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Angebliche Gasexplosion: Feuerwehr Mittweida rückt drei Mal umsonst aus

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Bereits zweimal im Dezember waren Einsatzkräfte aus Mittweida zu vermeintlichen Gasunfällen angefordert worden, und in dieser Woche erneut. Doch alle drei Fälle entpuppten sich als Fehlalarm. Nun wird geprüft, wer dahinter steckt und ob eine Notruf-App eine Rolle spielt.

Mittweida.

René Schröter ist sauer. Schon wieder war es ein Fehlalarm, der die Mittweidaer Feuerwehr sowie die Verstärkung von den Ortswehren Lauenhain und Tanneberg am Dienstagabend zum Einsatzort an der Prof.-Holzt-Straße eilen ließ, sagt der Mittweidaer Wehrleiter. Dabei klang die Meldung nach einem herausfordernden Einsatz: "Wir wurden 23.10 Uhr über unsere Funkmeldeempfänger informiert, die über die Rettungsleitstelle in Chemnitz ausgelöst werden. Es hieß: Gasexplosion mit Verletzten."

Insgesamt eilten 35 Feuerwehrleute mit sechs Fahrzeugen herbei. "Wir haben das Haus mit mehreren Wohnungen kontrolliert", sagt Schröter. Doch weder konnten Gas noch die Folgen einer Explosion festgestellt werden. Auch Polizei und Rettungsdienst waren vor Ort.

Einsatzkräfte zwei Tagen hintereinander in Mittweida gefragt

Nicht das erste Mal war die Feuerwehr in der Wohnanlage an der Prof.-Holzt-Straße gefordert. "Wir sind schon am Abend des 20. Dezembers mit der Meldung ,geplatzter Gashahn' an diese Adresse gerufen worden." Passiert war ebenfalls nichts. Das gleiche Spiel am 21. Dezember. Diesmal ging der Notruf eine Stunde später, kurz vor 23 Uhr, ein. Gemeldet wurde ein Gasaustritt mit verletzten Personen in einem Mehrfamilienhaus an der Poststraße. Vor Ort konnte Entwarnung gegeben werden: Das Haus hat gar keinen Gasanschluss, so Schröter.

Alarmierung per App

Nach den Angaben von Gerd Irmscher aus Erlau, einem der stellvertretenden Kreisbrandmeister in Mittelsachsen, erfolgten alle drei Alarmierungen über eine Notruf-App an die Rettungsleitstelle, die dann die Einsatzkräfte informierte. Auch Irmscher war am Dienstag in Mittweida, denn dieses liegt in seinem Inspektionsbereich Südwest, und er wurde mit informiert. Nach seinem Wissen war es die dritte Alarmierung per App in seinem Gebiet.

Sollte der Notruf missbraucht worden sein? "Das ist kein Kavaliersdelikt. Dadurch können größere Probleme entstehen. Am Dienstag waren 44 Rettungskräfte gebunden. Wenn dann wirklich jemand in einer Notlage ist, kann diesem nicht so schnell wie möglich geholfen werden, weil die Rettungskräfte gebunden sind", verdeutlicht Irmscher.

Er spricht die Notruf-App "Nora" an, die kürzlich auch Thema einer Beratung der Kreisbrandmeister gewesen sei. Dabei handelt es sich um die offizielle Notruf-App der Bundesländer, informiert die Polizei Sachsen. Über die App lässt sich in wenigen Schritten ein Notruf absetzen, ohne sprechen zu müssen. Das ermögliche Menschen mit Einschränkungen den direkten Kontakt zu den Leitstellen. Die bundesweite Notruf-App ist unter Federführung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums entstanden und kann heruntergeladen werden.

Allerdings wurde die Nora-App im Dezember auch im Zusammenhang mit Notrufmissbrauch genannt. Mehrere Medien berichteten, dass etwa in Essen und in Gaggenau bei Stuttgart Gasaustritte, auch mit Verletzten, gemeldet wurden. Im Nachgang sollen sich Klimaaktivisten dazu bekannt haben, die falschen Notrufe getätigt zu haben.

Staatsanwaltschaft prüft Geschehen in Mittweida

Der jüngste Fall in Mittweida ist bei der Polizeidirektion Chemnitz sowie auch bei der Polizeidirektion Zwickau fast zeitgleich am Dienstag gegen 23 Uhr bekannt geworden, teilt Marcus Gerschler, Sprecher der Polizeidirektion Chemnitz mit. "Der Erstmitteilung zufolge habe dort eine Gasexplosion stattgefunden, wodurch Wohnhäuser in Brand geraten sein sollen." Geprüft werde derzeit, ob ein Missbrauch von Notrufen beziehungsweise die Beeinträchtigung von Nothilfemitteln nach Strafgesetzbuch vorliegt, die Polizei ermittle gegen Unbekannt. Die beiden Fälle vom Dezember in Mittweida seien an die Staatsanwaltschaft Chemnitz übergeben worden. Zuletzt gab es in Mittelsachsen keine ähnlich gelagerten Sachverhalte, kann Gerschler nach Rücksprache mit den Revieren Rochlitz, Döbeln und Freiberg sagen.

"Freie Presse" hat bei der Stadt Chemnitz angefragt, wie viele ähnliche Fälle im Bereich der Integrierten Regionalleitstelle Chemnitz-Erzgebirge-Mittelsachsen eingegangen sind. Eine Antwort stand bis Mittwochabend aus. Das Landratsamt Mittelsachsen verweist auf die Stadt Chemnitz und die Polizei.

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