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Niobe-Denkmal in Lauenhain: Vermitteln statt verschweigen
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Nachdem vor mehr als einem Jahr im Talgut Lauenhain die Überreste eines in der NS-Zeit errichteten Schiffsnachbaus zum Denkmal erklärt wurden, überlegt man nun, wie das Relikt erhalten werden soll.
Vor fast 90 Jahren haben sich die Nationalsozialisten im Mittweidaer Ortsteil Lauenhain die idyllische Landschaft zunutze gemacht, um am Zschopauufer das 1932 in der Ostsee gesunkene Segelschulschiff "Niobe" der Reichsmarine in einfacher Form für ein Seesportübungslager nachzubilden. Im Juli 2022 wurden die baulichen Überreste des Repliks unter Denkmalschutz gestellt. Dafür stark gemacht hatte sich der aus Nordhessen stammende und heute in Finnland lebende Architekt und Hobby-Forscher Reinhard Saalfeld, der umfangreich zu dem "Schattenort" recherchierte.
Jetzt hatte es den 73-Jährigen erneut ins Talgut verschlagen, um bei einem Treffen mit Geschichtsinteressierten und Mitstreitern im Lauenhainer Abenteuercamp über die Ergebnisse seiner Forschung zu sprechen.
Im Gepäck hatte er nicht nur sein jüngst publiziertes Buch, in dem er die komplexe Geschichte der NS-Stätte festhält. Saalfeld gab zugleich auch Impulse, wie zukünftig der Öffentlichkeit die schwierige Historie des Areals vermittelt werden könnte, um sie für die Nachwelt zu erhalten.
Rundweg als Idee
An Ideen mangelt es dem Hobby-Forscher nicht. "Ich könnte mir vorstellen, mit jemanden aus dem Bereich Touristik einen Rundweg zu konzipieren, der an markanten Punkten vorbeiführt, an denen sich noch heute historische Überbleibsel finden lassen", sagt Saalfeld. Die baulichen Reste würden dann mithilfe von Hinweistafeln erklärt. Bei dem Parcours dürften nicht nur die im Zweiten Weltkrieg errichteten Relikte im Mittelpunkt stehen. "Auch Überbleibsel aus der DDR-Zeit, als das Talgut von der Gesellschaft für Sport und Technik für die vormilitärische Ausbildung genutzt wurde, sollten dabei mit einfließen." Allerdings sind im Talgut nicht mehr alle Hinterlassenschaften an der Oberfläche sichtbar. Einige Überbleibsel, wie Grundmauern, müssten erst noch professionell freigelegt werden.
Saalfeld hält auch an der Idee einer Dauerausstellung in Verbindung mit einem Schulungsraum für die maritime Jugendarbeit im noch vorhandenen Bug des früheren Segelschulschiffs fest, wo auch authentische und für die Öffentlichkeit zugängliche Gegenstände gezeigt werden könnten, die zum Teil aus dem Talgut stammen. Um seine Vision unter dem Leitbild "Bewahren, forschen und vermitteln" wahr werden zu lassen, leistet er viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit beim Marineclub Lauenhain, der seit 1990 Bug und Heck des einstigen Segelschulschiffes als Vereinsdomizil sowie zur Unterbringung seiner Boote nutzt.
Heck soll erhalten bleiben
"Generell haben wir mit einer Ausstellung im Vorschiff kein Problem, aber dann müssten wir für die Räumlichkeiten einen Ersatz finden", betont Vereinsvorsitzender Davis Lehmann. Wichtiger sei im Augenblick der Erhalt des Achterschiffs - also des Hecks -, wo sich früher die Kapitänskajüte und Mannschaftsmesse befand. "Zu sehen sind dort noch Reste von Wandzeichnungen, die Blumen und einen Seemann zeigen", sagt Saalfeld. Allerdings nagt an dem Bauwerk der Zahn der Zeit. "Es liegt dort bereits die korrodierte Eisenbewehrung der Unterzüge partiell frei, was eine Sanierung notwendig macht", sagt er. Genauen Aufschluss dazu liefere aber nur ein Gutachten.
Erst Ende vergangenen Jahres hatte der Marineclub für die Sanierung der Außenhülle des Vorschiffes Geld in die Hand nehmen müssen. Die Kosten beliefen sich auf knapp 10.000 Euro und wurden mit 80 Prozent vom Regionalmanagement Sachsenkreuz Plus gefördert. Die Sanierungskosten des Achterschiffes würden sich laut Lehmann sicherlich auf einem ähnlichen Niveau belaufen, sofern Sachsenkreuz und der Denkmalschutz mitspielen. Doch auch der Zweckverband Kriebsteintalsperre und die Stadt Mittweida haben Mitspracherecht, denn auf ihrem Grundstück befinden sich Bug und Heck.
"Zwar benötigen wir das Geld in erster Linie für unsere Vereinsarbeit, auf der anderen Seite möchten wir nicht, dass die unter Denkmalschutz stehenden Relikte verfallen, da sie wohl deutschlandweit einzigartig und wir dort natürlich einquartiert sind", sagt Lehmann. Um weitere Vorhaben der Geschichtsaufarbeitung realisieren zu können, und zwar auch finanziell schlägt Saalfeld vor, einen Förderverein ins Leben zu rufen. (hä)

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