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Chemnitz: Darum sprechen wir nicht von Hetzjagd

Warum die "Freie Presse" nach den Ausschreitungen vom Wochenende den Begriff Hetzjagd nicht verwendet.

Die Ereignisse in Chemnitz werden deutschlandweit und darüber hinaus mit dem Label Hetzjagd versehen. Wir, die Redaktion der Freien Presse, haben uns bewusst entschieden, für das Geschehen am Sonntag von Anfang an den Begriff Hetzjagd nicht zu verwenden, weil er aus unserer Sicht nicht zutrifft. Wenn aus dieser Differenzierung interessierte Gruppen und Medien nun ableiten, es sei alles halb so schlimm gewesen oder eine große Erfindung, dann ist das weder in unserem Sinne noch entspricht es der Wahrheit.

Es gab aus der Demonstration heraus Angriffe auf Migranten, Linke und Polizisten. So wurde Menschen über kurze Distanz nachgestellt. Insofern wäre der Begriff "Jagdszene" noch gerechtfertigt. Eine "Hetzjagd", in dem Sinne, dass Menschen andere Menschen über längere Zeit und Distanz vor sich hertreiben, haben wir aber nicht beobachtet. Wir kennen auch kein Video, das solch eine Szene dokumentiert.

Wir wissen mittlerweile, dass es am Abend und in der Nacht nach der Demonstration Angriffe auf Migranten gegeben haben soll. Der Polizei liegen dazu jedenfalls mehrere Anzeigen vor. In diesen Fällen waren wir nicht Augenzeugen.

Der offen zu Tage getretene Hass, der die Proteste auf den Straßen in Chemnitz am Sonntag begleitet hat, war schrecklich genug. Er bedarf keiner Dramatisierung.

Torsten Kleditzsch, Chefredakteur

 

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1616 Kommentare

Die Diskussion wurde geschlossen.

  • 3
    5
    gelöschter Nutzer
    12.09.2018

    "Wenn aus dieser Differenzierung interessierte Gruppen und Medien nun ableiten, es sei alles halb so schlimm gewesen oder eine große Erfindung, dann ist das weder in unserem Sinne noch entspricht es der Wahrheit."

    Herzlichen Glückwunsch, liebe Freie Presse - genau das, was ihr nicht wolltet, ist passiert!

    Der Herr Gauland von der AfD hat sich eben im Bundestag mit der Aussage "Es gab keine Hetzjagden in Chemnitz" sogar explizit auf den Chefredakteur der FP bezogen. Wolltet Ihr diesen Ruhm? Über eine Antwort würde ich mich freuen.

  • 8
    6
    Interessierte
    07.09.2018

    Zitat : In diesen Fällen waren wir nicht Augenzeugen ....
    Das würde ich auch gern einmal den Herrn Seibert fragen und auch eine Angela Merkel , welche zu dieser Zeit auf Reisen war ...

  • 14
    6
    gelöschter Nutzer
    01.09.2018

    Die eigentliche Ursache, die Tat an sich wird relativiert. Ohne Behördenversagen wäre es zumindest wohl zu dieser Tat nicht gekommen. Statt dessen übt man sich darin, den Leuten zu erklären, das sie schon mal versehentlich eine Flasche oder sonstwas aus dem linken gewaltbereiten Spektrum zu akzeptieren haben, die einem an die Birne fliegt. Selbst wenn sie vielleicht nur ein Plakat tragen und gar nicht randalieren. Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Entweder halten sich alle an Regeln oder jedem steht das gleiche Fehlverhalten zu.

  • 15
    7
    gelöschter Nutzer
    01.09.2018

    @Blackadder, und für mich ist es ein Offenbarungseid wenn ich nicht über die Angriffe der Linken auf Rechte reden, damit zeigen Sie wiedermal das Sie an einer sachlichen Diskussion kein Interesse haben.

  • 25
    4
    Jürgen49
    31.08.2018

    Ich hätte mir gewünscht Politiker und Medien hätten als erstes Ihr Beileid den Hinterbliebenen der Opfer ausgesprochen und in Zukunft dafür zu sorgen, dass sogenannte Flüchtlinge wie der Messerstecher, der garnicht hätte hier sein dürfen bzw. auf grund seines Strafregisters schon längst abgeschoben werden müssen. Hier haben Politiker und Behörden wieder total versagt. Das ist der Grund warum die Leute auf die Strasse gegangen sind. Und wenn sich hier nichts ändert brauch sich Niemand wundern wenn es in Zukunft bei solchen Fällen weitere Demos gibt.
    MfG ein normaler Bürger kein Rechter und auch kein Nazi.

  • 25
    5
    30april
    31.08.2018

    DANKE, Freie Presse, für diese wesentliche Unterscheidung.
    Damals in Köln zum Silvester, als auch zuwenig Polizei dort war,
    kann man bei über 1000 Sexualverbrechen an Frauen von einer
    Hetzjagd durch einen marodierenden Mob reden.
    DANKE, Demonstranten vom Sonntag, dass ihr eure Überzahl nicht zu solchen
    Plünderungen und Brandstiftungen wie in Hamburg bei G 20 genutzt habt -
    und insbesondere nicht nutzen wolltet.
    BEDRÜCKEND - und die Trauer beschädigend -, dass es Hitlergrußzeiger
    gab...

