aus dem Jahr 1932 zu sehen.
Besucherschlangen, ein Ritterschlag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und eine Diskussion darüber, wie ähnlich die 1920er-Jahre und ihr Abgrund unserer heutigen Zeit sind - die Ausstellung könnte DIE Kuha-Schau des Jahres werden. Was steckt dahinter?
Katharina Leuoth
20.05.2025
2 min.
25 neue Fahrschulfragen: Testen Sie Ihr Wissen!
Wer darf wann? Eine Aufgabe aus dem traditionellen Sachgebiet „Vorfahrt, Vorrang“.
Die Durchfallquote bei der theoretischen Fahrerlaubnisprüfung in Sachsen ist hoch. Liegt das an der Menge des Lernstoffs, der Kniffligkeit mancher Fragen oder anderen Dingen? Machen Sie sich selbst ein Bild.
Andreas Rentsch
20.05.2025
3 min.
A 72 bei Zwickau: Autobahn wird im Sommer zur Großbaustelle
In der nördlicheren Schleife der Anschlussstelle Zwickau-Ost wird der Bau schon vorbereitet.
In der Fläche zwischen Auf- und Abfahrt Zwickau-Ost sind Rampen und Erdwälle aufgeschüttet, ein Extra-Zufahrtsweg wurde geteert. Die Autobahn-GmbH benötigt das Gelände für ein Großprojekt ab dem Sommer.
Michael Stellner
Mehr Artikel