Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

„Ausländer raus“: Nazi-Eklat auf der Promi-Insel Sylt

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Ausgelassene Feiernde, dazu fremdenfeindliches Gegröle: Derzeit macht ein Video eines Vorfalls aus dem Nobel-Lokal „Pony“ im Netz die Runde. Selbst TV-Entertainer Jan Böhmermann hat sich eingeschaltet - und die vermeintliche Filmerin ist ihren Job los.

Kampen.

Im Jahr 2001 veröffentlichte der italienische DJ Gigi D’Agostino den Hit „L’amour toujours“, in Deutschland hielt sich der Song acht Wochen in den Top 10.

Über 20 Jahre später erlebte das Lied ein Revival – allerdings wohl anders, als es D’Agostino lieb sein dürfte: In den sozialen Netzwerken verbreiten sich seit 2023 immer wieder Videos, in denen über die Melodie der fremdenfeindliche Text „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ gegrölt wird. Nun ist es im noblen Sylt passiert.

Genauer: im Promi-Lokal „Pony“ in Kampen. Ein Video des Vorfalls geht derzeit im Netz viral. Zu sehen: Offensichtlich gut betuchte, junge Feiernde. Ausgelassen tanzen sie zu D’Agostinos Song, lachen – und grölen „Ausländer raus“. Einer hebt gar den rechten Arm, formt zwei Finger der linken Hand zu einem Hitler-Bärtchen. Nazi-Eklat!

 

Angesichts des viralen Clips meldete sich das Lokal zu Wort. In seiner Instagram-Story zeigte man sich „tief schockiert“ angesichts des Clips.

„Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung“, ist zu lesen. „Hätten wir von diesem Vorfall gewusst, hätten wir die betreffenden Gäste selbstverständlich des Hauses verwiesen.“ Als PS schickt man in Richtung der grölenden Party-Meute nach: „All diejenigen, die sich auf diesem Video singend wieder erkennen… Ihr habt Hausverbot bei uns!“

Jan Böhmermann fragt: „Wer und wo sind diese Leute?“

Irgendwann erreichte der wenige Sekunden dauernde Schnipsel gar ZDF-Moderator Jan Böhmermann („ZDF Magazin Royale“). Der 43-Jährige teilte einen Post dazu, fragte seine 2,7 Millionen Follower auf X (ehemals Twitter): „Wer und wo sind diese Leute?

„Pony“ will Anzeige erstatten

Zumindest das scheint inzwischen geklärt, wie das „Pony“ in einer weiteren Story berichtet: „Uns wurden nun die Namen von diesen Nazis zugespielt. Wir werden dieses widerliche Verhalten anzeigen und alle strafrechtlichen Möglichkeiten nutzen!“

Laut Bild-Zeitung stammten die Videoaufnahmen von der Saison-Eröffnung an Pfingsten. Gegenüber dem Boulevard-Blatt zeigte sich „Pony“-Chef Tim Becker bestürzt: „Als ich das Video gesehen habe, dachte ich sofort, das darf nicht wahr sein. Wenn wir das Pfingsten mitbekommen hätten, wären die jungen Leute sofort rausgeworfen worden.“

Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung

Am Freitagvormittag meldete sich die Flensburger Polizeidirektion in Sachen „Pony“-Video zu Wort.

Demnach wurde den Beamten der Clip am späten Donnerstagabend zugespielt. „Auf dem Video ist zu sehen, wie mindestens Teile der abgebildeten Personen rechtsextreme Liedtexte (‚Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!‘) singen“, notiert die Polizei. „Zudem liegt der Verdacht vor, dass durch eine Person der sogenannte Hitlergruß gezeigt wird.“

Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler geschah der Vorfall am Pfingstwochenende. „Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Flensburg und der Polizei richten sich zunächst gegen die Personen, die auf dem Video offensichtlich die oben genannten Äußerungen mitsingen bzw. Kennzeichen tätigen“, heißt es weiter. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass bei den Ermittlungen weitere Tatverdächtige hinzukommen, die auf diesem Video nicht abgebildet seien. „Ersten Hinweisen auf beteiligte Personen wird seitens der Polizei nachgegangen.“

Der Staatsschutz ermittele wegen Volksverhetzung und des Verwendens von verfassungswidrigen Kennzeichen.

Influencerin Milena Karl feuert Mitarbeiterin

Neue Erkenntnisse am Nachmittag: Laut „Hamburger Abendblatt“ soll eine Mitarbeiterin der Hamburger Influencerin Milena Karl (über 820.000 Follower aus Instagram) das Video aufgenommen haben.

Für die junge Frau, offenbar Studentin an der HAW in Hamburg, hat das Video bereits Konsequenzen: Milena Karl hat sie mit sofortiger Wirkung gefeuert. In ihrer Instagram-Story notiert Karl: „Abgesehen von dem ohnehin abscheulichen Inhalt des Videos hat es mich schockiert, verletzt und enttäuscht, zu sehen, dass eine der Personen aus dem Video mit mir in einem Anstellungsverhältnis stand.“

Für Karl stand außer Frage, „dass ich unmittelbar nach Kenntnis dieses Videos das Arbeitsverhältnis mit sofortiger Wirkung auflösen werde und dies auch bereits getan habe“. (phy)

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
  • Sie brauchen Hilfe? Hier klicken
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.