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Zur besseren Krisenbewältigung: Landwirte wollen Vogtlandmarke schaffen
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Derzeit gibt es auch für Landwirte und Nahrungsmittelproduzenten allerlei Probleme zu lösen. Auf Einladung der Linkspartei haben sich einige von ihnen nun zusammengetan. Die Ideen sind vielfältig.
Es ist eine Runde, wie sie nicht oft zusammenkommt - und das, obwohl alle aus ähnlichen oder derselben Branchen stammen. Auf Einladung der Linkspartei trafen sich kürzlich die Köpfe führender Landwirtschaftsbetriebe und Nahrungsproduzenten des Vogtlandes. Im Hofladen Großzöbern sprachen sie über die aktuellen Probleme, Möglichkeiten der Zusammenarbeit und darüber, wie die Politik dabei unterstützen kann.
Was derzeit alle Unternehmen umtreibt, ist die fehlende Planungssicherheit. Zwar ist das kein Alleinstellungsmerkmal für die Landwirtschaft, doch Dirk Rudert von der Agrargenossenschaft (AG) Großzöbern erklärte der anwesenden Landtagsabgeordneten Antonia Mertsching (Linke), dass noch in diesem Jahr Fördermittelanträge gestellt werden müssten. Diese würden dann über Jahre laufen, wobei unklar sei, ob die Landwirte alle Bedingungen erfüllen könnten. Es drohten horrende Rückzahlungsforderungen, da die Politik derzeit keine Perspektive aufzeige. Ebenso gab er der Abgeordneten mit auf den Weg, dass es sinnvoll wäre, einen Ausbau von Lagerkapazitäten zu fördern. Die starke Trockenheit der vergangenen Jahre habe gezeigt, wie wichtig es sei, über einen gewissen Vorrat zu verfügen.
Auch die steigenden Energiepreise belasten die Unternehmen. Sie befürchten, dass diese um den Faktor sieben bis zehn steigen könnten - das wäre nach eigenen Aussagen für viele Produzenten existenzgefährdend. Tino Wunderlich von der Agrargenossenschaft Oberes Vogtland/ Adorf gab zu bedenken, dass dabei nicht nur auf Strom und Gas geachtet werden müsse, sondern die Politik auch die Preise für Diesel im Auge behalten muss. Trotz starker Einsparung im Vergleich zum Vorjahr hätte er Mehrkosten im fünfstelligen Bereich für den Treibstoff. Die hohen Preise würden auch die Biolandwirtschaft gefährden, da der höhere Aufwand nicht oder nur in zu geringem Ausmaß an den Kunden weitergegeben werden könne, berichteten mehrere der Landwirte übereinstimmend. Dies liege an einer allgemeinen Kultur der günstigen Lebensmittelpreise in Deutschland. Während beispielsweise in Frankreich deutlich mehr Geld für Nahrungsmittel ausgegeben werde, sei das hierzulande anders. Petra Gerber von der Vogtlandmühle in Straßberg formulierte es so: "Viele Deutsche kaufen sich eine teuere Küche, kochen aber dann mit billigem Öl." Sie erwarte zudem steigende Preise bei der Produktion und Verarbeitung von Nahrungsmitteln, bei gleichzeitig sinkender Kaufkraft der Verbraucher.
Das Thema Nachwuchsgewinnung kam bei dem Treffen ebenfalls auf den Tisch der Landwirte. Häufig stoße man bei Schülern und Jugendlichen auf ein geringes Interesse am Agrarwesen, beklagt Anja Sommer von der AG Theuma/Neuensalz. "Wir brauchen aber nicht nur Diplome, sondern auch Hände", ist sie überzeugt. Ihren Vorschlag gibt sie der Abgeordneten Mertsching gleich mit auf den Weg: Mehr Schülerpraktika, auch an Gymnasien, damit die jungen Leute eine bessere Vorstellung von der Vielfalt der Arbeitswelt bekommen. "Das betrifft ja nicht nur uns, sondern auch andere Handwerksberufe oder die Pflege", so Sommer. In dieselbe Kerbe schlug auch Lukas Günther. Der 23-jährige Maschinenbaustudent betreibt im sozialen Netzwerk Instagram einen Fotoblog über Landmaschinen und möchte über diesen die Begeisterung für die Landwirtschaft bei jungen Menschen wecken und am Leben erhalten. Als Parteimitglied der Linken stehe er mit vielen Landwirten im Austausch und empfehle diesen eine intensivere Werbung in den sozialen Netzwerken, um Nachwuchs zu gewinnen. "Regionalität und Nachhaltigkeit sind Werte, die viele Menschen zu schätzen wissen", so Günther. Wenn man dies transparent im Netz darstelle, könne man Kunden und potenzielle Mitarbeiter für die Sache interessieren.
Eine Lösung für mehrere der Probleme könnte eine gemeinsame Vertriebsmarke sein, unter der die vogtländischen Produzenten ihre Waren an den Mann bringen. "Vogtländische Produkte im Vogtland verarbeitet und für die Vogtländer", schwärmt Dirk Rudert von seiner Zukunftsvision. Doch wie die Marke, die dann eine größere Bekanntheit und dadurch einen großen heimischen Markt erreichen soll, zustande kommt, ist noch nicht ausgemacht. Wichtig sei nun ein intensiver Austausch unter den vielen Landwirten der Region. Dazu wolle man sich um Fördergeld für einen sogenannten Netzwerker bemühen. Dieser hätte dann die Aufgabe, eine Dachmarke aufzubauen. Ob man sich dann in einem Förderverein oder einer gemeinsamen Genossenschaft organisiere oder das Ganze an mangelnden logistischen Möglichkeiten scheitert, ist derzeit aber noch völlig offen.
Landtagsabgeordnete Mertsching versprach, sich in Dresden nach Fördermöglichkeiten umzusehen. Ihrer Kenntnis nach gebe es im Freistaat noch kein derartiges Vorhaben zu einer großen Regionalmarke. Sie unterstütze auch den Ruf der Landwirte nach mehr Wertschätzung: "Wir sollten uns viel mehr darum kümmern, etwas Gutes auf den Teller zu bekommen, als den nächsten großen SUV anzuschaffen oder zum dritten Mal im Jahr in den Urlaub zu fliegen." Mertsching will in einigen Wochen wieder auf die vogtländischen Landwirte zukommen und mit ihnen nach Lösungen suchen.