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Teilzeit- Punkrockerin

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Ich hatte es mir als perfekte Unternehmung nach der Arbeit ausgemalt, mit der ich mal vor Mitternacht im Bett liegen könnte: Ein Konzert im Subway to Peter. "Pete Bentham and the Dinner Ladies" waren als frischer Punkrock aus Liverpool angekündigt, um 21 Uhr sollte es losgehen, Eintritt frei. Aber ich als Teilzeit-Punkrockerin hatte mich da etwas zu früh gefreut. Welcher Punk hält sich schon an eine Uhrzeit?
Als ich zehn nach 21 Uhr mit einem Freund ankomme, sind außer uns die Bandmitglieder, das Personal und ein knutschendes Pärchen da. "Wann geht's denn erfahrungsgemäß los?", will ich vom Mann hinterm Tresen wissen. "So gegen 23 Uhr", lautet die Antwort. "Wir würden auch gern schon 21 Uhr beginnen. Aber die meisten Gäste kommen so spät." Aha. Na gut, dass ich nicht wieder allein gekommen bin. Also setzen wir uns und führen eine gepflegte Unterhaltung, gar nicht punk-like. Gemütlich und ungezwungen ist die Keller-Bar in jedem Fall, da kann man es auch ohne Konzert sehr gut aushalten.
"Pünktlich" um 23 Uhr begeben sich die Künstler dann auf die Bühne. Ein richtiges Publikum war leider nicht zusammengekommen. Maximal 30 Leute lauschen dem äußerst unterhaltsamen Konzert. Pete Bentham, der Kopf der Band, entpuppt sich als kleines, dünnes Männlein, das Linkshänder-Gitarre spielt und dem ein großer Schelm im Nacken sitzt. Von seinen beiden Dinner Ladies nimmt die eine am Schlagzeug Platz, die andere hängte sich die Bassgitarre um. Wie es sich für Mitarbeiterinnen von Schulkantinen - was der Name bedeutet - gehört, tragen beide auch noch rote Schürzen. Für den besonderen Klang der Band sorgt dazu ein Saxofon.
"Geschichte wird gemacht von denen, die "nein" sagen", ruft uns Bentham beim ersten Song "do the don't" entgegen. Mir geht das Lied sofort in die Beine. Ich bin aber die Einzige, der das so geht. Die sitzenden Zuschauer wippen mit den Köpfen mit, die stehenden scheinen angewurzelt. Immerhin wird viel gelacht an diesem Abend, was an den schrägen Texten liegt. Sogar einen wenig schmeichelhaften Song über Teilzeit-Punks haben sie im Gepäck. Aber da ich ja wirklich nur heute Abend so einer bin, nehme ich ihn mir nicht weiter zu Herzen.
Irgendwann bekommt die Dinner Lady am Bass Probleme mit ihrem Instrument: Der Gurt hält nicht. Sie greift zu robustem Klebeband und wickelt eine neue, silbrige Schicht auf bereits vorhandene, die Gurt und Bass verbinden. Meine musikalische Begleitung erklärt mir, dass es für einen schmalen Taler kleine Hilfsmittel im Gitarrenladen gibt, die Gurt und Instrument sicher verbinden. Wahrscheinlich ist diese Version sogar billiger als das Klebeband. "Aber dann wäre es ja nicht mehr Punk."
Nach einer Zugabe und dem Hinweis, wer mehr hören wolle, solle gefälligst was kaufen, geht das Konzert zu Ende. Mitternacht ist da schon vorbei.

Noch ein Aufruf an alle Chemnitzer Nachteulen: Wo könnte ich mir denn noch die Nächte um die Ohren schlagen? Welche Location oder welche Veranstaltung muss ich mal gesehen haben?

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