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Pyral: Brand unter Kontrolle

Nach dem Feuer in Mittweida finden Nachlöscharbeiten statt. Doch was war die Brandursache? Das Unternehmen geht von Selbstentzündung durch unsachgemäß entsorgte Lithium-Batterien in Gelben Säcken aus.

Nach dem Großbrand auf dem Gelände der Pyral AG in Mittweida ist das eigentliche Feuer nach Unternehmensangaben gelöscht. Allerdings habe sich Dichtungsmaterial im Dach durch die Hitze entzündet und schwele weiter vor sich hin, teilte die Firma am Sonntagnachmittag mit.

Das Feuer war am Samstagabend im Lagerbereich ausgebrochen - ohne Einwirkung von Mensch oder Maschine, so Pyral. Man gehe davon aus, dass sich eine in einem der Wertstoffballen enthaltene Lithium-Batterie selbst entzündete. Laut Pyral-Sprecher Stephan Trutschler ist dieser mögliche Umstand derzeit ein großes Thema: "In der Branche wird seit Monaten intensiv diskutiert, dass unsachgemäß entsorgte Batterien von Endverbrauchern eine große Gefahr darstellen." Aus Sicherheitsgründen dürften das Mittweidaer Firmengelände heute nur Einsatzkräfte und Unternehmensangehörige betreten. Die Polizei schloss am Sonntag zumindest fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung als Ursache zunächst aus.

Die Einsatzkräfte hatten den Brand nach eigenen Angaben bereits gegen 4 Uhr nachts weitgehend unter Kontrolle bringen können. Die Nachlöscharbeiten gestalten sich jedoch als schwierig, berichtet Christian Kreisel, der vor Ort die Einsatzleitung unterstützt. Die Glut habe sich inzwischen auch im Inneren des verbliebenen Daches ausgebreitet, mit Drehleitern sei nicht mehr heranzukommen. Deswegen seien ein Bagger und ein Teleskoplader der Firma Umtech angefordert worden. Mit dem Bagger wurden laut Kreisel Löcher in das Dach sowie eine Wand geschlagen, um den Zugang zu erleichtern. Mit dem Teleskoplader, der über eine Arbeitsbühne verfügt, kommen die Feuerwehrleute auch von oben besser an die betroffenen Stellen heran.

Das Feuer war laut Kreisel im Westteil der Halle ausgebrochen. Da der Wind in Richtung Nordosten wehe, treibe dieser die Glut im Dach weiter voran, erklärt er. Kreisel schätzt, dass die betroffene Halle etwa 10.000 bis 15.000 Quadratmeter groß ist. Davon seien bei dem Vollbrand in der Nacht etwa 1000 Quadratmeter zerstört worden, weitere 1000 bei den Nachlöscharbeiten am Sonntag. Wann die Feuerwehr den Einsatz beenden kann, sei schwer zu sagen, so Kreisel. Er rechne mit einem Einsatzende nicht vor dem späten Abend.

Seit der Alarm am Samstag gegen 21.30 Uhr ausgelöst wurde, seien in zwei Schichten insgesamt etwa 150 Personen im Einsatz gewesen. Neben den Freiwilligen Feuerwehren aus Mittweida und allen Ortsteilen seien auch die Wehren aus Altmittweida und Frankenberg vor Ort gewesen. Anwohner im Ortsteil Lauenhain sowie der angrenzenden Gemeinde Erlau seien in der Nacht nicht nur im Internet, sondern auch vor Ort per Lautsprecherdurchsage gewarnt worden, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Messungen der Umweltbehörde haben laut Firmenangaben keine Grenzwertüberschreitungen ergeben. Mittelsachsens Landrat Matthias Damm bestätigte das. Der Mittweidaer, der während seines Urlaubs am en Sonntag selbst vor Ort war, erklärte der "Freien Presse", das hätten Messungen der Feuerwehr im Auftrag der Umweltbehörde des Landratsamtes ergeben. Überprüft worden sei die Luft außerhalb des Unternehmens in die Hauptwindrichtungen: "Dabei wurden keine gesundheitsgefährdenden Stoffe festgestellt", so der Behördenchef. Daher sei davon auszugehen, dass für die Bevölkerung durch die Rauchwolke keine Gefahr bestand oder besteht. Damm dankte Rettern, darunter von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und DRK, bei seinem Termin für das gute Zusammenwirken: "Alles hat gut geklappt."

