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Warum ist es eigentlich so schwierig, die beliebte Moped-Marke Simson wiederzubeleben?

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Eine Firma aus Chemnitz bietet DDR-Mopeds zum Leasing an, das Geschäft läuft, die erste Expansion ist erfolgt. Die Mitarbeiter bauen auch Mopeds mit neuen Teilen auf. Nur ein fundamentales Teil muss immer alt sein.

Chemnitz.

Simson-Mopeds sind derzeit mindestens genauso beliebt wie zu DDR-Zeiten, 3000 bis 4000 Euro werden mittlerweile für die Oldtimer aufgerufen. Für viele Jugendliche ist das zu teuer. Der Chemnitzer Jakob Wild kam deshalb auf die Idee, eine Verleih-Firma zu gründen. Sein Unternehmen Simson-Leasing-Chemnitz ging vor drei Jahren in einer Garage seiner Eltern in Euba an den Start. Seitdem läuft der das Geschäft. Es seien auf der einen Seite die Jugendlichen selbst, die nach Leasing-Möglichkeiten anfragen. Aber noch größer sei das Interesse von Handwerks- und kleineren Industriebetrieben vor allem auf dem Land. Sie wollen ihren Lehrlingen vor der Volljährigkeit eine Möglichkeit bieten, flexibel zum Arbeitsplatz und wieder nach Hause zu kommen – quasi als Benefit für den Ausbildungsplatz. „Die Firmen werben auch schon auf Messen mit unserem Leasing-Modell für ihre Stellen“, sagt Jakob Wild.

Von S 51 über Schwalbe bis Simson-Roller

Ende des vergangenen Jahres hat Jakob Wild eine Werkstatt in Altenhain gefunden, wo er weiterwachsen kann. Auf der Produktseite sind mittlerweile 35 Modelle von S 51 über Schwalben bis Simson-Roller im Leasing-Betrieb. Die einzelnen Leasingmodelle kosten je nach Dauer des Vertrages und Wertigkeit des Mopeds zwischen 70 und 100 Euro im Monat. Zusätzlich vermietet die Firma Mopeds für Wochenendausfahrten und verkauft welche. Einen Teilehandel gibt es ebenfalls.

Auf der Personalseite hat die Firma mittlerweile drei Angestellte. Die Freundin von Jakob Wild im Büro, eine festangestellte Vollzeitkraft und einen Nebenjober in der Werkstatt. Deren Aufgabe ist es auch, alte Teile aufzuarbeiten. „Wir kaufen oft den gesamten Bestand von Teilehändlern auf“, sagt der gelernte Werkzeugmacher. Die Teile werden dann gebürstet, poliert, sandgestrahlt, pulverbeschichtet oder verzinkt. Das Lager in Altenhain ist mittlerweile voll mit Rädern, Schutzblechen, Vergasern, Blinkern und ganzen aufgearbeiteten Motoren.

Welche Pläne für die Zukunft gibt es? Zunächst soll der Fahrzeugpark wachsen. Wild könnte sich vorstellen, weitere Werkstätten zu öffnen, eine in Suhl, also direkt in der Wiege des DDR-Mopedbaus –„dort haben wir viele Anfragen“ – oder an der Ostsee. Dort fahren bereits drei Leasing-Mopeds der Chemnitzer Firma auf den Straßen. „Wir bieten ja auch Kundenservice und müssen sonst immer bis dort hoch“, begründet der Firmenchef seine Überlegungen.

Das Problem der Marken-Wiederbelebung

Während versucht wurde, die DDR-Motorradmarke MZ aus Zschopau nach der Wende mehrfach wiederzubeleben, passierte das bei Simson nicht. Warum eigentlich? „Was die DDR-Mopeds so beliebt macht ist, dass man mit ihnen 60 km/h mit einem Mopedführerschein fahren kann“, erklärt Mitarbeiter Lukas Kreskowsky. Im Einheitsvertrag ist geregelt, dass das für alle entsprechenden Mopeds aus DDR-Zeiten gilt. „Würde man heute Mopeds neu produzieren, dürften sie nur 45 km/h fahren.“

Kreskowsky sagt, dass man heute aus Einzelteilen eine Simson komplett neu aufbauen könne – bis auf den Rahmen. „Das Moped braucht einen Rahmen aus DDR-Produktion mit altem Typenschild und einen Schein dazu“, erklärt er. Nur dann gelte für das Moped diese Sondererlaubnis. Würde eine S 51 heute in einem Werk komplett vom Band laufen, dürfte sie für einen Mopedführerschein nur so schnell fahren wie beispielsweise eine Vespa, also 45 km/h.

Simson mit Viertakt-Motor

Übrigens gab es neue Produktversuche von Simson nach der Wende, beispielsweise mit dem Viertakt-Modell Schikra, visuell und inhaltlich hatte es mit der S 51 allerdings kaum etwas zu tun. Und so erfolgreich, dass sie die Suhler Traditionsfirma vor dem Konkurs bewahren konnte, war die Schikra auch nicht.

Die Zwangsvollstreckung ließ sich im Jahr 2003 nicht mehr vermeiden. Das Unternehmen TLG Gewerbepark Simson unterhält heute die Immobilien der ehemaligen Produktionsstätten und verwaltet die Markenrechte. Die Firma Meyer-Zweiradtechnik-Ahnatal (MZA) erwarb bei der Zwangsvollstreckung die Waren- und Lagerbestände, Produktionsvorrichtungen sowie Zeichnungs- und Urheberrechte von Simson. MZA stellt bis heute Neuteile für Simson-Mopeds her, ganze Fahrzeuge aber nicht. (cma)

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