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Aktion "Leser helfen": Diese Lebenshilfe macht Lucas froh

Janet Franz kümmert sich seit 23 Jahren um ihren schwerstbehinderten Sohn Lucas. Unter der Woche ist das Team der Werkstatt in Mittweida wie eine zweite Familie für ihn.

Mittweida.

Die 1998 eröffnete und später erweiterte Werkstatt für geistig und körperlich behinderte Menschen im Gewerbegebiet an der Leipziger Straße in Mittweida ist ein eher unscheinbarer Flachbau. Träger der Einrichtung ist der Verein Lebenshilfe. 217 Plätze gibt es, nur wenige sind derzeit frei. Seit 2015 kam ein Förder- und Betreuungsbereich mit eigenem Eingang hinzu. Von Montag bis Freitag ist das auch der "Arbeitsplatz" von Lucas Franz, einem 23-jährigen Schwerstmehrfachbehinderten aus Mittweida.

Lucas wird von seiner Mutter Janet Franz betreut und umsorgt, denn er kann von Geburt an nicht ohne Hilfe leben. Um den Alltag der kleinen Familie zu erleichtern, soll über die Aktion "Leser helfen" ein Ersatz für den 20 Jahre alten VW-Bus angeschafft werden. Ohne Unterstützung schafft es die Muter gar nicht mehr allein, ihren Sohn im Rollstuhl über eine Rampe in das Auto zu schieben. Aus der Werkstatt in Mittweida holt sie ihn damit auch ab. In der Regel wird Lucas über einen Fahrdienst gebracht und geholt.

Der Förder- und Betreuungsbereich zeigt sich dieser Tage weihnachtlich geschmückt. Der große Raum wirkt wie ein Gemeinschaftszimmer einer Wohngemeinschaft. Es gibt eine offene Küche, eine große Sofa-Ecke, Extra-Zimmer und einen großen Tisch, an dem auch gebaut und gebastelt wird. Drei Frauen kümmern sich hier um acht schwerstmehrfachbehinderte Menschen im Alter von 21 bis 46 Jahren.

 

"Lucas hat hier körperlich sicher die schwersten Einschränkungen", erklärt Andrea Bast, eine gelernte Krankenschwester und seit eineinhalb Jahren in diesem Bereich tätig, in dem Lucas gern als Chef bezeichnet wird. "Herr Franz, Lucas, ist unser Abteilungsleiter", verkündet Mitarbeiterin Romy Hamel mit lauter Stimme. Das sorgt für ein Lächeln bei Lucas. Er weiß genau, dass er gemeint ist. Und er lacht gern. "Vom geistigen Niveau sind alle ziemlich gleich", erläutert Andrea Bast. "Wir können auch mit allen lachen und scherzen. Mich macht es einfach froh und glücklich, hier für sie da zu sein."

Nur in einem Fall war die Behinderung nach schwerem Unfall eingetreten, bei den anderen der Gruppe gibt es die Einschränkungen von Geburt an. Es ist ein eingespieltes Team, das Montag bis Freitag für jeweils acht Stunden im Betreuungsbereich miteinander agiert.

"Es gibt feste Tagesabläufe, weil es ohne eine Struktur gar nicht geht", berichtet Romy Hamel. Sie ist gelernte Heilerziehungspflegerin. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Wohnbereich für Schwerbehinderte war für sie klar, dass genau das ihr Beruf, vielmehr ihre Berufung ist. "Es gibt schon sehr anstrengende Tage, aber ich bin dankbar, dass ich diesen Job machen kann", sagt sie stellvertretend für ihre Kolleginnen. "Wir kommen alle gern hierher, die Menschen brauchen ja unsere Hilfe. Wir leisten gute Arbeit und können so immer glücklich und zufrieden nach Hause gehen."

Zum festen Tagesprogramm gehören arbeitspraktische Übungen. Dabei werden zum Beispiel für eine benachbarte Firma große Verpackungseinheiten auf kleinere Kisten sortiert. "Was wir da machen, hat also schon einen Nutzen", sagt Romy Hamel. "Allerdings sind unsere Schützlinge nur zehn bis 20 Minuten belastbar." Mittagessen, auch mal Kochen und Backen, gehören ebenfalls zur Tagesstruktur. Zum Essen sitzen alle am großen Tisch. Die Gruppe geht bei Wind und Wetter zu langen Spaziergängen raus. "Frische Luft tut immer gut", sagt Angelika Müller, die dritte Betreuerin. Sie kommt aus dem Pflegebereich, in der Werkstatt sind vor allem kreative Angebote wie zum Beispiel Weihnachtskarten ihr Metier.

Für Ruhephasen hat jeder seinen "Liegeplatz". Besonders viel Entspannung gibt es im Snoezelenraum, einem Zimmer mit Lichtspielen und einem Wasserbett. Darin liegt auch Lucas sehr gern. Musik wird nicht nur gern gehört, sondern mit Klangschalen sogar selbst gemacht. Und es wird getanzt. Lucas, der im Rollstuhl sitzt, bescheinigen die Betreuerinnen ein gutes Rhythmusgefühl. Fotobücher mit Bildern von sich selbst schauen übrigens alle gern an. Auch Sport und Bewegung gehören zum täglichen Programm. Besonders beliebt ist Kegeln, natürlich nicht auf einer Bahn, sondern mit Plastefiguren im Zimmer. "Wir Betreuer treffen prinzipiell nicht", verrät Romy Hamel. "Da wird man schon mal ausgelacht, was natürlich so eingeplant ist und dann alle erheitert."

Finanziert wird der Betreuungsbereich der Werkstatt hauptsächlich mit Mitteln des Landkreises. Eine Anschaffung wie einen Lifter für Lucas musste der Trägerverein Lebenshilfe aber selbst bezahlen. "Wir sind sehr froh, hier drei so tolle und engagierte Mitarbeiterinnen zu haben", sagt Geschäftsführer Thomas Trommer. "Wie gut das funktioniert, sieht man jeden Tag in den Gesichtern. Das zeigt mir immer wieder, dass sich Lucas bei uns wohlfühlt."

Zum Spendenformular für Lucas

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