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40 Jahre "Mont Klamott": Silly-Keyboarder Richie Barton verrät die Sound-Geheimnisse des Klassiker-Albums!

Es ist bis heute eines der wichtigsten deutschen Pop-Alben: Die Berliner Band Silly erfand mit ihrer ersten "richtigen" Platte aus dem Nichts den Rock der DDR neu - als coole Wave-Brücke in die 80er.

Rock-Geschichte.

In der DDR sind nur sehr wenige Alben entstanden, die abseits von nostalgischer Verklärung oder früherem Zeitgeist-Gewicht einen Platz in den Analen der gesamtdeutschen Popgeschichte beanspruchen können. Die der Band Silly gehören jedoch allesamt dazu, weswegen über Werke wie "Februar" (1989), "Bataillon d‘Amour" (1986) oder "Liebeswalzer" (1985) seit dem Mauerfall viel gesprochen, diskutiert und geschrieben wurde. Zumal die Berliner Band um die 1996 verstorbene Sängerin Tamara Danz (heute als "einzig echter Rockstar des Ostens" gehandelt) nach der Wende die "Ostrock"-Welle nicht mitmachte und stattdessen 2010 mit "Alles Rot" ein fulminantes Spätwerk veröffentlichte, das mit Anna Loos am Mikro die Silly-Klasse ins neue Jahrtausend transformierte und zurecht Platin kassierte.

Der Fokus lag dabei allerdings meist auf den Texten von Tamara Danz und Werner Karma, weil sie DDR-Alltagsbefindlichkeiten wie auch die Besonderheiten der Ost-Zwischenmenschlichkeiten mit all dem politischen Hintergrundrauschen berührend genial in eine ebenso raue wie sinnliche Poesie übersetzten. Dabei wird allerdings das immense musikalische Gewicht der Band übersehen, welches weit über das offenkundige Klasse-Handwerk der beteiligten Supermusiker hinausgeht. Ein Album nimmt dabei eine Sonderstellung ein, weil es nicht nur für die DDR den 70er-Rock beendete, sondern mit seinen Kompositionen und Sounds aus heutiger Sicht auch gesamtdeutsch ein wesentliches Scharnierwerk zum damals aufkeimenden Wave darstellt: "Mont Klamott".

Vor 40 Jahren, im Mai 1983, erschien die Platte wie aus dem Nichts: Die Band hatte kurz zuvor als "Familie Silly" noch ungefährlich-braven Funkpoprock fabriziert, der immer mit einem Bein etwas zu tief im Ostschlager stand. "Mont Klamott" dagegen war auch abseits der Texte eine unfassbare Gefühlsgewalt, gegossen in vollkommen ungewohnte Kunstsongs aus neuartigen Synthesizer-Sounds, deren meisterlichen Einsatz man damals selbst von den meisten Westproduktionen nicht kannte. Silly reihte sich damit aus dem Stand ein in die Liga der wenigen Größen, die die erprobten Rock-Pop-Bausteine der 70er forsch und gekonnt für den Sound des kommenden Jahrzehnts umschmiedeten. Kurz: "Mont Klamott" ist vor allem mit seinen Kompositionen ein Gamechanger, der den allermeisten Bands meilenweit voraus war.

Es war vor allem der Keyboarder Richie Barton, der Songs wie "Die wilde Mathilde", "Unterm Asphalt", "Abendstunden" oder "Mont Klamott" zu Klassikern formte. Was er aus den damals verfügbaren Klangmaschinen herausholte, grenzte für die allermeisten damaligen Hörer an Hexenkunst. In der neuen Folge des Podcasts "Etwas Kultur muss sein" verrät der Musiker nun ausführlich, mit welchen Tricks er damals arbeiten musste, um das Album hinzubekommen: Es stand ihm im Wesentlichen nur ein eher unüblicher und heute fast vergessener Synthesizer zur Verfügung, nämlich ein Teisco SX-400.

Vieles der legendären Computer-Kühle von "Mont Klamott", die die Scheibe vor 40 Jahren zu einer derartigen Sound-Sensation machte, musste er dabei von Hand imitieren - auch wenn der sächsische Produzent Helmar Federowski im Amiga-Studio bereits über einen Eventide-Harmonizer verfügte. Wie das damals alles passieren konnte und worüber Barton heute noch lacht? Hören Sie selbst!

Der Podcast Richie Barton erklärt in der neuen Folge des Podcasts "Etwas Kultur muss sein" mit vielen Anekdoten und Klangbeispielen, wie Songs und Sounds für "Mont Klamott" gezaubert wurden! Zu finden auf allen Podcast-Plattformen oder direkt HIER.

 

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