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Köche und Servicekräfte verabschieden sich vom Gastgewerbe Mittelsachsens
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Vor allem Servicekräfte im Nebenjob haben der Branche den Rücken gekehrt und sich beruflich neu orientiert. Die Gewerkschaft NGG macht geringe Löhne dafür verantwortlich.
Nach dem Lockdown dürfen Köche, Kellner und Servicekräfte in Gaststätten und Hotels zwar wieder arbeiten. Doch allein in Mittelsachsen hat jeder achte Beschäftigte im Gastgewerbe der Branche den Rücken gekehrt.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) spricht von einer einer "dramatischen Abwanderung von Fachkräften" und beruft sich auf Zahlen der Arbeitsagentur. Demnach hätten sich innerhalb des vergangenen Jahres im Landkreis rund 500 Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte aus dem Gastgewerbe verabschiedet und Beschäftigung in anderen Branchen gesucht. "Ausgerechnet in der Sommersaison fehlt einem Großteil der Betriebe schlicht das Personal, um die Gäste bewirten zu können", erklärte Thomas Lißner, Geschäftsführer der NGG-Region Dresden-Chemnitz. Für die Lage macht der Gewerkschafter insbesondere die Einkommenseinbußen durch die Kurzarbeit verantwortlich: "Gastro- und Hotel-Beschäftigte arbeiten sowieso meist zu geringen Löhnen. Wenn es dann nur noch das deutlich niedrigere Kurzarbeitergeld gibt, wissen viele nicht, wie sie über die Runden kommen sollen." In der Folge hätten sie sich beruflich neu orientiert in Branchen, in denen sie mehr verdienten.
Die Sprecherin der Agentur für Arbeit in Freiberg, Antje Schubert, bestätigte teils die Angaben. Demnach habe das Hotel- und Gaststättengewerbe in Mittelsachsen im Juni dieses Jahres 3192 Menschen beschäftigt. Das sind 474 Menschen oder 12,9 Prozent weniger als vor im Juni vor einem Jahr. Auffällig sei jedoch der Rückgang bei den geringfügig Beschäftigten und Menschen im Nebenerwerb. "Hier ist ein Rückgang der Beschäftigten um 329 oder 28,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen", so Schubert auf Nachfrage der "Freien Presse". Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrage der Rückgang 145 Arbeitnehmer - ein Minus von 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies zeige, dass durch die Gewährung von Kurzarbeitergeld die Arbeitnehmer überwiegend in den bestehenden Beschäftigungsverhältnissen gehalten werden konnten. Menschen, die in der Hotel- und Gaststätten-Branche tätig waren und sich arbeitslos gemeldet haben, seien zum Teil in den Handel, in den Bürobereich oder in soziale Berufe (Helfertätigkeiten) abgewandert. "Die Verfügbarkeit von Service- und Fachkräften war in Mittelsachsen schon vor der Coronakrise spürbar angespannt", sagte die Sprecherin.
Gewerkschafter Lißner fordert nun Wirte und Hoteliers zum Umdenken auf. Diese müssten sich zu "armutsfesten Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen bekennen". Auch Servicekräfte hätten ein Recht auf "eine anständige Bezahlung" und geregelte Arbeitszeiten.