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Sachsen plant bundesweite Initiative gegen Waschbär-Plage

Die Tiere breiten sich auch im Freistaat immer mehr aus. Wie umgehen mit dem neuen Nachbarn, der keine natürlichen Feinde hat?

Waschbären erobern sächsische Städte. Es sind mittlerweile so viele, dass Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) jetzt handeln will. Sein Haus bereitet eine Initiative zum gemeinsamen Vorgehen aller Bundesländer gegen die Kleinbären vor.

Schon Ende des Monats bei der Agrarministerkonferenz wird Sachen das Thema Waschbären auf die Tagesordnung bringen, kündigt Schmidt an. Das Ziel ist ein deutschlandweites Forschungsprojekt zum Umgang mit Waschbären. In dieser Studie soll, so der Wunsch des Freistaates, der Einfluss der Tiere auf geschützte Arten sowie Möglichkeiten zur Verringerung der Population untersucht werden. Mit der Fallenjagd allein dürfte man der Plage nicht Herr werden. Schmidt hofft auf Unterstützung für einen solchen Antrag auch auf der Umweltministerkonferenz Mitte November.

In der vergangenen Jagdsaison 2016/17 sind in Sachsen so viele Waschbären erlegt worden wie nie zuvor. Mit fast 11.200 Tieren waren es 13 Prozent mehr als vor einem Jahr (10.000). Innerhalb von fünf Jahren habe sich die Anzahl verdoppelt. Wie viele der nachtaktiven Allesfresser in Sachsen leben, ist nicht genau bekannt. Die Zahl der erlegten Tiere dient jedoch als Indikator für ihre drastische Vermehrung.

Die Waschbären sind ursprünglich in Nordamerika heimisch und haben hier keine natürlichen Feinde. Die in Sachsen lebenden Tiere stammen von einer Gründerpopulation in Nordhessen aus den 1930er-Jahren und von einer Farm in Brandenburg ab. Dort wurden die Tiere nach Ende des Zweiten Weltkrieges einfach freigelassen.

"Solche gebietsfremden Arten beeinträchtigen mit ihrer Ausbreitung Lebensräume, Arten oder Ökosysteme und können daher der heimischen biologischen Vielfalt schaden. Betroffen sind örtlich unter anderem Bodenbrüter, aber auch Amphibien", so Joachim Schruth vom Nabu Sachsen. In Städten richten die Waschbären in Dachstühlen und in Kellern schwere Schäden an. Dort dürfen sie aus Sicherheitsgründen nicht geschossen werden. Zum Einsatz kommen Lebendfallen. Die Tiere werden dann vom Jäger getötet.

Eine massive großflächige Bejagung wird von vielen kritisch gesehen, da die Tiere mit einer erhöhten Vermehrungsrate reagieren würden, erläutert Schruth. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland ist der Meinung, Menschen haben das Problem selbst verursacht. Noch immer würden die Tiere gezielt gefüttert. Man dürfe den Waschbären keine Wohlfühloase bieten.

Wie schützt man sein Haus vor den Tieren? Tipps finden Sie unter www.freiepresse.de/waschbaer

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11 Kommentare

Die Diskussion wurde geschlossen.

  • 8
    0
    gelöschter Nutzer
    15.09.2017

    Denken so weit der Schatten fällt.
    Waschbär, Marderhund, Asiatische Tigermücke, Riesenbärenklau, Riesenknöterich, die Liste der Neozoen und der Neobiota sind lang. Durch Globalisierung, Unachtsamkeit des Menschen in die europäische Flora und Fauna eingewandert. Besonders das Beispiel der Tigermücke, in gebrauchten Reifen aus Georgia in den USA über den Atlantik nach Italien verbracht, macht sie die Wege dieser Tier- und Pflanzenarten anschaulich.
    Haben wir vergessen wie Natur funktioniert, oder haben wir im Biologieunterricht nicht aufgepaßt? Diese Neozoen und Neobiota sind ein Lehrbeispiel. Sie besetzen in ihrem neuen Lebensraum ökologische Nischen, die wir mit intensiver Land- und Forstwirtschaft brutal in unser eigenes Ökosystem geschlagen haben. Dabei zeigt die Reaktion des Umweltminister Sachsen Thomas Schmidt (CDU) mit dem Versuch Natur durch legale Entnahme zu regulieren, Parallelen zur Flüchtlingspolitik Europas auf, punktuell, hektisch, hilflos.
    Natur Herr Minister, funktioniert nicht nach menschlichen Regeln und Denkweisen, sie funktioniert langsam, nachhaltig und in einer Komplexität, die wir bis ins Detail nicht eruieren können. Arten kommen und gehen, besetzen ökologische Nischen, werden entweder wieder verdrängt oder entwickeln sich in ihrem neuen Ökosystem evolutionär weiter.
    Die Theorie der Initiative gegen die ?Waschbär-Plage?
    unterliegt dem gleichen Irrglaube, wie die von den Jagdverbänden propagierte Hege und Pflege des Wildbestandes, die spätestens bei Eintreffen der Afrikanischen Schweinepest oder der Aujeszkysche Krankheit ihre Grenzen aufgezeigt bekommt. Krankheiten sind eben auch ein Regularium der Natur.
    Kurios ist der Zeitpunkt der hilflosen Muskelspielerei so kurz vor der Wahl, vielleicht bringt?s ja noch eine paar Prozentpunkte, die kleine Augenwischerei...