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"Leser helfen": Familie Hanf aus Neumark - Acht Kämpfer und ein Wunsch

Die Familie steckt Schicksalsschläge weg, die für zwei Leben reichen. Aber auch mit dem klapprigen Kleinbus wird's manchmal eng.

Neumark.

Zum Beispiel beim Wäschewaschen stößt die achtköpfige Familie von Sandra Hanf und Jörg Krumpe ruckzuck an Grenzen. Steigen bei zwei Waschmaschinen pro Tag im Minimum Maschine und Trockner aus, wird's eng. Zum Glück aber hat Jörg Krumpe nicht nur im Beruf als Seelsorger eine glückliche Hand. So konnte am Wochenende noch einmal eine mittlere Katastrophe abgewendet werden - für ein neues Gerät ist schließlich noch nicht genug im Sparschwein.

Auf Glück ist die Neumarker Familie auch in Transportfragen angewiesen. Der x-mal reparierte Kleinbus hat 270.000 Kilometer auf der Nadel. Aktuell steht das Auto kaputt am Haus. Bei einem Ausflug war der Oldie an der A 72 liegengeblieben - spätabends, der ADAC war nicht erreichbar. Zum Glück halfen Freunde und der Nachbar aus. In zwei Autos kam die Familie nach Hause.

Um diese Baustelle loszuwerden, wünscht sich die Familie einen neuen Bus. "Ein guterhaltener T 4, das wäre ein Traum. Das ist ein Auto, das fährt eine Millionen Kilometer", sagt der Vater. Und wenn dieser VW-Van eine Anhängerkupplung hätte, das wäre das Sahnehäubchen. Familie Hanf fährt nämlich gerne mit Wohnanhänger zum Camping. "Am liebsten an die Ostsee", ergänzt die Mutter. Und an der Art, wie sie das sagt, ermisst sich der Grad der Vorfreude. Diese zwei Wochen im Sommer. Einmal auftanken. Einmal ein paar Sorgen zu Hause lassen.

In einer Mietwohnung, in der jeder Winkel von praktischer Bedeutung ist. Die Wohnung, in der die Eltern mit ihren Kindern Freya (2 Jahre), Mia (7), Elias (8), Vanessa (14), Thalea (16), Jessica (21) und Mischlingshund Ben ein Familienleben führen, in dem das Füreinanderdasein Kompass des Zusammenlebens ist. Ob beim Streiten oder beim gemeinsamen Lachen; in allem schimmert ein blindes Verstehen durch.

Diese Familienbande helfen bei Schicksalsschlägen besser als jede Medizin. Zum Beispiel, als Thalea vor sieben Jahren auf einer Straße bei Frohburg und dann in der Klinik mit dem Tod rang und sich der Vater schwere Vorwürfe gemacht hat. Eine Narbe an der Stirn der 16-Jährigen lässt erahnen, was ihr widerfahren ist. Diese Narbe will sie weghaben - bei einer Schönheits-OP sozusagen. Bei den ersten ihrer 13 OPs bisher gings ums nackte Leben.

Frontal mit Tempo 80

Thalea wurde von einem Auto angefahren. Frontal mit Tempo 80. Sie wurde aus den Schuhen gehoben und 30 Meter weit geschleudert. "Ihre Schuhe standen noch exakt an der Stelle des Aufpralls", erzählt der Vater. Er war mit Thalea und Vanessa im Auto unterwegs und hatte an der Straße gestoppt. Thalea wollte von der anderen Straßenseite Klee für die Meerschweinchen holen. Thalea stieg aus und stand vor dem Kühler. Der Vater wollte ihr das Zeichen zum Loslaufen geben. Dieses eine Auto im Rückspiegel aber sah er zu spät. Er hupte, um Thalea zu warnen. Thalea verstand dies falsch. Der Richter sah später keine Schuld. Weder beim Vater noch beim Fahrer.

Als der Notarzt gekommen war, zeigten Thaleas Pupillen keine Reaktionen mehr. Nicht viel, das heil geblieben war. Die Ärzte entfernten in der Klinik einen Teil des gebrochenen Schädels, um dem kollabierten Hirn Platz zu geben. Und als nach Ewigkeiten alle Hoffnung vergebens schien, kehrte plötzlich das Leben zurück. Nach sieben Tagen schlug sie die Augen auf. Und es ist ein Wunder, dass sie heute wieder zur Schule geht - trotz oft starker Kopfschmerzen und der Panik, die sie befällt, wenn sie ein Martinshorn hört. Aber nicht nur die Neuntklässlerin ist eine Kämpfernatur.

Da war Mia zwei Wochen auf der Welt

Als Thalea durch die Luft flog, war Mia zwei Wochen auf der Welt. Bei der Siebenjährigen wurde Anfang 2021 Akute Lymphatische Leukämie diagnostiziert. Wie bei Thalea ungezählte Fahrkilometer, Klinikaufenthalte, Bluttransfusionen. Und Chemotherapien. Jeder Infekt ein Balanceakt, da bei hohem Fieber die Chemo ausgesetzt werden muss. Mia steckt das alles auf eine Art weg, als müsste sie den anderen Mut machen. "Das Dreivierteljahr in der Uniklinik war sie der Sonnenschein der Station", erzählt die Mutter. Jetzt geht Mia wieder in den Kindergarten, bis März läuft die wohl letzte Chemo. Die Ärzte sind optimistisch.

Für Vanessa gab es keine Hilfe vom Fach. Sie hatte vom Beifahrersitz aus gesehen, wie die Schwester durch die Luft geflogen war. Doch die Suche nach einem Trauma-Therapeuten blieb erfolglos. Da griff Papa in die Seelsorger-Trickkiste: "Alle Bilder, die Vanessa loswerden wollte, haben wir gemalt und verbrannt." Und das funktioniert? "Ja", sagt Vanessa und lacht, während Mia und Freya an Ben herumzotteln. "Ich will eine Schildkröte", krakeelt die Siebenjährige dazu, worauf Mama die Augenbrauen hochzieht. Aber so viel Platz wird schon noch sein.

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