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Bombenfund in Chemnitz-Markersdorf: Stadt veröffentlicht Sperrkreis für Evakuierung

Bei Baggerarbeiten ist nahe eines Elfgeschossers in Markersdorf eine US-amerikanische Fliegerbombe zutage gefördert worden. Nach Einschätzung von Experten muss sie vor Ort entschärft werden. Rund 15.000 Anwohner müssen evakuiert werden.

Chemnitz.

Annähernd 15.000 Bewohner aus Markersdorf bereiten sich seit Mittwochabend auf ihre Evakuierung vor. Bei Bauarbeiten an der Wilhelm-Firl-Straße ist am Nachmittag in der Nähe eines Elfgeschossers eine Fliegerbombe gefunden worden. Spezialisten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes aus Dresden entschieden am Abend, dass die Munition nicht abtransportiert werden kann, sondern vor Ort entschärft werden muss, so Polizeisprecherin Jana Ulbricht.

In einem Radius von etwa 1000 Metern um die Fundstelle sollen Gebäude evakuiert werden. Die Stadtverwaltung gab am Abend auf Twitter den ungefähren Sperrkreis um den Fundort bekannt. Am Donnerstag soll eine Liste mit betroffenen Straßen und Hausnummern veröffentlicht werden.

Die Fundstelle befindet sich in einem Wohngebiet mit vergleichsweise dichter Bebauung. Etwa 12.000 Bewohner dort sind 60 Jahre und älter, sagt Stadtsprecher Matthias Nowak. Die Evakuierung starte frühestens am Donnerstagnachmittag. Über Nacht wollte der Krisenstab, der in der Hauptfeuerwache zusammengekommen ist, den Einsatz planen und den genauen Evakuierungsradius festlegen, der etwa einen Kilometer betrage, so Nowak. Sobald der konkrete Evakuierungsbereich feststeht, werde dieser veröffentlicht, sodass sich die Bewohner auf die anstehende Räumung vorbereiten können. Als erstes sollen Pflegeeinrichtungen, Heime und Pflegestationen geräumt werden. Die Stadt stelle Ausweichmöglichkeiten bereit, hieß es am Mittwochabend, ohne dass schon konkrete Standorte genannt werden konnten.

Polizeisprecherin Ulbricht empfiehlt Anwohnern, sich auf ihre Evakuierung vorzubereiten. Das heißt, sie sollten überlegen, welche Sachen sie eventuell mitnehmen wollen und wo sie unterkommen könnten, sagt sie. Dabei müsse aber auch an die Coronabeschränkungen gedacht werden.

Nach Informationen der "Freien Presse" wurde die Fünf-Zentner-Fliegerbombe US-amerikanischer Bauart bei Tiefarbeiten am Parkplatz der Wilhelm-Firl-Straße 11 gefunden. Dort sollen Telefonkabel verlegt werden. Die Bauarbeiten wurden sofort nach dem Fund eingestellt. Der Bereich, einschließlich Burkhardtsdorfer Straße und Faleska-Meinig-Straße, wurde abgesperrt. Etwa 70 Polizisten waren im Einsatz.

Die Absperrungen sind relativ großräumig angelegt, schätzte die Polizei selbst ein. Neugierige Passanten wurden zurückgewiesen und über die aktuelle Lage aufgeklärt, soweit das am Abend noch möglich war. Anwohner sorgten sich zum Beispiel, was zu tun ist, wenn bei Evakuierungsbeginn das Kind noch in der Schule ist, die Eltern aber auf Arbeit sind, schilderte eine Passantin. Sie selbst arbeite im Krankenhaus, wo derzeit jedes Personal gebraucht werde. Deshalb könne sie nicht vorsorglich zu Hause bleiben. Vorzeitig sollen die Schulen und Kindergärten nach ersten Informationen nicht schließen. Sie öffnen regulär, hieß es am Abend von der Stadtverwaltung.

Womöglich kann die Stadt auf Evakuierungspläne zurückgreifen, die sie erst im Juni erstellt hat, als auf dem Sonnenberg ein verdächtiger Gegenstand gefunden wurde - ebenfalls mit dichter Bebauung im Umkreis. Damals drohte die Evakuierung von 22.000 Anwohnern. Die Räumung war auf ein Wochenende gelegt worden, auch dort wurde mit Senioren und Pflegebedürftigen aus Heimen begonnen. Die Maßnahmen konnten allerdings gestoppt werden, als feststand, dass an der Jakobstraße nicht etwa eine Bombe, sondern eine alte Trinkwasserleitung gefunden wurde. Auf dem Grundstück neben der Kita entsteht derzeit eine neue Schule. In Vorbereitung des Baus hatten Experten den Boden untersucht und machten metallische Gegenstände aus.

Gefahr aus der Tiefe: Kampfmittelfunde in Chemnitz 

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hat auch 75 Jahre nach Kriegsende viel zu tun. Er gehört zum Polizeiverwaltungsamt. Sachsenweit waren die Experten für explosive Funde voriges Jahr 825 Mal im Einsatz. Dabei wurden unter anderem sechs Sprengkörper entschärft und 19,5 Tonnen an Abwurfmunition geborgen. Die letzte große Evakuierung in Chemnitz liegt vier Jahre zurück.

Oktober 2015: Bei Bauarbeiten auf einem Bahngelände an der August-Bebel-Straße wird eine Bombe gefunden. Mehr als 2000 Anwohner sind betroffen, die Bombe wird entschärft.

Oktober 2016: Nach einem Fliegerbombenfund auf dem Kaßberg werden 17.500 Menschen evakuiert. Auch diese Bombe wird entschärft.

Juni 2020: Bombenalarm auf dem Sonnenberg. Die Evakuierung von 22.000 Anwohnern wird vorbereitet, der Fund entpuppt sich aber als blinder Alarm. (ros)

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