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...zwischen Metzgerei, Party aus dem Kofferraum und Sachsenring

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Tanzen. Das war mein Plan für Samstagnacht. Aber das Partyprogramm für Chemnitz war so wahnsinnig gut gefüllt, dass ich mich bei dem riesigen Angebot zwischen Flirt-Party und den besten Rock-DJs Ostdeutschlands für gar nichts entscheiden konnte. "Och nö, dann doch was mit Kultur und Sitzen". Und da sah ich sie, die Perle im Veranstaltungsplan: Kammerimproshow im Weltecho. Mit ein bisschen Überzeugungsarbeit gelang es mir auch, einen Freund zum Mitkommen zu animieren, allerdings mit einem Kompromiss: Nach der Show fahren wir zum Sachsenring.

Die vier Improvisationskünstler (drei Darsteller, ein Pianist) traten im Garten des Weltechos auf. Von den bunten Gartenstühlen, die vor der Bühne standen, waren fast 40 belegt. Darauf saßen junge Leute und einige, die sich noch als solche fühlen. Bevor es losging, wies Haupt-Improvisator Michael-Paul Milow noch darauf hin, dass die Nachbarn, die man durch einen Zaun zwar sehr gut hören, jedoch nicht sehen konnte, auch ein Recht auf Musik hätten, und dass es ihm leider nicht erlaubt sei, ihnen den Saft abzudrehen.

Bevor sich die Schauspieler auch nur bewegten, musste das Publikum einzählen: "Drei, zwei, eins, los geht's" - und schon versetzten sich die Mimen an Orte und in Zeiten, die ihnen ihr Publikum vorgab. Von der Halal-Metzgerei ging die Reise ins Gondwanaland, in die Zukunft und auf einen Jahrmarkt. Dabei begegneten den Zuschauern Döner-Diebe, Igel und Affen, Liebesroboter, Einäugige und ein Toter am Sachsenring. Nach einer kurzen Pause im anderthalbstündigen Programm, wurden auch die roten und gelben Lichter, die über dem Hof hängen, angeknipst. Romantischer und sommerlicher hätte die Atmosphäre kaum sein können, fast war es perfekt - wenn da die Nachbarn nicht gewesen wären. Der laue Abend hatte sie beflügelt, ihre Anlage noch etwas mehr aufzudrehen. Die Schauspieler mussten nun gegen Depeche Mode ansprechen beziehungsweise im Fall des Pianisten anspielen. Der Clou: Die Musik kam nicht etwa vom Uferstrand, wie ich erst vermutet hatte, sondern aus dem Kofferraum eines Autos, um das fünf Leute standen. Sie wollten beweisen, dass ihre Boxen die gesamte Chemnitzer Innenstadt beschallen können - was ihnen mit Nachdruck gelang. Der Beifall für die Impro-Künstler fiel trotzdem kräftig und herzlich aus. Die Kofferraumparty beachtete beim Gehen keiner mehr. Der Abend war zu lustig gewesen, um zu streiten.

 Für uns kam nun der zweite Teil des Kompromisses, das Nachtleben rund um den Motorrad Grand-Prix am Sachsenring. Für mich mit meiner Volksfestphobie eine echte Herausforderung. Schon von Weitem sah man den Ankerberg, auf dem die Rennsportfans zelteten und auf dem ein riesiger Jahrmarkt stand. Wenn man sich die Karussells wegdachte, sah das Ganze aus wie eine Favela in Rio de Janeiro. Das fand ich dann doch sehr interessant. Wir bahnten uns einen Weg durch Schnapsleichen und urinierende Männer, immer den Berg hinauf. Oben angekommen blieben wir bei der Coverband Thor hängen, wo Mitsingen und sogar ein kleines bisschen Tanzen drin waren. Als ich wieder in Chemnitz ankam, war die Sonne aufgegangen und die Vögel zwitscherten. Und ich war nicht allein: mir begegneten ausschließlich junge Leute, die um fünf Uhr morgens auch nach Hause wollten.

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