Mittweidas Oberbürgermeister Ralf Schreiber (CDU) war bereits in der Nacht vor Ort und informierte sich am frühen Sonntagnachmittag noch einmal auf dem Pyral-Gelände über das Einsatzgeschehen. Laut Schreiber wurden in der Nacht die Mittweidaer Feuerwehr sowie die Ortsfeuerwehren aus Lauenhain, Frankenau und Tanneberg zu dem Einsatz gerufen. Am Sonntag seien dann noch die Feuerwehren aus Altmittweida und den Mittweidaer Ortsteilen Kockisch und Ringethal hinzugezogen worden.

Der Sachschaden lässt sich laut Unternehmenssprecher Stephan Trutschler noch nicht abschätzen. Pyral erklärte am Sonntag, die Investitionen der vergangenen Jahre in den Brandschutz hätten Schlimmeres verhindert.

Pyral ist ein Recyclingbetrieb, der sich vor allem mit der Aufbereitung von Aluminiumschrott einen Namen gemacht hat. Eine am Standort Mittweida entwickelte Hightech-Sortieranlage für Aluschrott hat auch international für Aufmerksamkeit gesorgt. Pyral sieht sich als Stütze des Dualen Systems Deutschland. Das Aluminium bezieht das Unternehmen aus Aluminiumleichtverpackungen, das aus den Gelben Säcken aussortiert wird, aber auch von Lieferanten aus der Auto- und Getränkeindustrie. Die Firma bereitet jährlich 40.000 bis 50.000 Tonnen Wertstoffe auf und liefert diese an andere Firmen zur Weiterverarbeitung.

Brände, Beschwerden von Anwohnern über Geruchsbelästigung sowie Betriebseinschränkungen durch Behörden hatten Pyral um 2014/2015 mehrfach in die Schlagzeilen gebracht. In Mittweida investierte die Firma daraufhin unter anderem in den Brand- und Emissionsschutz. Damit wurden Forderungen erfüllt, die das Landratsamt gestellt hatte, nachdem der Betrieb im Juli 2014 wegen Mängeln untersagt worden war. Laut dem Geschäftsführer wurden damals unter anderem eine Zisterne, eine Löschwasserringleitung und ein Löschteich gebaut. (fp/lkb/grit/fpe/jan)

 

 

 

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33 Kommentare

Die Diskussion wurde geschlossen.

  • 5
    0
    gelöschter Nutzer
    04.08.2019

    @Interessierte

    Unsachgemäß entsorgte Akkus haben schon mehrfach zu Großbränden in Deponien gesorgt, letzten Monat erst in Bayern. Natürlich geraten sie nicht im gelben Sack in Brand aber wenn sie in der Deponie bei der Verwertung mit anderen Stoffen, wie Luft oder Wasser in Berührung kommen, schon.

  • 0
    10
    Interessierte
    04.08.2019

    Führten unsachgemäß entsorgte Lithium-Batterien in Gelben Säcken zu dem Feuer?
    ( das glaube ich kaum ….

  • 4
    4
    PassauF
    04.08.2019

    Das ist wohl ein makaberer Scherz, in so einer Gefahrensituation die Bevölkerung Samstags gegen 21.30 Uhr über den Verkehrsfunk warnen zu wollen? Wer soll am Fernsehabend oder bei der Party im Garten oder anderswo den Verkehrsfunk anhören? Gibt es nicht für solche Gefahrenlagen extra ein Sirenensignal?