Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Janet Franz und ihr schwerstbehinderter Sohn Lucas wohnen in Mittweida. Bei Ausflügen kommt der 23-Jährige mit Rollstuhl in den 20 Jahre alten VW-Transporter. Die Familie benötigt ein neueres Fahrzeug.
Janet Franz und ihr schwerstbehinderter Sohn Lucas wohnen in Mittweida. Bei Ausflügen kommt der 23-Jährige mit Rollstuhl in den 20 Jahre alten VW-Transporter. Die Familie benötigt ein neueres Fahrzeug. Bild: Falk Bernhardt
Mittweida
Spendenaktion "Leser helfen": Ein Auto für mehr Freiheit

Janet Franz kümmert sich seit 23 Jahren um Lucas. Ihr Sohn ist von Geburt an schwerstbehindert. Das Leben der kleinen Familie erleichtert ein VW-Bus, doch der hat seine Tücken.

Mittweida.

Es ist kalt an diesem Novembermorgen in Mittweida. Janet Franz steht vor ihrem VW-Transporter, ein T4-Modell, 20 Jahre alt und schon sehr reparaturanfällig. Der Kleinbus hat hinten eine Rampe, über den die Frau bisher immer ihren Sohn Lucas im Rollstuhl in das Auto schieben konnte. "Doch das schaffe ich nicht mehr allein", sagt die 50-Jährige. Ihr nun 23-jähriger Sohn sei zwar ein Leichtgewicht, doch mit dem Spezialrollstuhl muss sie mehr als 100 Kilogramm hinaufschieben. Ein absenkbares Fahrzeug würde ihr helfen und der kleinen Familie wieder einige vor allem sichere Ausflüge ermöglichen.

Was mit einem Auto möglich ist, weiß auch Lucas. Er kann selbst nur wenige Worte sprechen, hört aber gut zu und weiß auch, wenn es um ihn geht. Wenn er "Mama" sagt, hat das je nach Tonfall immer eine bestimmte Bedeutung. "Er ist schon gern der Mittelpunkt", erklärt seine Mutter. "Man kann sich auf seine Art gut mit ihm unterhalten. Er versteht fast alles, ist aber körperlich nicht in der Lage, etwas umzusetzen." Hilfe und Betreuung benötigt Lucas rund um die Uhr, denn er ist mehrfach schwerstbehindert.

"Die Schwangerschaft lief ganz normal." blickt Janet Franz zurück. "Dann waren beim Baby keine Herztöne mehr zu hören, es kam zum Notkaiserschnitt. Lucas hatte Hirnblutungen." Am 5. Oktober 1998 kam er in Chemnitz auf der Kinderintensivstation zur Welt, sechs Wochen früher als geplant. "Er war nicht allein überlebensfähig, nur 1800 Gramm leicht", erzählt seine Mutter. "Er musste über eine Magensonde ernährt werden, das ist auch heute noch so. Er hatte schwere epileptische Anfälle, auch einen sogenannten Wasserkopf. Die Hirnwasserableitung läuft weiterhin."

Mit acht Monaten kam Lucas nach Hause. Da wog er vier Kilo. "Er hat sich dann gut entwickelt, aber es war nicht klar, ob er auch blind ist", berichtet die Mutter. So gab es die mobile Frühförderung des Blindenzentrums Chemnitz, später besuchte er die Blindenschule. Lucas kann sehen, hat aber Sehbeeinträchtigungen. Nach dem Schulabschluss bekam er einen Platz in der Werkstatt für behinderte Menschen des Vereins Lebenshilfe in Mittweida. Dort wird er betreut und beschäftigt, kann kleine Tätigkeiten ausführen.

Janet Franz geht dann zur Arbeit. Sie ist Kauffrau bei der Sparkasse in Mittweida, 18 Stunden pro Woche. "Ich habe immer gearbeitet, das ist mir auch sehr wichtig", sagt sie. "Mein Arbeitgeber hat da viel Verständnis." Seit vier Jahren haben Mutter und Sohn in Mittweida eine Wohnung, die über einen Fahrstuhl zu erreichen und auch für den Rollstuhl gut geschnitten ist. Davor war Altmittweida ihre Heimat. Zum Vater von Lucas - die Eltern sind seit einigen Jahren geschieden - gibt es nur selten Kontakt. Janet Franz ist die alleinige Betreuerin ihres Sohnes, der ihr einziges Kind ist.

