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Selenskyj bittet in London um "Flügel für die Freiheit"

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Der ukrainische Präsident reiste am Mittwoch nach Großbritannien. Die britische Regierung gilt als wichtiger Verbündeter für das kriegsgebeutelte Land. Selensykyj traf sich auch mit König Charles III.

London.

Briten gelten als Meister der Inszenierung. Und so hatte auch die Kulisse für die Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in London etwas Magisches. Der Regierungschef des kriegsgebeutelten Staates sprach am Mittwoch im ältesten Teil des britischen Parlamentes, der "Westminster Hall", vor britischen Politikern.

Dabei war eines der Worte, welches er am meisten nutzte, "Danke". Großbritannien habe zu ihnen gestanden, als viele Länder noch nicht begriffen hatten, wie man auf die russische Invasion reagieren solle, sagte er. Dabei richtete er sich an Premierminister Rishi Sunak, aber auch an dessen Vorgänger Boris Johnson. Nachdem er dem Sprecher des Unterhauses, Lindsay Hoyle, einen ukrainischen Pilotenhelm überreicht hatte, schloss er seine Rede jedoch mit einer Bitte. Sie benötigten Kampfjets, die er als "Flügel für die Freiheit" bezeichnete. Dass Selenskyj im Rahmen seiner zweiten Reise seit der Invasion Russlands ausgerechnet Großbritannien besucht, ist nachvollziehbar. Schließlich gilt das Land als einer der wichtigsten Verbündeten für den Regierungschef in Europa. "Ein wesentliches Element des Besuches ist überdies, damit den Druck auf andere Länder zu erhöhen", bestätigte auch Richard Whitman von der Denkfabrik "UK in a Changing Europe" am Mittwoch.

Schließlich habe Selenskyj sehr deutlich gemacht, dass sie eine erneute russische Offensive fürchten. "Sie sind daran interessiert, dass die zugesagte Unterstützung schneller eintrifft", auch von deutscher Seite.

Nach seiner Rede im Parlament traf Selenskyj König Charles III. im Buckingham-Palast. Der Besuch Selenskyjs war bis zum letzten Moment geheim gehalten worden. Dies zeigt, wie groß die Sorge um die Sicherheit des Präsidenten ist. Schließlich geht dieser mit seinen Reisen ein hohes Risiko ein. Ihn zu töten, ist immer noch ein Ziel der Russen im Ukrainekrieg, bestätigte Whitman von der Denkfabrik "UK in a Changing Europe". Als Selenskyj schließlich am Vormittag am Flughafen Stansted im Norden Londons landete, begrüßte ihn Sunak persönlich. Ein höchst ungewöhnlicher und kalkulierter Schritt. Schließlich galt vor allem die Beziehung zwischen Ex-Premier Johnson und dem Regierungschef des osteuropäischen Staates als besonders eng. So eng, dass dieser Kiew Ende Januar sogar auf eigene Faust besuchte und damit die Autorität Sunaks untergrub. Auch deshalb war der Besuch Selenskyjs ein wichtiger diplomatischer Moment für den britischen Premier.

Anlässlich Selenskyjs Besuch kündigte London an, sein Ausbildungsprogramm für ukrainische Soldaten zu erweitern. Das Training von Soldaten an dem Kampfpanzer habe nach Angaben von Premierminister Sunak bereits begonnen, zusätzlich sollen nun auch Piloten trainiert werden.

Außerdem wurden weitere Sanktionen gegen Russland verhängt. Diese betreffen etwa Firmen, die nach britischen Angaben das russische Militär beliefern. Dazu gehöre etwa der Drohnenhersteller CST, das Unternehmen RT Komplekt, das Bauteile für Militärhubschrauber herstellt, und Firmen, die Militärfahrzeuge reparieren, der Armee Software bereitstellen oder in die russische Militärlogistik involviert sind. Das britische Militär bildet schon seit 2015 Streitkräfte in dem osteuropäischen Staat aus und lieferte früher als andere Länder militärisches Equipment. Großbritannien hatte überdies als erstes Land die Lieferung moderner Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 in Aussicht gestellt - bis zum Frühjahr sollen sie in der Ukraine sein.

Am Abend traf Selenskyj dann in Paris mit Bundeskanzler Olaf Scholz und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron zusammen.

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