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Bus-Unglück auf A9 bei Leipzig: Drei Tote identifiziert - Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt gegen den Fahrer

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Auf der Autobahn 9 ist am Mittwochmorgen bei Leipzig ein Reisebus mit mehr als 50 Fahrgästen verunglückt. Vier Menschen starben, sechs wurden schwer verletzt. Bei einer der Toten ist die Identität noch immer unklar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt gegen den Fahrer.

Leipzig.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 62-jährigen Busfahrer fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung zu, wie ein Sprecher der Behörde am Donnerstag sagte. Ob der Mann bereits vernommen wurde, konnte der Sprecher nicht sagen. Nun sollen Zeugen angehört werden, darunter auch die Verletzten, falls es der Gesundheitszustand zulässt. Ein unfallanalytisches Gutachten zum Bus soll zudem weitere Erkenntnisse zum Unfallhergang liefern. Mit ersten Ergebnissen sei aber wohl erst in einigen Wochen zu rechnen, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte.

Vier Frauen an Unfallverletzungen gestorben

Die Ermittlungen der Verkehrspolizei laufen weiter auf Hochtouren. Im Ergebnis stehe fest, dass alle 54 Insassen, die vom Busunternehmen gemeldet wurden, auch in dem Bus anwesend waren, teilte die Polizei am Donnerstagnachmittag mit. Bei den noch an der Unfallstelle verstorbenen Frauen handelt es sich demnach um eine 47-jährige Polin und eine 20-jährige Indonesierin aus Berlin sowie eine 19-jährige Deutsche aus Bayern. Eine weitere Frau, die noch an der Unfallstelle starb, konnte laut Polizei bislang noch nicht zweifelsfrei identifiziert werden.

Polizei: An Unfall wohl kein weiteres Fahrzeug beteiligt

Der Reisebus war am Mittwochmorgen zwischen der Anschlussstelle Wiedemar und dem Schkeuditzer Kreuz verunglückt. Das Fahrzeug war aus noch unbekannter Ursache gegen 9.45 Uhr auf gerader Strecke von der Fahrbahn abgekommen. Nach ersten Erkenntnissen raste der Doppelstockbus dann noch knapp 100 Meter über den Grünstreifen, walzte dabei Gebüsche sowie kleinere Bäume nieder und stürzte schließlich auf die Seite. An dem Unfall war nach ersten Erkenntnissen wohl kein anderes Fahrzeug beteiligt, wie eine Polizeisprecherin Mittwochmittag auf Anfrage der „Freien Presse“ sagte.

Die Polizei hatte zunächst von fünf Toten und mehr als 20 Verletzten gesprochen. Am späten Mittwochabend hat sie dann die Anzahl der Todesopfer auf vier berichtigt und von sechs Schwerverletzten und 29 Menschen mit leichten Verletzungen gesprochen. „Glücklicherweise konnte der Großteil der Personen unverletzt oder nach ambulanter Versorgung leichter Verletzungen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden“, teilte die Polizei nun am Donnerstagnachmittag mit. „Allerdings erlitten auch sechs Personen schwere Verletzungen, die zum Teil sofort operiert werden mussten. Diese befinden sich weiterhin in stationärer Behandlung.“

52 Fahrgäste und zwei Fahrer an Bord

Der Bus mit der Liniennummer 234 sei um 8 Uhr in Berlin mit dem Ziel Zürich gestartet, so die Polizei. Der nächste Halt wäre in Nürnberg gewesen, wie Flixbus-Sprecher Sebastian Meyer auf Anfrage der „Freien Presse“ sagte. An Bord waren laut Polizei 52 Fahrgäste und zwei Fahrer. Flixbus hatte zuvor von 53 Fahrgästen und zwei Busfahrern gesprochen. Etwa ein Drittel der Verunglückten sind laut Polizei Deutsche, der Rest stammt aus mehr als 20 anderen Ländern. „Wir arbeiten selbstverständlich eng mit den örtlichen Behörden und den Rettungskräften vor Ort zusammen und werden alles daran setzen, die Unfallursache schnell und lückenlos aufzuklären“, sagte Meyer. Nach Flixbus-Angaben hatte der Fahrer seit der Abfahrt in Berlin um 8 Uhr am Steuer gesessen. Er habe alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten, so das Unternehmen.

Mehrere Rettungshubschrauber im Einsatz

Mehrere Rettungshubschrauber und zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Die Autobahn war zunächst in beide Richtungen gesperrt. Am Mittag wurde der Bus mithilfe von Gurten aufgerichtet, wie die Polizeisprecherin sagte, um Tote aus dem Innenraum zu holen. Dabei schirmten mobile Sichtschutzwände die Aktion ab. Am Abend haben die Bergungsarbeiten begonnen. Dafür kam laut einer Polizeisprecherin ein Bergekran zum Einsatz. Für Hinweise zum Unfallhergang sowie für Fragen Angehöriger hat die Polizei eine Hotline unter der Nummer 0341 966-46666 eingerichtet.

Kliniken bereiten sich auf Großeinsatz vor

Die Krankenhäuser in der Region hatten sich auf einen Großeinsatz eingestellt. Die Notaufnahme sei alarmiert und es würden Operationssäle sowie Diagnostikräume vorbereitet und vorgehalten, sagte ein Sprecher des Diakonissen-Krankenhauses in Leipzig auf Anfrage. Zudem habe man bei der Leitstelle angegeben, welche Kapazitäten es bei der Aufnahme von Patienten gibt.

Flixbus reagiert mit Bestürzung

Der Anbieter Flixbus hat sich nach dem verheerenden Unfall schwer betroffen gezeigt. „Unsere Gedanken sind bei allen von diesem Unfall Betroffenen und ihren Angehörigen“, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Mittwoch auf Anfrage.

Sachsens Verkehrsminister äußert seine Anteilnahme

Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) postete auf X (vormals Twitter): „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und Verletzten. Ich danke den vielen Einsatzkräften vor Ort, die schnelle Hilfe leisten.“ Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sprach genau wie Innenminister Armin Schuster (CDU) den Hinterbliebenen sein Beileid aus und wünschte den Schwerstverletzten eine baldige Genesung. Zudem dankte Schuster den Rettungskräften für ihre „unheimlich professionelle Hilfe in einer schweren Lage, die hervorragend gemeistert worden ist“.

Nicht das erste schwere Busunglück

Fast an der gleichen Stelle war im Mai 2019 bereits schon einmal ein Flixbus schwer verunglückt. Nachdem der Busfahrer wegen eines „medizinischen Problems“ sein Fahrzeug nicht mehr unter Kontrolle hatte, kippte der Bus um: Eine Frau starb, mehr als 70 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. (juerg/mit dpa)

Anmerkung der Redaktion (27.03.2024, 13.33 Uhr): In einer früheren Version des Textes hieß es, dass der Bus auf dem Weg nach München und der nächste Halt in Leipzig vorgesehen gewesen sei. Das war nicht korrekt.

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