Telefonforum
09.05.2012
Expertenrat zum Thema Zecken
Neurologe Dr. Reinhardt Dachsel beantwortete Ihre Fragen
Hallo und herzlich willkommen zu einem weiteren Expertenchat von freiepresse.de! Fachleute sprechen für 2012 von einem Zeckenjahr. Die Stiche der Spinnentiere sind gefürchtet, denn sie können zu schweren Infektionen führen. Fragen zu Krankheitsbildern sowie zu Schutz- und Behandlungsmöglichkeiten beantwortet der Chemnitzer Neurologe Dr....
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Der einseitige Rat von Herrn Dr. Dachsel, eine Infektion würde sich mit einer Wanderröte bemerkbar machen und nur bei dieser zum Arzt zu gehen ist gesundheitsgefährlich.
Denn diese Wanderröte (Erythema migrans) tritt nur bei max. 50% aller Infektionen auf. Lt. der deutschen Borreliose-Gesellschaft sogar nur bei 30%.
Deshalb ist es dringend erforderlich nach einem Zeckenstich bei "allen Gesundheitsbeschwerden", insbesondere Sommergrippe ähnlichen, sofort zum Arzt zu gehen um eine mögliche Infektion sofort zu behandeln. Nur im frühen Stadium ist dies noch gut heilbar!
Die wiederholte Aussage, mit einer (3-wöchigen) Antibiotikatherapie wäre eine Borreliose ausreichend behandelt ist mehr als fraglich. Ausreichen ist diese zunächst nur für den Arzt, der damit von sämtlichen Haftungsansprüchen befreit wird. Für die Patienten ist eine Therapie jedoch erst ausreichend, wenn er geheilt ist und die Beschwerden weitgehend beseitigt sind!
Deshalb muss nach eine Therapie jeder Heilungserfolg klinisch beurteilt werden und nötigenfalls weitet therapiert werden.
Es gibt zahlreiche Studien, dass Borrelien trotz einer Antibiotikatherapie weiter persistieren können.
Dr. Dressler hat unter Bezug auf die therapeut. Leitlinien vergessen, dass es bisher nur eine Leitlinie der deutschen Borreliose-Gesellschaft zur Lyme-Borreliose gibt, die etwas völlig anderes sagt und bei Bedarf länger Therapie empfiehlt.
Ansonsten gibt es nur eine Leitlinie zur Neuroborreliose, die nur für die eher seltenen rein neurologischen Manifestationen der Borreliose gilt.
Diese ist jedoch in der Entwicklungsstufe S1 nur eine Expertenmeinung von wenigen Ärzten und kann weder ein Evidenz noch eine Konsens nachweisen.