Einstmals größte Mülldeponie im Vogtland produziert jetzt Strom
Die Sanierung der Deponie in Zobes ist abgeschlossen. Wie aus einer der größten Umweltlasten der Region ein Projekt mit grünem Anstrich wurde.
Zobes. Sattgrüne Grashalme wiegen sich im Wind, Mohnblumen blühen und der Blick schweift weit in die Ferne bis hinüber zur Talsperre Pöhl: Es ist eine vogtländische Bilderbuch-Idylle, die sich unweit von Zobes jetzt bietet. Dass unter den Füßen die Überreste von drei Millionen Kubikmeter Siedlungs- und Gewerbeabfällen schlummern, ist an diesem Frühlingstag kaum mehr vorstellbar. "Vom Fahrrad bis zur Bleibatterie wurde hier zu DDR-Zeiten alles entsorgt, was man sich denken kann", erinnerte Landrat Rolf Keil (CDU) am Mittwoch. Von 1976 bis 2004 war die Deponie in Betrieb. Als letzte im Vogtland wurde sie zwischen Herbst 2017 und Ende vergangenen Jahres saniert. Die gute Nachricht: Die geplanten Kosten in Höhe von 12,7 Millionen Euro sind um rund 700.000 Euro unterschritten worden. Geschafft habe man dies unter anderem, weil bei den beteiligten Firmen und Büros ein Rädchen ins andere griff, so das einhellige Fazit aller Partner beim Ortstermin. Die Landesdirektion hat die sanierte Deponie inzwischen zweimal abgenommen.
Der frühere Umweltschandfleck, wie ihn die Neuensalzer Bürgermeisterin Carmen Künzel (Freie Wähler) bezeichnete, ist nicht nur optisch grün. Er sorgt auch selbst für grünen Strom in der nahen Biogasanlage. Über ein Rohrleitungssystem werden dorthin rund 100 Kubikmeter Gas pro Stunde geleitet. Aus dem Müllgas wird in der Biogasanlage Strom erzeugt. Das Gas entsteht durch die bakterielle Zersetzung des Mülls im Inneren der früheren Deponie. Mithilfe von 15 Gasbrunnen - sie sind zwischen 10 und 20 Meter tief - wird es gesammelt und abgeleitet. Der Kreis gibt das Gas kostenlos ab, weil er auch selbst davon profitiert. "Würden wir es mit einer Gasfackel verbrennen müssen, wäre das sehr teuer", erklärte Landkreis-Dezernent Lars Beck.
Das wichtigste Thema bei einer Deponiesanierung ist freilich der wasserdichte Verschluss der einstigen Halde. Ein mehrschichtiges ausgeklügeltes System wurde dafür installiert. Es kann somit kein Wasser mehr eindringen und Rückstände belasteten Materials ins Grundwasser gelangen. Das Oberflächenwasser wird zum Forellenbach hin abgeleitet. Verschiedene Messpunkte schlagen bei einer möglichen Verunreinigung sofort Alarm.
Mehr als ein Dutzend Deponien wurden im Vogtland mit dieser bewährten Technik in den vergangenen Jahren saniert - und noch nie habe es Auffälligkeiten gegeben, resümierten die Verantwortlichen auf Nachfrage. Falls es je dazu käme, müsste das belastete Wasser gesammelt und entsorgt werden. Einträge im Wasser gibt es im Zobes jedoch trotzdem: Der Forellenbach, der gewissermaßen unter dem früheren Deponiekörper hindurch in Richtung Talsperre Pöhl fließt, weist nach wie vor radioaktive Rückstände aus der Zeit des Uranbergbaus durch die Wismut in diesem Gebiet auf. "Aufgrund des Verdünnungseffektes bestehen jedoch keine Gefahren", sagte Projektmanager Uwe Meier. Zur Deponie gibt es jedoch keinen Zusammenhang.
Das Thema Uran hatte jedoch auch Auswirkungen auf die Sanierungsarbeiten. So mussten aus dem Bereich der zukünftigen Entwässerungsmulde an der Nordböschung 3000 Kubikmeter radioaktiv kontaminierter Boden entfernt und in den Deponiekörper eingebaut werden. Ein Ingenieurbüro hat diesen Vorgang überwacht und mit Messungen begleitet. Es habe den Nachweis erbracht, dass "an der sanierten Oberfläche der Deponie keine radioaktiven Belastungen feststellbar sind", so die Kreisbehörde.