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AnNa R. live in Sachsen: "König:in" auf Zwickauer Bühne!
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Am Sonnabend gastierte die frühere Rosenstolz-Sängerin mit ihrem ersten Soloalbum in der Neuen Welt und sang neben ihrem frischen Material auch Hits von Silly - in neuem Sound.
Es ist alles vorbereitet für einen perfekten Abend mit einer außergewöhnlichen Stimme. Die Bühne im Konzert- und Ballhaus Neue Welt in Zwickau ist grün und rot beleuchtet, die Gäste gut gelaunt, die Vorfreude groß. Da betritt AnNa R. im schlichten blauen Kleid die Bühne. Ihre Eleganz und unverwechselbare Stimme erfüllen sofort den Saal - nur ein einziger Ton, und das Publikum ist gefangen. Die Sängerin ist noch immer die große Dame des Chanson-haften Deutschpop: Sie steht im Mittelpunkt, und alles dreht sich um sie. Die sechs Musiker zaubern einen Klangteppich um ihre Stimme, der sie trägt und herausragen lässt.
Schon mit dem Eröffnungssong "Hinterm Mond" hat sie den Saal auf ihrer Seite, obwohl den im Vergleich zu Rosenstolz noch kaum jemand gut kennt. Doch immerhin stieg "König:in" auf Platz 11 der Deutschen Albencharts ein. Mit Handylichtern tauchen die Zuhörer daher den Saal in ein Meer aus Sternen. Die Gäste im fast gefüllten Konzerthaus sind offenkundig begeistert vom poppigen Stil der Songs: Das Konzept kommt an
Zwar haben die Lieder des Soloalbums eher wenig mit den ironischen und koketten Songs zu tun, die Rosenstolz einst zu einem Phänomen in der hiesigen Musiklandschaft machten, doch lieben die Leute die Künstlerin offenkundig auch dafür, dass sie mit ihnen mitgewachsen ist. AnNa R. hat sich musikalisch neu orientiert, ohne sich dabei zu verleugnen. Und diese neuen Klangwelten bringt sie perfekt auf die Bühne. Vorbei sind die Zeiten, als "Schlampenfieber" lautstark aus den Boxen der Gay-Community klang: Am stärksten ist die Künstlerin heute, wenn sie Balladen singt. "Augen zu" etwa erklingt in Zwickau mit Markus von der Vorband Zweikanalton, und auch ohne Henning Wehland, mit dem sie das Stück auf dem Album singt, ist es ein wundervolles Live-Duett.
Trotzdem ist das Konzert vor allem auch eine kurzweilige Reise durch mehr als zwei Jahrzehnte einer bemerkenswerten deutschen Musik-Karrieren. Die 1969 geborene Ostdeutsche hat mit Rosenstolz weiß ihre musikalische Vielfältigkeit perfekt zu inszenieren. Spannend wird es daher, wenn sie ihre kleinen Kisten mit Überraschungen der Vergangenheit hervorholt. Dann kann sich das Publikum auf musikalische Erinnerungen freuen. "Ich fand das Kästchen beim Aufräumen meiner Garage", sagt sie und ergänzt, dass sie kein Auto hat und eigentlich auch keine Garage.
Doch aus der kleinen Box zaubert sie akustische Perlen ihrer Karriere. "Sanfter Verführer" eröffnet die Reise. Sie entstaubt den Hit von 1995 und transformiert ihn in das heutige Klangbild ihres Albums. Poppiger und schwungvoller klingt das Lied vom Album "Mittwoch is‘ er fällig". AnNa R.‘s Stimme klingt heute reifer und gibt dem Lied einen volleren Klang. Auch "Herzensschöner" ist einer der Ausflüge in ein anderes Jahrzehnt. Mit dem Lied nahm Rosenstolz 1998 am Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teil, wo man sich am Ende nur Guildo Horn geschlagen geben muste. An das rote schmale Kleid mit dem runden Ausschnitt erinnert sie sich noch: "Was habe ich mir damals dabei gedacht?", fragt sie lachend. Die Lieder diese Ära gehören ebenso zu ihrer Biografie wie die Band Gleis 8 und Silly.
Bei ihren Streifzügen durch die Musikgeschichte wird sie politisch, ohne dass sie darauf hinweist. Mit dem Anti-AfD-Song "Nicht mein Land" bezieht sie ebenso Stellung wie mit Pete Seegers klassischem "Sag mir, wo die Blumen sind": Ihre Stimme hat diese gefühlvolle zarte Traurigkeit, die das Lied schon in der Interpretation von Marlen Dietrich besaß.
Und dann schälen sie sich doch noch heraus, die Live-Hits, die irgendwie mehr gefeiert werden. Beim Rosenstolz-Klassiker "Ich bin ich (Wir sind wir)" war das zu erwarten, beim neuen Stück "Die Astronautin" nicht unbedingt. Beide Lieder kommen zum Ende. Die Leute standen vor den Stühlen und sangen begeistert mit oder gaben jubelnden Applaus. Den großen emotionalen Abschied bildete dann "Gute Nacht", der letzte Albumtrack zur Melodie von Smetanas "Moldau". Was für ein Abschluss eines großartigen Konzertabends!
Eine ausführliche Besprechung von AnNa R.s "König:in" hören Sie auch in der aktuellen Folge unseres Alben-Podcasts "Nadel verpflichtet".

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