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Aktion "Leser helfen": Im Wasser blüht Janek so richtig auf

Eine spezielle Therapie bringt dem Sechsjährigen Linderung. Vor allem aber braucht er ein barrierefreies Zimmer, um mit dem Rollstuhl ins Freie fahren zu können. Dabei können ihm die Leser helfen.

Brockau/Mylau.

Die Umwälzpumpe summt, das Wasser plätschert an den Beckenrand und Janek strahlt über das ganze Gesicht. Papa André Schaller hat den Jungen ausgezogen und die Schwimmflügel angelegt. Jetzt muss nur noch Tobias kommen, und schon kann die Bewegungstherapie im Wasser beginnen. "Für Janek ist das die schönste Therapie und sie bringt echt etwas", sagt der Papa. "Durch das warme Wasser und die Bewegung sind die Beinmuskeln auch am Tag danach noch locker." Laufen kann der Junge mit ihnen dennoch nicht. Deshalb plant die Familie einen Anbau an ihr Haus in Brockau, damit Janik ein barrierefreies Zimmer im Erdgeschoss bekommt. Der Verein "Leser Helfen" unterstützt Schallers bei diesem Vorhaben. Dann ist auch die Fahrt zu Janiks Therapie in Mylau leichter.

Dort öffnet sich die Tür mit Schwung. Tobias Batsdorf eilt zum Becken. Der Physiotherapeut der Praxis Treubrodt in der Mylauer Brücknerstraße kümmert sich seit etwa einem Dreivierteljahr um den Jungen mit der seltenen Erbkrankheit Hereditäre Spastische Spinalparalyse, abgekürzt HSP. Er legt Janek einen Ring um, der ihn über Wasser hält. Janek vertraut dem jungen Mann und ist fröhlich. Der Korb mit dem Spielzeug kommt zum Einsatz. Der Sechsjährige versucht erst den Ball hinterherzuschwimmen, dann dem Schiffchen, alles mit vollem Körpereinsatz und lachendem Gesicht. Tobias schaltet den Strömungskanal ein und Janek treibt in Windeseile auf die gegenüber liegende Seite. Das war der leichtere Teil der Übung. Gegen den Strom geht es deutlich schwerer. Doch der kleine Kämpfer bewältigt auch diese Aufgabe. Das bisschen Wasser, das er dabei schluckt, stört ihn nicht. Er hustet, schüttelt sich kurz und schon geht es weiter, an der Stange entlang rund um den Beckenrand.

André Schaller erzählt vom Urlaub in Bulgarien und dem warmen Wasser, in dem der Junge voll in seinem Element war. Auch für den Papa sind die Zeiten wertvoll, in denen der Junge mit all seinen Defiziten einen glücklichen Eindruck macht. Derweil sammelt Tobias mit Janek die schwimmenden Therapiehilfen ein und legt sie zurück in den Korb. Die Zeit verging schnell. Der Papa wickelt Janek in das Handtuch und trägt ihn in den Umkleidebereich.

Jeweils drei mal sechs Verordnungen für Krankengymnastik im Bewegungsbad bekommt Janek gegenwärtig. Dann muss der Junge eine Therapiepause einlegen. "Wenn die Krankheit von den Kassen anerkannt ist, sind auch Rezepte mit zwölf oder 24 Behandlungen möglich", so der Therapeut. Er blickt auf seine ersten Erfahrungen mit Janek zurück: "Bei jeder Behandlung hat er die Beine mehr benutzt. Jetzt bewegt er sich hauptsächlich von selbst und setzt dabei auch die Beine ein. Die Aktivität ist deutlich höher als am Anfang", sagt er und weiß, dass er mit der Therapie den degenerativen Prozess nur hinauszögern kann. Doch dabei will er helfen, so gut es geht. "Ich bin definitiv für Weitermachen, damit wir den Prozess wenigstens verlangsamen. Durch das Aktivieren bekommt der Körper einen Anreiz, gegen die Degeneration zu arbeiten", meint der Physiotherapeut. Zu seinen Patienten gehören auch Menschen mit Muskeldystrophien oder Schlaganfallpatienten. "Die Therapie im Wasser spricht sich herum, denn hier ist das einzige derartige Behandlungsbecken in der Region", sagt Tobias Batsdorf.

Mittlerweile hat André Schaller seinen Sohn wieder dick eingepackt. Er muss aufpassen, dass sich der Junge nicht erkältet, denn das würde wieder eine Therapiepause bedeuten, so wie es sie bei anderen Therapien coronabedingt gab. Richtig Sommer oder Schnee, das ist für Janek, der viel Bodenkontakt hat, das beste Wetter. Bei dem feuchten Grau, wie es seit Wochen vorherrscht, gibt es nur wenige Spielmöglichkeiten im Freien. Da sind die Therapiezeiten umso wichtiger.

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