Trotz frühem Rückstand: Erzgebirge Aue feiert Last-Minute-Sieg zum Restart
Der FC Erzgebirge ist mit einem Sieg ins neue Drittligajahr gestartet. Gegen Rot-Weiss Essen gewannen die Auer mit 2:1 (0:1). Den Start verschliefen die Gastgeber, aber dann kamen sie in Fahrt.
Aue.Wenn es losgeht, dann richtig: Mit einer englischen Woche startet Drittligist FC Erzgebirge Aue ins Punktspieljahr 2024. Erster Akt war am Freitagabend das Heimspiel gegen den Tabellendritten Rot-Weiss Essen. Bei RWE fehlte Weltmeister-Bruder und Abwehrchef Felix Götze gelbgesperrt, bei den Hausherren Steffen Nkansah, der sich im letzten Test gegen Energie Cottbus (1:1) einen Bänderriss zugezogen hatte.
FCE-Trainer Pavel Dotchev verzichtete auf alle Experimente, schickte zum Anstoß dieselben elf Spieler auf den Rasen wie beim 1:1 kurz vor Weihnachten in Ingolstadt. In die Startelf kämpfen konnte sich also in der kurzen Vorbereitung keiner aus der zweiten Reihe.
Die Gäste kamen mit der Empfehlung von sieben Siegen aus den letzten neun Partien nach Aue, in den Testspielen (4:4 gegen den 1. FC Köln, 5:3 gegen den FSV Zwickau) hatte das Netz fleißig gezappelt. Im Erzgebirgsstadion zappelte es vor 6569 Zuschauern, darunter rund 500 Essener Fans, schon nach 59 Sekunden: Leonardo Vonic durfte ohne größere Gegenwehr in den Auer Strafraum "spazieren", legte quer auf Isiah Young, der zur Essener Führung vollendete (1.). Der Treffer und auch die nächsten 20 Minuten ließen aus Veilchen-Sicht Schlimmes befürchten. Es spielte nur RWE, die Angriffe der bei vier Grad unter null scheinbar ein wenig eingefrorenen Erzgebirger waren zumeist schon kurz hinter der Mittellinie zu Ende.
Doch die Gäste nutzten ihre Überlegenheit nicht zu einem zweiten Treffer, mit der Zeit wurden die Vorstöße weniger gefährlich - und die Dotchev-Truppe wachte allmählich auf. Der Untergrund ließ guten Fußball zu. Der Platz war trotz der Schneefälle der letzten Tage in hervorragendem Zustand, viele fleißige Helfer hatten die Spielfläche geräumt, in eine grüne Oase im Weiß rundherum verwandelt.
Der FCE tauchte ab Mitte der ersten Hälfte oft im Essener Sechzehner auf und kam auch zu Ausgleichsmöglichkeiten. Mirnes Pepics Kopfball ging drüber (20.), genau wie Linus Rosenlöchers Schuss nach schöner Vorarbeit von Marvin Stefaniak (21.). Boris Tashchys Kopfball war eine leichte Beute für RWE-Keeper Jakob Golz (24.), genau wie der von Marcel Bär (28.). Stefaniaks Flachschuss zischte knapp am linken Pfosten vorbei (30.). Viele Chancen, aber dabei keine wirklich zwingende. Die Essener retteten ihr ein 1:0 in die Pause.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit vernebelten die Fans von der Hafenstraße erst einmal das Auer Stadion, zu sehen war ein paar Minuten lang so ziemlich nichts, Schiedsrichter Florian Exner unterbrach folgerichtig die Partie. Wieder kamen die Erzgebirger nur schwer in die Gänge, RWE gab den Takt vor. In höchster Not spitzelte Niko Vukancic den Ball vor dem einschussbereiten Vonic zur Ecke (58.). Ein Signal. Der Eckball brachte nichts ein, der folgende die Auer zurück ins Geschäft: Mit einem blitzsauberen Konter über Omar Sijaric, der in der Mitte Marcel Bär bediente, erzielten die Hausherren das 1:1 (61.). Es war der neunte Saisontreffer des Torjägers, der für den FCE immer mehr zu einer Lebensversicherung in dieser Dritten Liga wird.
Nun wurde es ein offener Schlagabtausch. Dotchev brachte mit Sean Seitz, Maxi Thiel und Erik Majetschak ein frisches Trio (74.) - und damit auch noch einmal frischen Wind. Bär hatte das 2:1 auf dem Fuß, doch der Versuch, Golz mit einem Schuss durch die Beine zu überwinden, misslang (76.). Als sich viele schon auf die Punkteteilung eingerichtet hatten, wurde doch noch gejubelt: In der vierten Minute der Nachspielzeit schlenzte Pepic die Kugel zum Sieg für die Erzgebirger in den Essener Kasten - der Premierentreffer für den Mann mit der Nummer 10 in Auer Diensten. Der FCE feiert damit den ersten Sieg seit dem 2:0 gegen Dortmund II Ende November. Nachlegen kann die Dotchev-Truppe schon am Mittwochabend in Sandhausen, bevor dann am kommenden Samstag (Anstoß 16.30 Uhr) Aufsteiger VfB Lübeck im Erzgebirge aufkreuzt.