Der schiefe Dom von Zwickau
Zwickau. Der Apostel Simon Zelotes stützt sich auf seine Säge und blickt nach oben. Es mag Zufall sein, aber dort, wo sein sorgenvoller Blick hinfällt, klafft ein Spalt im Stein. Oberhalb des Heiligengemäldes, das die Außenwand der Predigtkanzel im Zwickauer Dom ziert, ist die Brüstung geborsten. Auch unterm Bild zieht sich der Spalt durch den Sandstein. Michael Kühns Sorgenfalten sind keineswegs zufällig. Der Dombaumeister würde sich kaum Gedanken machen, zeigte allein die 473 Jahre alte Kanzel Schäden, aber alles scheint schlimmer. Durch die ganze Kirche geht ein Riss. "Es fing an, als wir zu Weihnachten den Altar wandeln wollten", erzählt Kühn. Der jüngst für eine halbe Million Euro sanierte Altar, der aus der Werkstatt von Michael Wolgemut (1434 - 1519), des Lehrers von Albrecht Dürer, stammt, ist ein so genannter Wandelaltar.
Jens Eumann (Text)und Marcus Richter (Fotos)