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Chemnitzer Opernball: Künstler des Abends im Kurzporträt

Chemnitz.

Zu einem gelungenen Opernball gehören Tanz, Musik und Unterhaltung. Jana Peters stellt einige der Künstler vor, die den 19. Chemnitzer Opernball mitgestaltet haben.


Lars Redlich

Der Moderator des Abends ist ein Entertainer und wohl das, was man eine Rampensau nennen darf. Eigentlich wollte der Berliner Lehrer für Sport und Musik werden. Dass er dann noch einmal umschwenkte und an der Universität der Bildenden Künste Musical studierte, ist für die Schüler wirklich bedauerlich. Unterricht bei ihm wäre sicher lustig gewesen.

Mittlerweile verbringt Lars Redlich rund 60 Prozent seiner Zeit mit Soloprogrammen, die eine Mischung aus Konzert, Kabarett und Comedy sind. Rund 20 Prozent seiner Zeit verbringt er mit Moderationen. So lernte er Katrin Weber kennen, mit er gemeinsam auf der Leipziger Lachmesse moderierte. Sie, die fünf Jahre lang den Chemnitzer Opernball moderierte, sei es gewesen, die ihn fragte, ob er nicht dieses städtische Großereignis moderieren wolle. So sei er zu seiner einzigen Ballmoderation gekommen.

2020 gab er sein Debüt in Chemnitz, für dieses Jahr wurde er wieder gebucht. Wer ihn schon einmal erlebt hat, weiß, dass sein Humor auch beißend und ziemlich spitz sein kann. Beim Opernball versuche er, sich etwas zu bremsen, und gebe sich Mühe, "keine blöden Witze zu machen", sagt er. Aber 2020 habe er erlebt, "dass die Leute Humor haben und über sich selbst lachen können".

Da er vor allem das Galakonzert moderiert, sei dabei viel vorbereitet, schließlich müsse er die Namen der Künstler und Stücke draufhaben und sich an den Ablauf halten. Improvisation komme dann aber trotzdem. Im Grunde gebe es für ihn bei der Moderation keine Schwierigkeiten. Im Gegenteil, er hoffe sogar ein bisschen auf eine kleine Panne: "Die macht es doch erst lustig und gibt Raum für Improvisation." Sein Ziel für den Abend sei es, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen, wie ein Coach zu seiner Mannschaft. Dann könne er die Leute gut durch den Abend führen.

Beim Galakonzert hat das schon einmal bestens geklappt. Seine Interpretation von Klassikern der Popmusik, die aber von starken Frauen gesungen werden, ließ die Zuhörer gleichzeitig staunen ob seiner gesanglichen Qualitäten und herzhaft lachen.


Ketevan Chuntishvili

Die zierliche Sopranistin beginnt zu singen und alle staunen: Was für eine große Stimme! Mit "Je veux vivre" beginnt sie das Konzert mit einer Arie der Julia aus Charles Gounods Oper "Romeo und Julia" und zaubert den Gästen Lächeln auf die Lippen. Vivre, Leben, genau das soll ja heute gefeiert werden. Die Sängerin ist festes Ensemblemitglied des Staatstheaters Cottbus, wechselt zur nächsten Spielzeit aber an die Staatsoper Hannover. Sie sieht ein bisschen aus wie Maria Callas. Aber wer so singen kann, braucht diesen äußerlichen Vergleich nicht.


Siyabonga Maqungo

Der Tenor mit der herrlich warmen Stimme war von 2018 bis 2020 Ensemblemitglied in Chemnitz. Mittlerweile ist er fest engagiert an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Das Publikum beim Chemnitzer Opernball überzeugte er vor allem mit dem Lied "Granada" von Agustin Lara, das auch schon Placido Domingo gesungen hat. Aber auch "Ah, mes amis, quel jour de fête" aus Gaetano Donizettis Oper "Die Regimentstochter" entlockte den Zuhörern Bravorufe.


Precious Wilson

Um Mitternacht entführt Precious Wilson die Ballgäste mit auf eine musikalische Reise in die Vergangenheit, in die der Discos der 70er- und 80er-Jahre. Die Gäste lassen sich nur zu gern entführen, tanzen ausgelassen und singen so gut mit, dass Wilson fragt, ob sie alle im Chor singen.

Als Frontfrau der Band "Eruption" und auch Solo feierte sie Erfolge unter anderen mit den Songs "One Way Ticket", "On The Race Track" und "Cry To Me". Die Sängerin, die auf Jamaica geboren wurde und heute in London lebt, hat eine besondere Verbindung zu Deutschland. Im Gespräch mit "Freie Presse" erzählt sie, dass die Band Eruption bei einem Castingwettbewerb in England gewann, dann aber keine Arbeit hatte. Auf ihr Drängen nach Auftritten hin seien sie auf eine zweiwöchige Tour durch Diskotheken in Deutschland geschickt worden. In Offenbach trafen sie dann auf den Musikproduzenten Frank Farian. Sie gefielen ihm und er engagierte sie als Vorband von "Boney M". "Ich habe neun Jahre in Deutschland gelebt, unter anderem in Offenbach", sagt Wilson. "In Deutschland hatten wir unsere erste Chance auf internationalen Erfolg", nennt sie einen Grund für ihre Verbundenheit zu dem Land. "Die Zeit in Deutschland hatte einen bedeutenden Einfluss auf mich als Person und auf meine Karriere." 1985 zog sie zurück nach London.

Als sie mit der Band "Eruption" in Berlin war, seien sie über den Checkpoint Charlie gegangen, um im Palast der Republik zu spielen. Darauf folgte eine Einladung für eine Tournee durch die UdSSR. "Es war die Eintrittskarte zum gesamten Ostblock." In der ehemaligen DDR kennen sie einige Menschen noch heute von einem Auftritt im Jahr 1981 mit Helga Hahnemann beim Kessel Buntes. Sie sangen eine Parodie auf ihren Song "Cry to me". Hahnemann machte daraus den "Knäckebrotsong". Das Lied, das Wilson zum Teil auf Deutsch sang, sei natürlich einstudiert gewesen. "Aber der Tanz war völlig improvisiert", erinnert sich die heute 66-Jährige. Am Ende des Liedes machen beide Frauen einen Spagat. "Helga zog mich plötzlich runter zum Spagat. Da es live war, konnte ich ja nicht nein sagen!"

Die deutlich ältere und erfahrenere Helga Hahnemann habe einen bleibenden Eindruck auf sie gemacht. Sie habe ihr gesagt, dass das Publikum immer nur auf das reagiere, was sie als Künstlerin auf der Bühne ausstrahle und fühle. Mit dem was sie fühle, könne sie das Publikum berühren. Als sie vom Tod Helga Hahnemanns erfahren habe, sei sie sehr traurig gewesen. Über die Chance, beim Chemnitzer Opernball aufzutreten und damit wieder einmal im Osten Deutschlands zu sein, sei sie sehr dankbar.

Und wie passen Opernballpublikum und Discomusik zusammen? Unter der formellen Kleidung seien wir doch alle gleich und würden Freude und Spaß verspüren wollen. Nach der Corona-Pandemie sei es so wichtig, mit anderen zusammenzukommen und Freude zu teilen. Das wolle sie mit ihrer musikalischen Reise erzielen. Sicher verspürten auch einige der Gäste etwas Nostalgie und erinnerten sich an das Glück, das sie damals in der Disco empfunden haben.

 


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