Langer Winter macht Tieren zu schaffen
Aufenthalt unter der Schneedecke, Massen- Kuscheln: So überstehen Wildschwein, Biene & Co. kalte Zeiten
Schellenberg.Die meisten Menschen haben die Nase voll vom langen Winter und seinem Grau. Aber auch manchen Tieren in der Region setzt das Wetter zu.
Bienen leiden: So etwas hat der langjährige Imker Werner Ramm aus Schellenberg noch nicht erlebt. Seine Bienenvölker hocken noch immer dicht an dicht in der Wintertraube, ihrem "Haus". "Die anderen Jahre sind sie um diese Zeit längst geflogen", sagt er. Er mache sich Sorgen, denn beim täglichen Überprüfen habe er immer mal zwei, drei, vier Bienen im Schnee gefunden ...
Ganz so dramatisch sieht es Falk Meyer, ein bekannter junger Imker aus Flöha, nicht. "Konstant kaltes Wetter ist besser als Wechselwetter. Da beginnen Bienen ihr Brutgeschäft zu früh und können, wenn das Wetter umschlägt, vom Winterfutter abreißen und verhungern." Sein Rat: Futterstände kontrollieren, bei Bedarf zufüttern. Günstig ist aus seiner Sicht, dass Bäume und Frühlingsblüher dann alle auf einmal blühen. "Das Angebot an Pollen und Nektar ist für Bienen so sehr groß." Er kann sich vorstellen, dass der Frühlingsblütenhonig durch die Vielfalt an Nektar ein sehr guter wird.
Überleben auf Sparflamme: Nahrungsmangel - das ist aus Sicht von Wetterexperte Manfred Tietz zurzeit das große tierische Problem, auch bei Vögeln. "Viele Zugvögel, die aus ihren Brutgebieten zurückgekehrt waren, haben gleich wieder kehrtgemacht und sich in schneefreien Gebieten, etwa entlang des Rheins, einen vorübergehenden Ausweichplatz gesucht." Geschwächte, kränkelnde oder hungrige Vögel werden Beuteobjekte für größere Vögel wie Kolkrabe, Rotmilan, Rabenkrähe, aber auch für Fuchs und Marder. "Ansonsten geschieht in so harten Zeiten alles auf Sparflamme, um Kräfte zu schonen." Das Brutgeschäft verzögere sich, bis der verspätete Lenz für Auftrieb sorgt. "Mit zusätzlichem Füttern kann man Vögeln beim Überlebenskampf helfen."
Durchhalten angesagt: Die Tiere im Wald haben mit dem langen Winter schwer zu kämpfen, aber sie sind darauf zum Teil gut eingerichtet und werden ihn überstehen. Dieser Meinung ist Revierleiter Tilo Stoll vom Staatsbetrieb Sachsenforst. Die Wildschweine hätten es am schwersten. "Sie bekommen gerade ihre Jungen, müssen sie säugen, warm halten." Dabei gehe die Bache an ihre letzten Reserven: "Jede Minute, die sie zu lange abwesend ist, besteht die Gefahr, dass die Frischlinge erfrieren." Auch Rehe hätten es im Winter nicht einfach. "Sie vertragen in diesen Tagen keinen Stress, der ihnen gemacht wird", sagt er. Durch Skifahrer, Wanderer, Jäger, durch illegale Motorrad- oder Quadfahrten zum Beispiel. "Die Tiere müssen sich fortbewegen, doch das macht ihr Stoffwechsel nicht mit, und es kann für sie tödlich sein." Eines kommt für den Revierleiter auch im Winter nicht infrage: Tiere im Wald zu füttern. "Die Futterstellen sind ein Treffpunkt für gesunde und auch kranke Tiere", erklärt er. "So können sie dazu beitragen, Krankheiten zu verbreiten."
Überlebenskünstler Fisch: Hans Hillger, Chef des Anglervereins Marbach 130, ist gespannt auf das Anangeln. "Hoffentlich bereits im kommenden Monat", sagt er. "Ich möchte schon sehen, was noch an Bestand da ist." Dabei hat er keine Angst, dass Kälte, Schnee und Nahrungsmangel den Fischen zugesetzt haben. "Die machen sich starr und steif, fressen ab und an, sie sind Überlebenskünstler." Hillig hat den Kormoran im Visier: Weil der Winter am Meer so furchtbar war, habe sich der Vogel bereits gut einen Monat länger als sonst hier in der Region aufgehalten. "Man muss wissen: Ein einziger Kormoran kann gut bis zu 600 Gramm Fisch an einem Tag verdrücken."
Kleine Gewinner: Das sind laut Fachleuten Fliegen, Käfer, Zecken. Die Krabbler würden die Kälte gut überstehen, da sie sich ein "Winterquartier" aussuchen. Zudem verfügten sie über eine Art Frostschutzmittel im Körper, das verhindert, dass sie erfrieren. Zecken sollen sogar unter der dichten Schneedecke richtigen Schutz gefunden haben. Naturschützer Matthias Vogel aus Eppendorf aber macht für diesen langen Winter keinen "richtigen Gewinner" aus: "Es ist einfach für alle eine harte Zeit."