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Textil ist Hightech

Die heimische Textilindustrie spürt wieder Aufwind. Im Interview spricht Bertram Höfer, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie, über die Zukunftsaussichten der Branche.

Freie Presse: Wie geht es der westsächsischen Textilbranche am Anfang des Jahres 2014?

Bertram Höfer: Kurz gesagt: Besser als im Vorjahr. Unsere Unternehmen verzeichnen wieder steigende Nachfrage, nachdem die Auswirkungen der jüngsten Euro-Krise für Umsatzeinbußen gesorgt hatten. Der gegenwärtige Konjunkturaufschwung stimmt uns optimistisch. Von den 16.000 Beschäftigten der Textil- und Bekleidungsindustrie in den neuen Bundesländern arbeiten 12.000 in Sachsen. Diese traditionsreiche Textilregion bildet das Rückgrat unserer Branche. Leider machen uns die ständig steigenden Energiekosten das Leben schwer. Es kann nicht sein, dass die mittelständischen Unternehmen durch die vom Staat festgesetzte Erneuerbare-Energien-Umlage ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Bei diesem Thema bleiben wir gegenüber der Politik weiterhin hart am Ball.

Freie Presse: Können sich hiesige Textilhersteller gegen Billiglohnkonkurrenz aus Asien behaupten?

Bertram Höfer: Ja, und sie tun es mittlerweile sehr erfolgreich - mit hoher Qualität sowie mit Flexibilität und Liefertreue. Unsere Firmen lassen sich nicht auf einen Preiswettbewerb mit billiger Massenware ein. Vielmehr habe sie sich zu Spezialanbietern für bestimmte Marktsegmente entwickelt. Ich will zwei Beispiele nennen: Die Zwickauer Kammgarn GmbH, Wilkau-Haßlau, stellt ein flammhemmend ausgerüstetes Mischgarn aus Wolle und Polyamid her, das sogar die strengen Sicherheitsanforderungen für den Luftverkehr erfüllt. Daraus entstehen robuste Jacquard-Gewebe für Sitzbespannungen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese und andere Erzeugnisse werden übrigens auf der internationalen Mobiltextilien-Ausstellung "mtex" zu sehen sein, die vom 14. - 16. Mai in Chemnitz stattfindet. Auch der Strickwarenproduzent Riedel Textil in Limbach-Oberfrohna hat den Zukunftsmarkt der Technischen Textilien für sich erschlossen, auf dem unsere Firmen Dank ihrer engen Kooperation mit dem Sächsischen Textilforschungsinstitut in Chemnitz, dem Institut für Textil- und Ledertechnik der Westsächsischen Hochschule Zwickau in Reichenbach und mit anderen Forschungseinrichtungen das Innovationstempo international mitbestimmen.

Freie Presse: Hungerlöhne und lebensgefährliche Arbeitsbedingungen in asiatischen Textilfabriken, Chemikalien in Markenklamotten - ergibt sich für deutsche Textilhersteller mit nachhaltig erzeugten Waren ein neuer Markt im eigenen Land?

Bertram Höfer: Ein Markt ergibt sich immer dort, wo Verbraucher oder Weiterverarbeiter bereit sind, für höhere Ansprüche den angemessenen Preis zu zahlen. Dieser Trend ist bei Bio-Lebensmitteln schon recht ausgeprägt und wird sich auch bei Textilien verstärken. Freilich ist die Wertschöpfungskette in unserer Branche in der Regel länger als in der Landwirtschaft. Dennoch lohnt es sich, diesen Weg zu beschreiten. Als Beispiel aus Westsachsen will ich die Waldenburger Bettwaren GmbH anführen, die ein nachhaltig konzipiertes Produktsortiment "Walburga - Natur" anbietet. Wer möchte, kann sich jeweils am Mittwochnachmittag im Fabrikverkauf in der Waldenburger Bahnhofstraße von der wahrlich angenehmen Qualität dieser aus Naturfasern hergestellten Bettwaren überzeugen.

Freie Presse: Lange Zeit galt die Textilindustrie für junge Leute nicht als gute Adresse. Mittlerweile wandelt sich das Blatt. Welche Chancen sehen Sie für den beruflichen Nachwuchs?

Bertram Höfer: Wir haben uns auf vielen Gebieten zur Hightech-Branche entwickelt und benötigen sowohl gute Facharbeiter als auch Techniker und Ingenieure. Das trifft sowohl für die Technischen Textilien als auch für die Segmente Heimtextilien sowie Mode und Bekleidung zu. Interessenten empfehle ich den Besuch des vom vti unterstützten Internetportals www.go-textile.de. Dort werden die Berufsbilder sehr gut erläutert. Außerdem sind Kontakte in Firmen und Bildungseinrichtungen hinterlegt. Junge Leute, die ihre Zukunft in Sachsen sehen, sollten sich für unsere bodenständigen Unternehmen interessieren. Abiturienten empfehlen wir, an der Westsächsischen Hochschule Zwickau ein textiltechnisch orientiertes Bachelor-Studium aufzunehmen, das sie anschließend an der Technischen Universität Chemnitz mit dem Master-Abschluss krönen können. Wer Fragen zur beruflichen Zukunft in der Branche hat, kann uns unter der Rufnummer 0371 - 53 47 247 gern direkt anrufen. Oder er kommt am Freitag, 16. Mai, zum Fachkräftetag der erwähnten "mtex" nach Chemnitz. Der Eintritt für Schüler, Eltern und Studenten ist frei.

 

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