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Krankenkassen-Vergleich: Für diese Apps und digitalen Kurse erhalten Versicherte einen Zuschuss

Ob Schmerzen, Stress oder Depression: Mit ihren Online-Angeboten überbieten sich die Kassen. Was bezahlt wird, ist unterschiedlich, zeigt ein Vergleich von "Freie Presse".

Klickt man sich durch die Online-Angebote der sechs größten Kassen in Sachsen, wird schnell klar: Digital stehen diese gut da. Da sind zum einen die zahlreichen kostenfreien Gesundheits- und Präventionskurse zu gesunder Ernährung, zu Stress oder Bewegung, die man am Smartphone- oder PC-Bildschirm absolvieren kann. Das Angebot ist vielfältig und kaum zu überblicken. Zum anderen gibt es die kasseneigenen Service-Apps, über die die Versicherten Bescheinigungen oder Anträge einreichen können. Und dann sind da noch die kostenpflichtigen medizinischen Anwendungen von verschiedenen Fremdanbietern, die die Kassen bezuschussen.


Anwendungen, für die die Kassen etwas dazubezahlen

AOK Plus: Pro Jahr steht jedem Versicherten ein Budget von 300 Euro zur Verfügung, das er für eine oder mehrere kostenpflichtige Apps nutzen kann. Dafür infrage kommen derzeit vier Angebote. Zum einen bezuschusst die AOK Plus "eCovery", ein Therapieangebot für Menschen mit Rücken-, Hüft- und Knieschmerzen. Der Selbstzahlerpreis läge hier sonst bei 399 Euro. Außerdem stehen auf der Liste: "memodio" zur Demenzprävention bei leichten kognitiven Störungen, "neolexon" zur Aussprachetherapie für Kinder und "OvulaRing" zur Unterstützung für die natürliche Familienplanung. Für die Kostenerstattung reicht eine ärztliche Empfehlung, die mit der Rechnung bei der AOK Plus eingereicht wird.

DAK: Auch hier liegt das Budget für Versicherte bei 300 Euro pro Jahr - jedoch verweist die Kasse auf die Eigenbeteiligung in Höhe von 20 Prozent. Bezuschusst werden unter anderem "7Mind", ein Online-Kurs für achtsamkeitsbasiertes Stressmanagement, "neolexon" für Kinder sowie die Diabetes-App "mySugr". Versicherte erhalten zudem sechs Monate kostenfreien Zugang zur App "Fimo Health", die Long-Covid-Patienten mit Fatigue helfen soll. Komplett übernimmt die Kasse die Kosten für "pelvina", eine Beckenboden-App für Frauen - für 79,99 Euro.

Barmer: Ganz ohne ein ärztliches Attest unterstützt die Kasse drei Anwendungen finanziell - Versicherte benötigen aber einen Online-Zugang. Wie bei der DAK steht die Anti-Stress-App "7Mind" auf der Liste. Die Barmer übernimmt die Kosten von 60 Euro pro Jahr komplett. Ebenso für die Anwendung "HelloBetter" mit Videos, Audios und interaktiven Übungen, um das eigene Stresserleben zu verändern. Die Selbstzahlerkosten lägen hier sonst bei 299 Euro. Mit 99 Euro beteiligt sich die Barmer an der App "Cyberhealth" - mit Kursen für Ausdauer und Kraft, Ernährung und psychische Gesundheit. Für Frauen soll ab März "Glücksmama" bezuschusst werden - ein Ganzkörperkrafttraining in und nach der Schwangerschaft.

IKK Classic: Es gibt vier Apps, für die die Kasse zwölf Monate lang die Kosten übernimmt. Ein ärztliches Rezept ist dafür nicht zwingend erforderlich, es reicht eine Teilnahmeerklärung des Arztes. Leiden Patienten etwa länger als drei Monate unter einem chronischen Tinnitus, zahlt die IKK Classic für die "Tinnitracks"-App. Diabetiker profitieren von der Erstattung der App "mySugr". Wie bei der DAK erhalten Versicherte zudem sechs Monate kostenfreien Zugang zur App "Fimo Health" für Long-Covid-Patienten. Für Versicherte zwischen 16 und 80 Jahren mit chronischen Kopfschmerzen zahlt die Kasse für "IKK Kopfschmerz". Mit der Anwendung "IKK Rückenschmerz" können Patienten kostenfrei mithilfe eines persönlichen Coachs gegen ihre Beschwerden vorgehen.

Techniker Krankenkasse: Die Liste der zuschussfähigen Anwendungen ist lang. So zahlt die Kasse die App "Living Well Plus" für Patienten, die eine Krebsdiagnose erhalten oder sie überstanden haben. Sie sollen mit der Hilfe von Coaches ihr Stress- und Angstniveau reduzieren. Frauen, die unter Endometriose leiden, können zudem sechs Monate das "Femna"-Programm nutzen. Für Patienten mit Rücken-, Hüft- und Knieschmerzen übernimmt die TK, ebenso wie die AOK Plus, ein "eCovery"-Therapietraining für zu Hause. Und wie andere Versicherer auch bietet die TK Long-Covid-Patienten einen kostenfreien Zugang zu "Fimo Health".

