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Unfall mit Straßenbahn in Leipzig: So reagieren die Eltern auf den Tod ihres Kindes – Spendenaktion gestartet

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Ein Dreijähriger gerät am Ostersonntag in Leipzig vor den Augen seiner Familie unter eine Straßenbahn und stirbt. Doch selbst nach dieser Tragödie beweisen Mutter Kacie und Vater Christian unglaubliche Größe.

Leipzig.

Es ist eine Tragödie, wie sie erschütternder nicht sein kann: Vor den Augen seiner Familie stolpert am Ostersonntag ein drei Jahre alter Junge nach dem Ausstieg aus einer Straßenbahn auf dem Fußweg. Mit dem Fuß kommt er dadurch zwischen den Bordstein der Haltestelle und der anfahrenden Tram. Der Fahrer kann nicht mehr rechtzeitig bremsen – der dreijährige Henri wird in Gegenwart seiner Eltern Kacie und Christian und seines Bruders unter die Tram gezogen. Es kommt jede Hilfe zu spät, das Kind erliegt noch am Unfallort seinen Verletzungen. So steht es im Polizeibericht.

Plüschtiere und Blumen erinnern an Henry am Unfallort

Der Schock sitzt tief: bei der Familie, bei dem 57-jährigen Fahrer. Die Polizei ermittelt zum Geschehen wegen fahrlässiger Tötung und Eingriffs in den Straßenverkehr. Die Anteilnahme ist groß: Fotos zeigen, wie nahe des Unfallortes im Leipziger Westen Narzissen und Rosen, Plüschtiere, Kerzen, Engel und ein Dinosaurier abgelegt worden sind.

Letzter großer Wunsch der Eltern

Nun hat sich Tante Rita, die Schwester von Mutter Kacie, mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt. In der „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) berichtet sie, dass die Familie noch nicht in die Wohnung zurückgekehrt und in ein Hotel gezogen sei. Zu groß sei der Schmerz angesichts der offen stehenden Kinderzimmertür, des unaufgeräumten Spielzeugs, den Überresten des Frühstücks. An den dreijährigen Henri erinnert sich Rita in der LVZ so: „Er liebte Dinosaurier, er liebte Eis, er stibitzte Süßigkeiten aus der Küche – und wenn man ihn dann erwischte, war sein Gesicht schon voller Schokoladenflecken und er sagte: ‚Ich war’s nicht!‘“ Und Rita offenbart dort auch einen letzten Herzenswunsch der Eltern: Der Leichnam des dreijährigen Henri soll in die US-Heimat nach Boston überführt und dort beerdigt werden. Doch dafür fehle das Geld.

Spendenaktion läuft

Deshalb ist von einer Freundin der Familie eine Spendenaktion auf der Plattform Gofundme.com ins Leben gerufen worden. „Die beiden haben ihr Leben lang studiert, sie haben kein Geld“, so Rita gegenüber der LVZ. Die amerikanische Familie war demnach erst um den Jahreswechsel von Boston nach Leipzig gezogen. Christian hatte gerade seinen Doktor über die menschliche Evolution gemacht. Mit seinem neuen Job am Max-Planck-Institut in Leipzig sollte für die vierköpfige Familie in Sachsen ein neues Leben beginnen. In den USA hatten sie für diesen Traum laut LVZ all ihr Hab und Gut verkauft. Der Familie ging es gut: Auch Kacie fand eine Stelle. Als ausgebildete Schauspielerin ist sie als Regie-Assistentin tätig, der sechsjährige Sohn besucht die Internationale Schule. Die Anteilnahme und Spendenbereitschaft sind nun groß: Bis Donnerstagmittag sind auf Gofundme.com bislang fast 85.000 Dollar an Spenden zusammengekommen. Das Ziel ist inzwischen von 75.000 auf 100.000 US-Dollar nach oben korrigiert worden.

Die Mutter will dem Straßenbahnfahrer schreiben

Auch die Mutter des verstorbenen Jungen selbst hat sich an die Öffentlichkeit gerichtet - und sich bei den vielen Spendern aufrichtig bedankt. Über ihre Schwester Rita ließ sie zudem mitteilen, dass sie mit dem Straßenbahnfahrer der Leipziger Verkehrsbetriebe Kontakt aufnehmen wolle. „Sie möchte dem Fahrer gern einen Brief schreiben“, erklärt Rita gegenüber der LVZ. Darin solle vor allem ein Satz stehen: „Du bist nicht schuld.“ (juerg)

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