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16-Jährige fährt mit Miniauto zum Gymnasium Werdau: Klassenkameraden finden ihren "Traktor" cool

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Sogenannte Leichtkraftfahrzeuge werden bei Jugendlichen immer beliebter. Diese Minis können mit einem Moped-Führerschein gefahren werden. Sie bieten Vorteile, sind aber teuer in der Anschaffung. Und der ADAC hat noch andere Bedenken.

Werdau.

Bei diesem nass-kalten Schmuddelwetter weiß Emily Schneider ihren "Traktor" so richtig zu schätzen. So nennt die 16-Jährige ihr Miniauto, mit dem sie ins Gymnasium nach Werdau fährt. "Er klingt ja ein bisschen wie ein Traktor", begründet die Schülerin den Namen. Emily wohnt mit ihrer Familie in Fraureuth. Von dort fährt zwar alle Stunde ein Bus nach Werdau, doch mit ihrem Auto ist die Jugendliche einfach bequemer unterwegs. "Wenn das Wetter schöner wird, fahre ich meist mit meiner ,Schwalbe'. Aber mit dem Auto fühle ich mich jetzt einfach sicherer. Und es ist auch cool, mal schnell zu Mc Donald's zu fahren." Dabei meidet sie große Straßen, wie die Westtrasse. Manchmal werde sie richtig frech überholt und es gibt auch viele, die sehr dicht auffahren. Denn mit mehr als 45 Kilometern pro Stunde ist das 8-PS-Dieselfahrzeug nicht unterwegs und bremst damit manchmal den Verkehr aus. Die Gymnasiastin ist nicht die einzige, die ein Miniauto fährt. "Bei uns an der Schule sind es so um die fünf Leute." Ihre Klassenkameraden fänden ihren "Traktor" schon cool.

Hersteller haben "Rentnerautos" aufgepeppt

Die Kleinstwagen erfreuen sich bei Jugendlichen zunehmender Beliebtheit. Denn diese Leichtmobile dürfen in Deutschland mit der Führerscheinklasse AM gefahren werden. Diesen Schein dürfen bereits 15-Jährige machen. "Früher waren das typische Rentnerfahrzeuge", sagt Marcus Hupfer, Betriebsleiter der Zwickauer Filiale des Autohauses Zimpel und Franke. Doch die Hersteller hätten bei Optik und Ausstattung stark nachgelegt. "Bei uns steigt die Nachfrage nach den Miniautos immer weiter. Dieser Trend wird sich auch dieses Jahr fortsetzen." Ab 15.000 Euro aufwärts koste der Kleinstwagen, sei also beileibe kein Schnäppchen. "Aber man zahlt keine Kfz-Steuer, braucht keinen TÜV und keine Abgasuntersuchung. Und auch beim Wiederverkauf hat man keine großen Verluste", sagt Marcus Hupfer. Die meisten würden das Auto nach rund zwei Jahren wieder abstoßen, wenn sie den Führerschein für ein "richtiges" Auto in der Tasche haben.

Auf dem Dorf enorme Erleichterung

Auch Vera Lux vom gleichnamigen Autohaus im Neukirchener Ortsteil Lauterbach beobachtet seit längerer Zeit, dass die 45-PS-Vehikel zu richtigen Kultautos bei den Jugendlichen werden. "Die Eltern sind zufrieden, dass ihre Kinder sicher zum Sport oder in die Schule kommen. Vor allem auf dem Dorf, wo wenige Busse fahren, ist das eine enorme Erleichterung", meint die Autohaus-Chefin, die mit gebrauchten Minis handelt. "Die Nachfrage danach ist riesig."

ADAC wünscht höheres Sicherheitsniveau

Dabei haben die kleinen Flitzer neben dem hohen Preis noch einen ganz entscheidenden Nachteil gegenüber herkömmlichen Pkw. Sicherheitsstandards wie Airbags oder ABS sind nicht bei jedem Anbieter obligatorisch. "Da müssten die Fahrzeughersteller zwingend nachbessern und diese Autos auf ein höheres Sicherheitsniveau bringen", sagt Thomas Kubin vom Fachbereich Technik des ADAC Sachsen. Er sieht es auch als problematisch an, dass junge Leute, die erst einen Moped-Führerschein besitzen, noch keine Erfahrungen mit einem vierrädrigen Fahrzeug haben. "Es ist also absolut ratsam zu üben." Für den Stadtverkehr findet Thomas Kubin die Minis akzeptabel. Problematisch würde es auf Landstraßen, bei Nachtfahrten oder generell bei schlechter Sicht. Rein optisch wirkten diese Fahrzeuge aus der Ferne nämlich wie normale Pkw. Geschwindigkeits-Unterschiede würden unter Umständen zu spät erkannt. Das könne gefährlich werden.

Polizei: 28 Unfälle mit Kleinstwagen

Die wachsende Zahl der Miniautos führt dazu, dass sie rein statistisch häufiger in Unfälle verwickelt sind, sagt die Polizei in Zwickau "Im vergangenen Jahr ereigneten sich im Landkreis Zwickau 28 Unfälle mit Kleinstwagen. Dabei wurden acht Personen verletzt", sagt Polizei-Sprecherin Christina Friedrich. "In 21 Fällen waren die Fahrer der Miniautos die Unfallverursacher." Die meisten Kleinstwagenfahrer seien zwischen 15 und 17 Jahre alt.

Für Emily Schneider ist die Zeit mit ihrem "Traktor" überschaubar. Im Sommer möchte die Fraureutherin den Führerschein fürs Auto in der Tasche haben. Dafür büffelt sie gerade. (rdl)

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