Knappschaft: Die Artikulations-App "neolexon" für Kinder steht auch hier auf der Liste. Voraussetzungen für ein kostenfreies sechsmonatiges Training: Das Kind ist mindestens drei Jahre alt, befindet sich in logopädischer Behandlung und leidet unter einer Artikulationsstörung. Kindern mit einer funktionalen Sehschwäche erstattet die Knappschaft eine 90-tägige Therapie mit der App "Caterna". Für Long-Covid-Patienten werden, ebenso wie bei der DAK, die Kosten für die App "Fimo Health" für maximal sechs Monate übernommen.



Medizinische Beratungen, die die Kassen online anbieten

AOK Plus: Wer einen Allgemeinmediziner oder Dermatologen per Videosprechstunde konsultieren möchte, benötigt die AOK-eigene Navida-App. Vorab wird geklärt, ob das Krankheitsbild für die Fernbehandlung geeignet ist. Außerdem bietet die App eine Arztsuche und einen Online-Symptomcheck, der nach Abfrage unterschiedlicher Symptome eine Ersteinschätzung liefert.

DAK: Den Online-Arzt finden Versicherte über die App TeleClinic, die auf ein Portfolio von über 1.000 behandelnden Ärzten zurückgreift. Das Schwangerschafts-Coaching der DAK begleitet Frauen durch 40 Wochen. Per Video beantwortet Hebamme Swantje die wichtigsten Fragen.

Barmer: Über die Teledoktor-App haben Versicherte mit akuten Beschwerden die Gelegenheit, sich einem Hautarzt oder Allgemeinarzt vorzustellen. Zusätzlich gibt es den Digitalen Hautcheck. Wer in dem Tool Fotos hochlädt, soll innerhalb von 48 Stunden ein Ergebnis aufs Smartphone bekommen sowie das passende E-Rezept dazu. Die App bietet auch die Möglichkeit, vor einer OP eine Zweitmeinung einzuholen.

IKK Classic: Wer ärztlichen Rat braucht, kann rund um die Uhr die Sprechstunde über die App TeleClinic nutzen. Laut Kasse sollen Patienten Zugang zu Fachärzten in mehr als 60 Behandlungsbereichen erreichen. Der Skin Checker liefert bei Ausschlag oder Hautveränderungen innerhalb von 24 Stunden Hilfe per Foto-Diagnose.

Techniker Krankenkasse: Die TK Doc-App bietet Versicherten eine medizinische Beratung durch das TK-ÄrzteZentrum, eine Online-Videosprechstunde, Symptom- und Laborwertchecker und Online-Hautcheck.

Knappschaft: Erstdiagnosen und Zweitmeinungen können sich Versicherte beim Ärzte-Videochat auf der Homepage täglich 6 bis 22 Uhr einholen.


Für diese Apps auf Rezept zahlt jede Kasse

  • Ob Rückenschule, Einschlaf- oder Abnehmhilfe: Um Krankheiten zu erkennen, zu überwachen und zu behandeln, können Ärzte und Psychotherapeuten ihren Patienten auch sogenannte Digitale Gesundheitsanwendungen (Diga) verschreiben. Seit September 2020 haben gesetzlich Versicherte einen Anspruch darauf. Eine Diga ist eine App, die auf das Smartphone oder Tablet geladen wird oder als Browseranwendung funktioniert. Bezahlt werden Digas von allen gesetzlichen Kassen. Der Patient reicht das Rezept ein und die Kasse schickt ihm dann einen Code für einen kostenlosen Download.
  • Rund 235.000 Digas wurden im vergangenen Jahr bundesweit verordnet. Das sind fast doppelt so viele wie noch 2022. Die Nachfrage nimmt also zu. Dennoch sind Digas im Vergleich zu den Milliardenkosten des deutschen Gesundheitssystems noch eine Nische. Die IKK Classic hat bislang 20.000 Freischaltcodes an ihre Versicherte versendet. Bei der DAK sind es bisher rund 35.000, bei der Barmer 70.000 und bei der Knappschaft rund 6.800.
  • In Sachsen besonders häufig verschrieben werden die Apps "Vivira" gegen Rückenschmerzen, "Kalmeda" gegen Tinnitus und "Zanadio" bei Adipositas. Bei der AOK Plus entfallen 43 Prozent der bislang rund 19.300 genehmigten Anträge darauf. Auch bei Versicherten der TK sind "Kalmeda" und "Zanadio" besonders gefragt, ebenso bei Versicherten der IKK Classic, der Knappschaft und Barmer. Häufiger verordnet als andere werden auch "Somnio" gegen Schlafstörungen und Deprexis bei Depressionen.
  • 54 Digas sind momentan dauerhaft oder vorläufig zur Verschreibung zugelassen. Welche das sind, kann man auf der Homepage des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte nachlesen.
  • Aus Reihen der Krankenkassen gibt es Vorbehalte gegen die Diga. Der Bilanz wurde unlängst als "ernüchternd" beschrieben. Es gebe zu viele Anwendungen, die trotz ihrer Aufnahme in den Leistungskatalog keinen Nutzen für Patienten nachweisen konnten.

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