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KZ-Gedenkstätte Sachsenburg: Frankenberg will Geld vom Freistaat
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Das von 1933 bis 37 betriebene KZ Sachsenburg mit 10.000 Internierten gehört zu den frühen Konzentrationslagern der Nationalsozialisten. Es war Vorläufer von Sachsenhausen oder Buchenwald. Die SS bildete hier Wachen aus. Das Gedenken in Frankenberg an die Nazi-Verbrechen lebendig zu halten, kostet Millionen.
Frankenbergs Bürgermeister Thomas Firmenich (parteilos) hatte nach dem Holocaust-Gedenken vorige Woche den Eindruck, dass noch nicht alles gesagt war. Darum fragte er den städtischen Historiker Mykola Borovyk, ob es in der Nähe des Denkmals für die Opfer des Faschismus gelegenen Kommunikations- und Dokumentationszentrum Kaffee gebe. Gab es. Die Teilnehmer des Gedenkens kehrten also der Eiseskälte den Rücken und fanden sich im Gedenkstätten-Interim spontan zusammen.
Architekten suchen
"Das ist unsere Baustelle", sagte Firmenich und bekannte sich damit zur geplanten Gedenkstätte an das frühe KZ Sachsenburg. Damit es mit dieser vorangeht, soll nun ein Architektenwettbewerb für den Ausbau des ehemaligen Zellentraktes ausgelobt werden. Um diesen zu bezahlen und die Stelle von Borovyk mitzufinanzieren, wandte sich der Bürgermeister an den Freistaat. Es werde geprüft, ob man im Vorgriff Fördermittel erhalten könne.
Nachdem der Freistaat 2,5 Millionen Euro für das Projekt in Aussicht gestellt hatte, kündigte 2022 auch Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, eine Förderung der Gedenkstätte für das frühe Konzentrationslager an. "Ich gehe von insgesamt fünf Millionen Euro aus", so der Bürgermeister. Geflossen sind die Mittel aber noch nicht. Unklar ist daher, wann die Gedenkstätte errichtet wird.
Bodo Krieg von der Lagerarbeitsgemeinschaft KZ (Lag) nutzte die Gelegenheit und kritisierte in der Runde das schleppende Tempo beim Aufbau der Gedenkstätte. "Der Prozess muss finanziert werden", sagte der Bürgerrechtler. "Was ist denn mit den Fördermitteln?" Die Stadt könne Geld für die Gedenkstätte ausgeben, müsse es aber vorfinanzieren, so Firmenich.
Geld besorgen
Angesichts leerer Stadtkassen ist die Vorfinanzierung kompliziert. Wenn der Stadtrat nächste Woche zusammenkommt, geht es um Haushaltskonsolidierung, Steuern und die Elternbeiträge für die Kinderbetreuung. Nicht nur wegen der explodierten Energiepreise steht die Stadt vor einem Finanzloch. Die Spatzen pfeifen es von Frankenbergs Dächern, dass die Stadt in den Kontokorrentkredit rutscht. Privat nennt man das "Dispo".
Daher wird die Gedenkstätten-Finanzierung derzeit unter Stadträten viel diskutiert. "Wir sind nicht gegen die Gedenkstätte", sagte CDU-Fraktionschef Andreas Schramm daher in der Runde. "Aber ich habe einen Wählerauftrag. Und daher muss ich mich fragen, was dem Frankenberger Bürger dient." Im Gegensatz zu vielen Pflichten einer Gemeinde handele es sich bei der Gedenkstätte um eine freiwillige Leistung. "Ich will das gern unterstützen. Aber es geht um die derzeitige finanzielle Situation der Stadt" so Schramm weiter. "Wir wollen alles abwägen und sehen, was wir als Stadt leisten können."
Abriss abwenden
Ähnlich äußerte sich Falko Schurig, Fraktionschef der Freien Wähler Frankenberg: "Wir müssen den Weg zur Gedenkstätte weitergehen", sagte er. "Die Kommandantenvilla zeigt, was sonst passiert." Dieses Gebäude wurde Ende 2022 trotz vieler, namhafter Proteste abgerissen, nachdem es durch jahrelange Untätigkeit einsturzgefährdet war. An seiner Stelle soll eine Stahlträgerkonstruktion entstehen, die dem Betrachter Höhe und Ausmaß der einstigen Kommandantenvilla vor Augen führt. Mit diesem Entwurf "Nie wieder" von Professor Frank Schüler aus Berlin und den Frankenbergern Jana Hilger, Christoph Weigel und Roland Koppka hatte sich die Stadt erfolgreich um die Fördermittel von Bund und Land für die KZ-Gedenkstätte Sachsenburg beworben.
Nicht nur Schurig erinnerte an die abgerissene Villa. Auch Bodo Krieg und die Lag schauen aufmerksam auf die Gebäude, in der die Gedenkstätte entstehen soll: "Wenn dort nicht bald etwas passiert, muss man die Häuser auch abreißen", sagte Krieg mahnend.
Das von 1933 bis 37 betriebene KZ Sachsenburg mit 10.000 Internierten gehört zu den frühen Konzentrationslagern der Nationalsozialisten. Es war Vorläufer von Sachsenhausen oder Buchenwald. Die SS bildete hier Wachen aus. (dahl)