Chemnitz. Ein Verbrauch von 60 Tonnen Papier täglich, ein Ausstoß von 90.000 Zeitungen pro Stunde und ein Lärm, als ob ein Düsenjäger startet: Thomas Seidel, seine Freundin Lisanne Barthold und ihre zweieinhalbjährige Tochter Josephine stehen sichtlich beeindruckt im Druckzentrum der "Freien Presse" an der Winklhoferstraße. Die Drei sind zum Tag der offenen Tür gekommen, um sich erklären zu lassen, wie eine Tageszeitung entsteht. "Die 90.000 Exemplare pro Stunde sind der maximale Ausstoß bei Vollgas", erklärt Jörg Berthold. Der 37-Jährige ist seit mehr als 20 Jahren Mitarbeiter im Druckzentrum und kennt sich mit der Technik und deren Funktionsweise bestens aus. Normalerweise, so Berthold, laufen die drei Druckmaschinen aber nur selten im höchstmöglichen Tempo. Die Texte, Fotos und Grafiken, die später eine Zeitung ergeben, werden zunächst auf elektronischem Weg per Glasfaserkabel von den Redaktionen der "Freien Presse" ins Druckzentrum transportiert, erklärt Berthold. Dort werden dann mit einem Laser Druckplatten belichtet - etwa Din-A3-große Aluminiumscheiben, die mit einer speziellen Fotoschicht überzogen sind. Für den Druck einer Zeitungsseite sind vier solcher Platten nötig - jeweils eine für die Farben schwarz, blau, rot sowie gelb. "Und wie kommt das Grün in die Zeitung?" will Lisann Barthold wissen. "Indem die vier Farben übereinandergedruckt werden", sagt Jörg Berthold. "Grün zum Beispiel entsteht aus Blau und Gelb."Weiter geht es ins Herzstück des Druckzentrums - in die Rotation. Dort werden die belichteten Platten in die Druckmaschine eingesetzt. Vollautomatisch wird der Maschine die 2,10 Meter breite Papierrolle zugeführt. Mit Muskelkraft wäre ein solches Trumm auch kaum zu bewegen, immerhin ist es so schwer wie drei VW Golf. Eine Rolle enthält eine 30 Kilometer lange Papierbahn - für den Druck der kompletten Tagesauflage der "Freien Presse" sind 20 Rollen nötig. Die "Freie Presse"-Seiten aller gedruckten Exemplare eines Tages nebeneinandergelegt ergäben somit eine Strecke von Chemnitz bis nach Kap Arkona.Nach dem Druck werden die Papierbahnen ins Zeitungsformat geschnitten und gefaltet. Per Kleintransporter werden die Zeitungen schließlich jede Nacht zu den Zustellern geliefert, die sie dann in die Briefkästen bringen. Lisanne Barthold und Thomas Seidel waren beeindruckt: "Unglaublich, wie viel Arbeit nötig ist, damit wir morgens Zeitung lesen können."Von Swen Uhlig