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FC Erzgebirge Aue: „Wir haben viel Vertrauen zurückgewonnen“

Der FC Erzgebirge hat die Drittligasaison auf Platz sechs beendet. Über das zurückliegende und die Aufgaben des kommenden Jahres sprach die „Freie Presse“ mit FCE-Sportgeschäftsführer Matthias Heidrich. Ein paar Baustellen gibt es noch.

Freie Presse: Es war eine Saison, die stark begann, im Herbst einen Hänger hatte und zum Schluss noch einmal Fahrt aufnahm – wie lautet Ihr Fazit?

Matthias Heidrich: So in etwa kann man es zusammenfassen. Dabei überwiegen die positiven Eindrücke. Wir sind mit einer in großen Teilen neuen Mannschaft an den Start gegangen, die hat sich relativ schnell als eine Einheit formiert. Die guten Ergebnisse zu Beginn haben sehr geholfen, dann ist uns ein bisschen die Luft ausgegangen – in einer Phase, wo Regensburg und Dynamo einen Lauf hatten und davongezogen sind. Wir hatten bei Halbzeit 27 Punkte. Und wenn ich die drei Punkte aus diesem wirklich blöden Verl-Spiel dazurechne, wären es 30 und wir so richtig oben dran gewesen.

FP: Hintenraus gab es noch einmal eine kleine Hoffnung darauf.

Matthias Heidrich: Ja, die letzten sechs, sieben Spiele waren wir trotz aller personellen Probleme richtig stark – ab Ulm eigentlich, wo wir den jetzigen Drittligameister am Rand einer Niederlage hatten. Die Mannschaft hat stabil gepunktet, das macht uns auch durchaus stolz. Mit dem Sieg zum Abschluss haben wir dafür gesorgt, dass die vielen Zuschauer zufrieden nach Hause gegangen sind und hoffentlich alle wiederkommen.

FP: Am Ende sind es nur drei Punkte Rückstand zu Platz drei, sieben zum direkten Aufstieg. Was hat dem FCE gefehlt, um dort zu landen?

Matthias Heidrich: Konstanz. Das haben Ulm und Münster am besten hinbekommen, deswegen steigen sie zu Recht auf. Die Rechnerei ist müßig, wir stehen am Ende schon in etwa da, wo wir hingehören. Wäre die Saison normal gelaufen, hätte Dynamo zehn bis 15 Punkte mehr auf dem Konto, auch Saarbrücken hätte ohne den Pokalstress mehr Zähler eingesammelt, und wir in Aue hätten über das Thema Aufstieg nie sprechen können. Dass es am Ende noch einmal relativ knapp geworden ist, sorgt vielleicht für ein weinendes Auge. Das andere lacht: Wir haben Ruhe im Verein und in den Gremien, wir haben eine stabile Mannschaft und viel Vertrauen zurückgewonnen. Wir haben 41 Punkte im eigenen Stadion eingefahren – der FC Erzgebirge ist eine attraktive Adresse.

FP: Zwei Aufsteiger haben den Durchmarsch geschafft. Wie haben sie das hinbekommen?

Matthias Heidrich: Ich glaube, dass es schon auch der kriselnden Konkurrenz geschuldet ist. Wenn Dynamo und Regensburg die Saison nur halbwegs stabil zu Ende spielen, haben auch Ulm und Münster keine Chance. Aber es ist anders gekommen.

FP: Mit Blick auf den FCE: Was war die positivste Überraschung für Sie in dieser Saison? Was vielleicht die negativste?

Matthias Heidrich: Die positivste war ganz klar unsere zurückgewonnene Heimstärke. Das müssen wir unbedingt beibehalten und dann natürlich auch auswärts effizienter auftreten. Schade ist, dass wir eine ganze Reihe Punkte, die wir eigentlich schon im Sack hatten, noch abgegeben haben. Wenn wir irgendwann aufsteigen wollen, darf uns das nicht mehr so oft passieren.

FP: Und mit Blick auf die Mannschaft: Hat da jemand besonders herausgestochen?

Matthias Heidrich: Wir definieren uns über das Team. Unsere Stärke ist, dass wir die Last auf viele Schultern verteilen können: Es ist eben nicht nur Marcel Bär mit seinen 13 Saisontoren, es ist nicht nur Anthony Barylla mit seinen stabilen Leistungen, es ist nicht nur Martin Männel mit seinen Paraden, es ist die ganze Mannschaft. Wir haben es geschafft, Ausfälle gut zu kompensieren. Diesen Geist, das Teamgefühl, das bei uns herrscht, wollen wir weiter stärken. Das ist die Basis für alle Vorhaben des nächsten Jahres.

FP: Das Ziel Aufstieg haben Sie in einer Talkrunde mehr oder weniger offiziell verkündet.

Matthias Heidrich: Es war eine Entertainmentrunde, Moderator Thomas Helmer wollte dann auch mal eine klare Aussage haben, es war der richtige Ort dafür. Aber wir gehen das Thema bei uns im Verein schon mit aller Vorsicht, mit Realitätssinn und Demut an. Oberstes Ziel bleibt, mindestens vier Mannschaften hinter uns zu lassen, so schnell wie möglich den Klassenerhalt zu schaffen, lange vorn dranzubleiben. Nichts schützt uns davor, eine Saison wie jetzt Mannheim oder Duisburg zu spielen.

FP: Aber Zweite Liga macht schon mehr Spaß als Dritte?

