Schock-Moment für Leipzigerin: Sie soll über 1 Million Liter Wasser verbraucht haben - und das kann jeden treffen

Angeblich sollen in einem leerstehenden Haus in Leipzig 1200 Kubikmeter Wasser verbraucht worden sein. Die MDR-“Umschau“ ist dem kuriosen Fall nachgegangen.

Die Hauseigentümerin bat das MDR-Magazin „Umschau“ um Hilfe. Der Sender ging dem Fall nach – und zeigt auf, was hinter dem enormen Verbrauch steckt.

Im Haus lebten bis zu ihrem Tod 2020 die Eltern der jetzigen Eigentümerin. Diese verbrauchten zu Lebzeiten rund 140 Kubikmeter Wasser im Jahr. Seitdem steht das Gebäude leer, Jahresverbrauch inzwischen: durchschnittlich 50 Kubikmeter (unter anderem für das Wässern des Gartens und das Reinigen der Terrasse). Nun aber der Schock: Im Jahr 2023 sollen 1200 Kubikmeter verbraucht worden sein!

Leitungen okay, aber was ist mit dem Zähler?

Die Fehlersuche begann. Ein mögliches Leck in einer Wasserleitung wurde vermutet. Aber Fehlanzeige: Die Leitungen sind dicht. Auch der Druck in den Rohren: im Normalbereich, so der Klempner. Er hatte jedoch den richtigen Riecher: Wenn die Leitungen in Ordnung sind, vielleicht gibt es Probleme mit der Messung des Verbrauchs? Sprich: Es könnte am Wasserzähler liegen.

Der Fachmann vermutete einen sogenannten Rollensprung. Beim Zähler der Hauseigentümerin wird die Durchflussmenge mit einem kleinen, mechanischen Rollenzählwerk gemessen. Die einzelnen Zahlenrollen greifen dabei ineinander, bilden ein Getriebe. Und wenn dieses Getriebe dann zum Beispiel von 199 auf 200 schaltet, kann es zum Rollensprung kommen.

Rollensprung ist kaum nachweisbar

In dem Moment drehen sich mehrere Rollen und es kann zum Fehler kommen. Eine Rolle dreht sich, die eigentlich gar nicht dran wäre. Und: Ein Rollensprung ist kaum nachweisbar. Das Problem kann jede Zahlenrolle betreffen, berichtet Ingenieur Georg Hofmann der „Umschau“. Der Experte weiter: „Das ist kein spontaner Vorgang, sondern erstreckt sich über Stunden oder Tage.“

Um beim genannten Beispiel zu bleiben: Statt von 199 auf 200 zu schalten, dreht sich die 1 fälschlicherweise mit. Aus 200 Kubikmetern werden so 1200. Was führt zu einem Rollensprung? Luft im Zählwerk, Erschütterungen oder Druckstöße im Leitungsnetz.

Bauarbeiten führten zum Millionenverbrauch

Zu Erschütterungen kommt es laut Hofmann etwa, wenn Straßenbauarbeiten nahe der Hauswand durchgeführt werden, an welcher der Zähler angebracht ist. „Die verträgt der Wasserzähler nicht, dafür ist er nicht geeignet“, berichtet Hofmann dem MDR. Und tatsächlich: Im Juni 2023 wurden in der Straße Glasfaserkabel verlegt. Mehrmals wurde der Boden danach mit einer Rüttelplatte verdichtet – Erschütterungen gab es also zur Genüge.

Schließlich wurde der Wasserzähler der Leipzigerin im Auftrag der Wasserwerke durch das Eichamt geprüft. Ergebnis: Der Zähler ist defekt. „Es gab starke Ablagerungen von kleinen Steinchen, selbst im Zählergehäuse“, notiert das Eichamt in seinem Prüfbericht. „Die vierten und fünften Zahlenrollen sind bei bestimmten Belastungen und Umständen nicht fest und können sich unkontrolliert umdrehen.“

Gute Neuigkeiten: Wie die Leipziger Wasserwerke die „Umschau“ wissen lassen, muss die Eigentümerin die falsch erfassten 1,2 Millionen Liter Wasser nicht bezahlen. Eine neue Berechnung für 2023 soll erstellt, als Grundlage der Durchschnittsverbrauch der drei Jahre davor herangezogen werden. (phy)