Das Problem für die 50-jährige Mutter ist, Lucas und den Rollstuhl über die Rampe ins Auto zu schieben. Ein absenkbares Fahrzeug wäre eine Hilfe.
Das Problem für die 50-jährige Mutter ist, Lucas und den Rollstuhl über die Rampe ins Auto zu schieben. Ein absenkbares Fahrzeug wäre eine Hilfe. Bild: Falk Bernhardt

Ohne Pflegedienst, der am frühen Morgen und nachmittags kommt, würde sie den Alltag kaum bewältigen können. "Lucas kann selbst fast gar nichts machen, nur mit der rechten Hand greifen", erklärt sie. "Aber er strahlt, lacht, ist fröhlich, wenn es ihm gut geht." Ist dies nicht der Fall, gibt es fast keine Reaktion. Er sei halt "ein stiller Leider", weine auch fast nie. Berührungen und Zuwendungen genießt Lucas immer gern. Er spüre Wetterumschwünge, freue sich über Wind, Schnee und auch über Regen, wenn er nicht zu stark ist. "Er ist nicht gern allein und liebt es, draußen zu sein", erläutert die Mutter. "Er ist gern am Wasser, Lauenhain an der Talsperre Kriebstein ist für uns oft ein Ziel, auch der Rossauer Wald mit den breiten Wegen."

Aber um dahin zu kommen, sei eben ein Auto notwendig, auch für den Einkauf, bei dem Lucas gern dabei ist. "Aktuell geht es uns beiden gut", sagt die Mutter. "Obwohl wir beide geimpft sind, hatten wir eine Coronainfektion, zum Glück mit mildem Verlauf." Janet und Lucas Franz freuen sich nun auf Weihnachten. Einen Weihnachtswunsch kann Lucas nicht äußern. "Aber er freut sich immer über Leute, die sich ihm zuwenden", weiß seine Mama.

Aktion "Leser helfen": Details und Spendenformular finden Sie hier: www.freiepresse.de/leser-helfen-lucas

Der VW ist in die Jahre gekommen, ein moderneres Auto ist der Wunsch.
Der VW ist in die Jahre gekommen, ein moderneres Auto ist der Wunsch. Bild: Falk Bernhardt
© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
Das könnte Sie auch interessieren
07:00 Uhr
4 min.
Farbe, Kleber, Gras: Tipps gegen Flecken in Kinderkleidung
Wenn Grasflecken in den Kleidungsstücken zurückbleiben, empfiehlt sich ein Vollwaschpulver mit Bleichmittel auf Sauerstoffbasis.
Viele Flecken brauchen eine Vorbehandlung. Diese Waschmittel sollten Eltern kleiner Fußballer, fleißiger Bastler und aller Dreckspatzen auf ihre Einkaufsliste setzen.
29.06.2025
4 min.
„Leser helfen“ im Vogtland: Emi aus Plauen und ihr neues Auto
Statt ihre Tochter Emi mühsam auf den Beifahrersitz zu heben, kann Andrea Lehmann den Rollstuhl bequem ins Auto schieben.
Um weiterhin mobil zu sein, benötigte Familie Lehmann ein geeignetes Fahrzeug. Dank zahlreicher Spenden von Leserinnen und Lesern der „Freien Presse“ steht das neue Auto jetzt vor der Tür.
Claudia Bodenschatz
11.07.2025
4 min.
Von Bier bis Piña Colada: So teuer ist das Schlemmen am Sachsenring
Diese Fans aus Freiberg würden sich wünschen, dass das Bier etwas günstiger wäre. Trotzdem war es für sie – wie für die meisten Besucher – bei den Getränken die erste Wahl.
Beim Moto-GP sind am Wochenende Rennfahrer und Besucher aus der ganzen Welt zu Gast. Wie international ist das kulinarische Angebot? Und was kostet der Spaß?
Cristina Zehrfeld
13.07.2025
1 min.
Sperrung an Zentralhaltestelle in Chemnitz: Bus- und Bahnlinien geändert
Wegen Bauarbeiten an der Zentralhaltestelle kommt es am Dienstag zu Fahrplanänderungen.
Wegen Bauarbeiten an der Zentralhaltestelle kommt es am Dienstag zu Änderungen im Fahrplan von sechs Linien.
Erik Anke
24.12.2024
4 min.
Aktion „Leser helfen“ will großen Wunsch einer Familie im Erzgebirge erfüllen: Ein neues Auto
Janet Heymann und ihre Tochter Anna, die an dem sehr seltenen Bohring-Opitz-Syndrom leidet und deshalb körperlich und geistig schwerbehindert ist.
Janet Heymanns Tochter Anna ist acht Jahre alt. Weil sie an einer seltenen Erkrankung leidet, bleibt sie auf dem Entwicklungsniveau einer Zweijährigen. Das bringt viele Herausforderungen für den Familienalltag.
Heike Mann
07:33 Uhr
3 min.
Pistorius reist nach Washington: Kommt es zum Patriot-Deal?
Verteidigungsminister Boris Pistorius reist nach Washington, um mit seinem US-Kollegen Pete Hegseth zu reden. (Archivfoto)
Wie geht es weiter bei der Unterstützung der Ukraine? Zur Stärkung der Luftverteidigung werden neue Wege ausgelotet. Vor dem Pistorius-Besuch in Washington macht der US-Präsident dazu eine Ansage.
Mehr Artikel