Matthias Heidrich: Ja, das ist einfach eine sehr attraktive Spielklasse mit namhaften Gegnern: Schalke, Hertha, der HSV, Hannover, nun auch noch der 1. FC Köln. Da kommen dann auch noch ein paar mehr Zuschauer.

FP: Wird es mit jedem Jahr in der Drittklassigkeit schwerer, wieder nach oben zu kommen?

Matthias Heidrich: Nein, das glaube ich nicht. Wir brauchen natürlich immer die notwendigen wirtschaftlichen Mittel, um das sportliche Niveau halten zu können. Ich denke, auch in dieser Hinsicht haben wir in dieser Saison viel Vertrauen zurückgewonnen. Und vielleicht gelingt es uns perspektivisch ja auch, mit den Werten, die wir hier vermitteln, den einen oder anderen größeren überregionalen Geldgeber zu gewinnen.

FP: Welche Trümpfe hat der FCE im Kampf um gute Spieler, wenn finanzstärkere Kontrahenten mitbieten?

Matthias Heidrich: Es kommt darauf an, wie groß der finanzielle Unterschied ist. Spieler, die alles hier gesehen haben, schätzen durchaus, was wir bieten: Trainingsbedingungen, Kabinen, Stadion, Stimmung bei den Spielen, alles top. Damit können wir punkten und emotionalisieren, das wiegt gegebenenfalls den einen oder anderen Euro weniger auf. Und außerdem bekommen die Jungs hier eine Perspektive für ihre persönliche sportliche Entwicklung aufgezeigt, auch das ist wichtig.

FP: Wie weit sind Sie bei der Kaderplanung für die neue Saison?

Matthias Heidrich: Mit der Vertragsverlängerung von Erik Majetschak nimmt es Formen an, und mit der Verlängerung von Tim Kips haben wir am Dienstag das Torhüterquartett komplettiert.

FP: Welche Baustellen gibt es noch?

Matthias Heidrich: Wir brauchen Ersatz für Tim Danhof, Konkurrenz auf der Position von Niko Vukancic. Und wir haben die offene Flanke Marco Schikora.

FP: Das heißt, die Tür für Marco ist noch nicht zu?

Matthias Heidrich: Sie schließt sich naturgemäß bald. Wenn er sich zu uns bekennen will, sollte er das bald tun. Nach Alternativen haben wir uns bereits umgeschaut.

FP: Gab es Absagen, die wehgetan haben?

Matthias Heidrich: Nein, alles, was funktionieren sollte, hat funktioniert.

FP: Wohin schauen Sie, wenn Sie nach Spielern suchen? Wieder in die Regionalliga West?

Matthias Heidrich: Nein, eher nicht. Der Schwerpunkt ist in Richtung Regionalität verschoben. Wir haben alle Regionalligen auf dem Schirm und auch die Dritte Liga. Ich denke, wir können schon ein paar Jungs zu uns locken, die Aue wirklich gut finden.

FP: Hat auch der Trainer Wünsche?

Matthias Heidrich: Wenn, dann hat er sie mit mir abgesprochen. Wir sprechen da die gleiche Sprache, sind auf einer Linie unterwegs.


Die FCE-Saison in Stichpunkten

Torhüter Martin Männel ist trotz der Pause im letzten Ligaspiel gegen Waldhof Mannheim der Dauerbrenner im Team. Der Kapitän brachte es auf 3330 Einsatzminuten in der 3. Liga. Ihm folgen Spielmacher Mirnes Pepic (3261 Minuten), Verteidiger Tim Danhof (3142) sowie der defensive Mittelfeldspieler Marco Schikora (3022).

Die interne Torjägerkrone geht an Marcel Bär, der 13 Treffer für den FCE erzielte. Hinzu kommen drei Vorlagen, was ihn auch zum Topscorer der Veilchen macht. Auf Bär folgen in der Schützenliste Marvin Stefaniak mit neun und Sean Seitz mit fünf Toren. Der beste Vorbereiter der Veilchen ist Boris Tashchy mit sieben Vorlagen, dicht gefolgt von Stefaniak mit sechs und Danhof mit vier Torvorbereitungen.

Verteidiger Niko Vukancic sah zwölfmal die Gelbe Karte und hat damit die meisten im Team gesammelt. Auf ihn folgen Stefaniak mit neun und Schikora mit sieben Gelben Karten. Letzterer sah auch einmal Gelb-Rot. Die einzige glatt Rote Karte in der Saison bekam Verteidiger Korbinian Burger gezeigt.

Durch die vielen Verletzungen im Lauf der Saison war Cheftrainer Pavel Dotchev das eine oder andere Mal zum Wechseln gezwungen. Linus Rosenlöcher fehlte am häufigsten. Ganze 18 Spiele verpasste der Verteidiger verletzungsbedingt. Sein Abwehrkollege Anthony Barylla fehlte 16-mal, während Stürmer Maximilian Thiel elfmal ausfiel.

In der Heimtabelle steht Aue auf einem starken dritten Platz. 41 Punkte konnte der FCE im heimischen Erzgebirgsstadion holen. Damit ist Aue zu Hause punktgleich mit den beiden Aufsteigern Ulm und Preußen Münster. In der Ferne tat sich die Mannschaft schwerer: 19 Punkte erkämpfte sich der FCE in der Ferne, das macht nur Platz 13 in der Auswärtstabelle.

Nach Rückständen holten die Veilchen noch 20 Punkte und bewiesen Comeback-Qualitäten. Allerdings verloren sie auch 18 Punkte nach eigener Führung.

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