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Gedanken zu Weihnachten: Licht spendet Leben und Hoffnung. Wir brauchen dringend mehr davon.

Es ist derzeit ziemlich dunkel in der Welt. Krieg und Krisen bestimmen das Handeln. Um zu bestehen braucht es mehr als eine gute Verteidigung.

Es war die letzte Karte. Ganz unten lag sie unter den vielen Weihnachtsgrüßen. Der Geist war schon müde, der Körper wollte nach Hause, da reichte ein schneller Blick - und ich wusste, wie dieser Text beginnen soll.

"Nachts ist es schön, an das Licht zu glauben." Edmond Rostand hat diesen Satz geschrieben. Ein Franzose, ein Dichter, derjenige, der Cyrano de Bergerac zum Theaterhelden machte. Mehr als 100 Jahre später prangt der Satz auf einer Weihnachtskarte aus Bad Elster. Eine Grußkarten-Weisheit. Mag sein. Aber eine, die passt zu unseren Tagen. Und eine, die passt zu diesem Flecken Erde. Seit Jahrhunderten.

Mit dem Berggeschrey begann die besondere Beziehung zum Licht

Etwas Licht, das täte gut. Es fehlte einst den Bergleuten. Und es fehlt uns heute, im übertragenen Sinne. Etwas Licht, das das Ende dieser Krisenjahre zeigt, das täte gut. Doch noch ist leider Nacht. Für das Licht braucht es den Glauben daran.

Mit dem Berggeschrey im Mittelalter, der Suche nach Silber, entstand die ganz besondere Beziehung dieser Gegend zum Licht. Viele Bergleute haben von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gegraben, geschaufelt und kein Tageslicht gesehen. Das Licht einer Kerze - es hat nicht nur praktischen Nutzen, es verspricht Geborgenheit, Leben und Hoffnung. Der weihnachtliche Lichterglanz, der die Region bis heute auszeichnet, er wäre ohne diese besondere Sehnsucht nicht denkbar.

Es braucht eine Idee, um bei Nacht mit Freude an das Licht zu glauben

Um in der Nacht mit Freude an das Licht zu glauben, muss man eine Vorstellung davon haben, was es Gutes zum Vorschein brächte. Daran mangelt es derzeit.

Unser Land, viele Länder der westlichen Welt haben auf Abwehr geschaltet. Nach außen gegen Aggressoren, nach innen gegen autoritäre Bewegungen und im Ringen mit sich selbst gegen die eigenen Lebenslügen. Der Kampf wirkt mitunter verzweifelt. Keine Zeit für Visionen. Manchmal geht es um Leben und Tod. Der Boden droht zu erodieren, auf dem alles steht.

Nicht, dass man gar nichts versucht hätte. Die viel gescholtene Ampelregierung in Berlin zum Beispiel: Was sie im November 2021 in ihren Koalitionsvertrag schrieb, versprach endlich wieder Gestaltungskraft. Klimaschutz, technologische Erneuerung und soziale Gerechtigkeit sollten zusammenfinden. Es klang zu schön, um wahr zu werden. Kurze Zeit später brach ein nicht für möglich gehaltener Krieg in Europa los, der in der Ukraine Menschen über Menschen frisst und in Deutschland Ressourcen.

Die Corona-Krise ließ sich mit einem Haufen Geld noch kitten. Mit dem Ukrainekrieg erfährt das Land, dass mit Geld nicht alles zu regeln ist, dass auch versäumte Investitionen schwer lastende Schulden sein können und der demografische Wandel, also das Schrumpfen und Altern der Bevölkerung, kein Spleen von Kurt Biedenkopf war, sondern ein Fakt ist, der dem Handeln heute an allen Ecken und Enden Grenzen setzt.

Am Ende hat die Wirklichkeit das Papier geschreddert. Nicht zum ersten Mal. Programme sind deshalb das eine. Menschen, die daraus etwas machen sollen, das andere. Und Letztere hatten - wie man neudeutsch so sagt - nicht die beste Performance im letzten Jahr.

Dass der Boden zu erodieren droht, liegt daran, dass er in guten Zeiten nicht gepflegt wurde, nicht frisch bestellt. Dabei ist es gerade die Stärke einer freien Gesellschaft, sich anpassen zu können, zu entwickeln, neue Bedürfnisse aufzunehmen. Zu wenig davon passierte.

Was macht ihn aus, den freien Westen: Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Gleichberechtigung, Nachhaltigkeit, Teilhabe, freie Fahrt, Solidarität, die schwarze Null? Was antworten wir? Was antworten unsere Kinder, was die Menschen außerhalb unserer Grenzen?

Worauf es in Sachsen ankommt

Da ist viel versäumt worden, sodass die Angreifer glauben mögen, es sei Zeit für den Sturm. Umso mehr braucht es jetzt diejenigen, die das Licht pflegen. Auch hier in Sachsen. Gerade jetzt vor einem schwierigen Wahljahr. Wer die Freiheit dieser Gesellschaft schätzt, dafür Verantwortung übernehmen will, für den reicht es nicht, die Menschen dort abzuholen, wo sie gerade sind. Er muss ihnen auch sagen können, wo er mit ihnen hinwill. Sonst bleiben sie dort, wo sie gerade schimpfen.

Ist es nicht schön, an ein gescheites, aufgeschlossenes Land zu glauben, das sich seinen eigenen Kopf bewahrt hat und zugleich weiß, dass auch die anderen recht haben könnten; das sich tolerant zeigt in jeglichem Miteinander und konsequent und professionell im Handeln?

Als ich vor vielen, vielen Jahren in Ostsachsen im Schlamm lag, die grüne Atomschutzplane über mich gezerrt, zig Kilometer in den Beinen, froh, die Augen kurz schließen zu können, da habe ich mich nach der einen Flasche Cola gesehnt, die in meinem Spind stand.

Die Umstände können den Menschen sehr klein machen und seine Welt ziemlich dunkel. Vier Jahre später war die Mauer offen.

Ich wünsche Ihnen schöne und hoffnungsvolle Festtage!

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