  • 7
    40
    gelöschter Nutzer
    31.08.2018

    Auch wenn hier viele applaudieren, für mich ist das ein journalistischer Offenbarungseid. Es gibt viele Augenzeugen zu der Hetzjagd am Sonntag im Anschluss an das Stadtfest. Als guter Journalist sollte man Augenzeugen suchen und Videos sichten (beides in den sozialen Netzwerken zu genüge vorhanden), anstatt zu schreiben "man habe es nicht mit eigenen Augen gesehen". Hier wird nichts weiter gemacht, als abzuwiegeln und das rechte Narrativ zu bedienen, in dem seit Tagen kolportiert wird, diese Hetzjagden vom Sonntag habe es nie gegeben und seien eine Erfindung der Lügenpresse. Ich werde auch weiterhin von Hetzjagden schreiben und hoffe, dass die Kommentare trotzdem freigegeben werden.

  • 22
    7
    Hinterfragt
    31.08.2018

    "...Es gab aus der Demonstration heraus Angriffe auf Migranten, Linke und Polizisten..."
    Sie vergessen dabei allerdings (ausversehen?) die Angriffe der Linksautonomradikalenen ...

  • 18
    8
    Hinterfragt
    31.08.2018

    @Hankman;
    "...Und wenn ihr trotzdem immer noch mitlauft, beklagt euch nicht darüber, dass man euch in die rechte Ecke stellt...."
    Schade, dass sie an dieser Stelle schon wieder EINSEITIG argumentieren.
    Hätte sonst nen grünen gegeben, daher Enthaltung.

  • 6
    16
    gelöschter Nutzer
    31.08.2018

    Entschuldigung das ist ein Witz. Jagdszenen oder Hetzjagd ist ja wohl egal und egal wie es heißt es macht die Sache nicht besser! Ich bin ja sehr gespannt, ob die FP in Zukunft in jeder Sache immer objektiv, sachlich und angemessen berichtet. Das wird sehr interessant werden.

  • 15
    5
    gelöschter Nutzer
    31.08.2018

    Auch in der Bild ist eine Wende eingetreten.
    Siehe Chefredakteur.
    Aber das bis heute noch nicht mal die Unterkunft nach Helerware,Rauschgift und Waffen durchsucht wurde, geht gar nicht.
    Unerklärlich,unbegreichflich,unverständlich,das ist meine Meinung

  • 33
    1
    gelöschter Nutzer
    30.08.2018

    Sehr geehrter Herr Kleditzsch,
    Sie haben einen grossen Beitrag für die Debattenkultur geleistet. Sie haben dadurch die Freie Presse wieder ein Stück weit seriös aufgestellt.
    Das kann ein Credo fuer alle werden: ehrlich machen hilft!

  • 42
    2
    Hankman
    30.08.2018

    Ich fand die Situation am Sonntag bedrohlich und hatte auch am Montag kein gutes Gefühl. Ja, es gab Verletzte, es gab Übergriffe. Am Sonntag trat eine ganz üble rechte Hooligan-Gruppe auf den Plan. Am Montag fanden sich viele zugereiste Rechte, Hooligans und Neonazis unter den Demonstranten. Und hinzu kamen eine Reihe linksradikale Chaoten auf der anderen Seite. Ich möchte sowas nicht noch mal erleben. Und ich kann denen, die da in gutem Glauben mitgelaufen sind, fürs nächste Mal nur raten: Geht nicht mit solchen Leuten auf die Straße. Macht lieber eine eigene Demo. Und wenn ihr trotzdem immer noch mitlauft, beklagt euch nicht darüber, dass man euch in die rechte Ecke stellt.

    ABER: Man sollte die Situation vom Wochenende auch nicht so überzeichnen, wie es in einer ganzen Reihe überregionaler Medien geschieht. Sie stellen Chemnitz als No-go-Area dar. Und das ist die Stadt nicht. Das einzig Gute an der Situation ist: Es wird wieder geredet, Konflikte und Wut werden angesprochen. Es kann keiner mehr weghören. Machen wir was draus. Vielleicht mit einem Runden Tisch, an dem alle interessierten Seiten weiter miteinander sprechen und streiten und Lösungen suchen.

  • 52
    1
    1752326
    30.08.2018

    Ein mutiger – weil im Gegensatz zu den meisten anderen Medien und zum Sprecher der Bundesregierung stehender - Schritt der Freien Presse.
    Es reicht aus, die Begriffe „Chemnitz“ und „Hetzjagd“ in eine Suchmaschine einzugeben, um zu erkennen, welche zentrale Rolle der Begriff der „Hetzjagd“ in der Argumentation gegen Chemnitz und den Freistaat Sachsen spielt.
    Morde sind abscheulich, Demonstrationen sind ordnungsgemäß anzumelden und friedlich durchzuführen, Regierungssprecher müssen bei der Wahrheit bleiben – das wäre ein guter Anfang für ein Konsenspapier.

  • 10
    39
    gelöschter Nutzer
    30.08.2018

    @HHCL: Sie sind erschüttert, weil Sie die Situation nicht begreifen wollen.

  • 48
    13
    gelöschter Nutzer
    30.08.2018

    Ich finde es erschütternd, dass man sich jetzt offensichtlich schon dafür rechtfertigen muss, wenn man sich nicht der dramatisierenden Mainstream-Beschreibung anschließt, sondern die Begriffe benutzt, die diese Situation - der eigenen Auffassung nach - am besten beschreiben.