Warum wir unsere Kommentarfunktion auf der Homepage deutlich einschränken
Ein wichtiger Teil unserer Arbeit in der Redaktion besteht darin, Entscheidungen zu treffen. Was ist wichtig, was eher nicht? In welchem Umfang berichten wir über ein Thema? In welcher Form? Und welche Kollegen kümmern sich darum? Das ist der Kern unserer Arbeit: Nachrichten, Hintergründe. Abbilden und einordnen, was sich tut in unserer Region und bei den Menschen, die hier leben. Ständiger Austausch gehört dazu. Wir schätzen und brauchen die Kommunikation und Diskussion mit unseren Leserinnen und Lesern. Aber es gibt auch Grenzen. Deshalb haben wir für freiepresse.de neue Regeln eingeführt - und damit eine deutliche Einschränkung. Künftig wird es pro Tag nur noch einen Beitrag geben, zu dem Kommentare möglich sind, die Entscheidung über dieses Thema trifft die Online-Redaktion. Die Anzahl der Kommentare pro Tag und Nutzer bleibt gleich, drei sind möglich.
Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Denn wir freuen uns sehr, dass immer mehr Leser auch unsere digitalen Kanäle und Produkte als wertvoll und wichtig empfinden. Aber als Medienhaus müssen wir uns selbstverständlich auch online am oben beschriebenen Kern unserer Arbeit orientieren. Unserem Anspruch als zuverlässiges und aktuelles Nachrichtenportal können wir dauerhaft nicht gerecht werden, wenn wir täglich Hunderte Kommentare aufmerksam lesen und prüfen müssen, um sie freizuschalten, wenn sie unserer Netiquette entsprechen. Womit wir beim zweiten, nicht minder wichtigen Grund für unsere Entscheidung sind.
Eine Vielzahl der eingehenden Kommentare dient nicht mehr der Debatte oder dem konstruktiven, kritischen Austausch von Argumenten. Immer häufiger finden unter unseren Artikeln langatmige und im Ton grenzwertige Scharmützel zwischen den Kommentierenden statt, in denen es nicht mehr um die Sache, sondern um die vermeintlich falschen Ansichten des Gegenübers geht. Das führt zu nichts und macht jenen Kolleginnen und Kollegen das Leben schwer, zu deren Aufgaben das Prüfen der Nutzerkommentare gehört. Fast alle dieser Redakteurinnen und Redakteure berichten mir in persönlichen Gesprächen von der psychischen Belastung wegen des rauen Tons und der auch immer wieder auftretenden, oft persönlichen Anfeindungen durch Kommentierende, deren Beiträge wir wegen Verstößen gegen unsere Netiquette nicht freischalten können. Auch um unsere Mitarbeiter zu schützen, müssen wir also unsere Regeln verschärfen. Es ist nur ein relativ kleiner Teil unserer Nutzer, der sich grenzverletzend verhält. Aber es sind leider doch so viele, dass wir darauf reagieren müssen. Auch zum Leidwesen jener, die sich höflich und respektvoll verhalten.
An unserer grundsätzlichen Haltung gegenüber unseren Lesern ändern die neuen Regeln nichts. Wir sind offen für Anregungen, Kritik und Diskussionen und zeigen als Redaktion mit Formaten wie "Chemnitz diskutiert" und "Deutschland spricht", dass wir uns auch als Vermittler eines konstruktiven Austauschs verstehen. Per Mail oder über unsere Facebook-Kanäle sind wir für Sie erreichbar, Redakteurinnen und Redakteuren können Sie über das Profil, das hinter vielen Autorennamen verlinkt ist, eine Nachricht zukommen lassen. Dort finden Sie auch die entsprechende Telefonnummer, wenn Sie das Gespräch suchen wollen. Auch mich erreichen Sie auf diese Weise, falls Sie noch Fragen zu den neuen Kommentarregeln haben.
Es grüßt Sie herzlich
Sascha Aurich
Stellvertretender Chefredakteur | Digitales