Nein, das ist keine Schmonzette wie die historische "Gartenlaube", sondern ein sehr lebendiges, farbiges Buch aus der Gartenwelt. Es ist ja kein Zufall, dass in den vergangenen Monaten das Interesse am eigenen Garten gewachsen ist. Wenn wir nicht an die Mittelmeerstrände fahren oder die Cafés in Paris aufsuchen können, dann bleibt uns die Nähe,...
Nein, das ist keine Schmonzette wie die historische "Gartenlaube", sondern ein sehr lebendiges, farbiges Buch aus der Gartenwelt. Es ist ja kein Zufall, dass in den vergangenen Monaten das Interesse am eigenen Garten gewachsen ist. Wenn wir nicht an die Mittelmeerstrände fahren oder die Cafés in Paris aufsuchen können, dann bleibt uns die Nähe, das eigene Land und vor allem auch der eigene Garten. Mit dieser Lust wächst vermutlich aber auch die Lust, die Gartenwelt literarisch zu erkunden.
Gerade ist beim Ulmer Verlag eine neue Biografie des berühmten Gärtners Karl Foerster erschienen. Die Staudengärtnerei Gräfin Zeppelin hat eine Neuausgabe ihres "Staudenhandbuch für den Pflanzenliebhaber" von gut 700 Seiten ediert. Es gibt darüber hinaus ein halbes Dutzend neuer Bücher über englische Gartenkunst und den Klassiker von Johannes Roth "Die neue Gartenlust" beim Insel Verlag.
Da kommt einem ein Band aus der noblen "Anderen Bibliothek" gerade recht: "Alphonse Karr. Reise um meinen Garten. Ein Roman in Briefen", erstmals 1845 in Paris erschienen und nun von der bekannten Übersetzerin Caroline Vollmann erstmals auf elegante Weise ins Deutsche gebracht. Herausgeber Christian Döring erzählt, dass ihn ein venezianischer Gärtner auf das Buch verwiesen hat, und nun können wir uns an den Reflexionen dieses "schweifenden Botanikers und Insektenkundlers" vergnügen.
Karr ist ein Erzähler von Lebens-Geschichten, seine Gartenwege sind Bilder der eigenen Erfahrungen in Wald und Wiesen. Da berichtet er von den dunklen Zypressen und der Bienenkönigin. Ein mächtiger Pflaumenbaum erzählt eine Geschichte aus seiner Jugend, und natürlich muss im Buch eines Franzosen die Weinrebe ihren Platz bekommen. Schmetterlinge und Käfer, der Bach neben der Wiese mit seinen Gesellen, und so lässt er uns an seinen Gedanken über die Gartenwelt teilhaben.
Ein Beispiel nur: "Mein Rasen ist voller Veilchen aller bekannten Arten. Das ist eine weitere Blume, die ihre liebe Not hat, sich gegen die Geschmacklosigkeiten und Gemeinplätze der kleinen Versemacher durchzusetzen, die nur vom Hörensagen über sie geschrieben und alle voneinander abgeschrieben haben."
Das ist das poetische Prinzip dieser Gartenbriefe, eigene Erfahrungen zu beschreiben und verwandeln. Und das wird dann eine Reise, an der wir teilhaben und eigene Vergnügungen gewinnen. Alphonse Karr ist ein Gärtner und wie alle großen Gärtner ein Philosoph. So kann man Gartenschere und Spaten des Abends guten Gewissens weglegen, und nunmehr eine schöne gedankenreiche Reise durch unsere Gartenwelt unternehmen.
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