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Kulturhauptstadt-Marathon 2025: Kommt Waldemar Cierpinski nach Chemnitz zurück?

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Der Olympiasieger von 1976 und 1980 hat einst im Stadtpark von Karl-Marx-Stadt erfolgreiche Stunden erlebt. Lokalmatador Heiko Schinkitz erinnert sich mit gemischten Gefühlen.

Chemnitz.

Nichts ist sicher bei einem Marathon, genau genommen nicht einmal die Streckenlänge.

Bei den Olympischen Spielen 1908 in London hat der Veranstalter die Distanz kurzerhand um reichlich zwei Kilometer verlängert, damit die Strecke auf Wunsch eines Mitgliedes des Königshauses an dessen Fenster im Windsor-Palast vorbeiführt. So kamen die bis heute gültigen 42,195 Kilometer heraus. Waldemar Cierpinski lief bei seinem Olympiasieg 1976 im Stadion aus Versehen eine Runde zu viel.

Sicher sind bei einem Marathon wohl nur die großen und kleinen Dramen. In Chemnitz wird derzeit fleißig für den Kulturhauptstadt-Marathon 2025 geplant. Den genauen Termin will die Sparkasse, die den Lauf organisiert, auf einer Pressekonferenz im April bekanntgeben. Nicken Stadt und Polizei den geplanten Streckenverlauf ab, wird die Route auch ein paar Kilometer durch den Stadtpark führen, die grüne Lunge der Stadt. Hier gab es schon einmal diese großen und kleinen Dramen, fast alle längst vergessen, als in dem Park von 1967 bis 1990 der Internationale Marathon von Karl-Marx-Stadt ausgetragen wurde.

1983: Für Schinkitz gab es eine große Enttäuschung

Heiko Schinkitz (67) ist noch immer drahtig, wiegt 70 Kilo, bei einer Größe von 1,77 Meter ein beneidenswertes Gewicht. Mit der Hüfte hatte er vor ein paar Jahren mal ein paar Probleme, aber jetzt ist alles wieder gut. Wer in der Stadt auch nur einen blassen Schimmer hat vom Sport, der weiß, dass Schinkitz der Marathon-Mann von Chemnitz ist. Zu dem Treffen mit der „Freien Presse“ in dieser Woche hat er eine Mappe mitgebracht mit Fotos und Urkunden und einer Startnummer. Die stammt vom 19. Internationalen Marathon in Karl-Marx-Stadt 1986. In dem Rennen – das wie jedes Jahr auf einer 5-Kilometer-Runde stattfand – belegte Schinkitz Platz zehn, ein gutes Resultat, mit dem er leben konnte.

Vielleicht war das ein Trostpflaster für das persönliche Drama, das ihn drei Jahre davor bei dem Marathonlauf im Stadtpark heimgesucht hatte.

„Der Lauf hat mich geprägt“, sagt Schinkitz. 1983 zählte er zu den Favoriten, die Funktionäre hätten den Sieg von ihm erwartet, erinnert er sich, es ging um die Qualifikation für den Europacup. Aber es lief nicht besonders gut, die Betreuer hätten seine immer schlechter werdenden Zwischenzeiten zugerufen, der Druck auf ihn sei während des Rennens immer größer geworden.

„Damit bin ich mental nicht klargekommen“, sagt er. Bei Kilometer 35 war Schluss. Gut möglich, dass es eine Kurzschlussreaktion war, aus dem Rennen auszusteigen. Mit den Erfahrungen, die er später sammelte, wäre er an diesem Tag vielleicht weitergelaufen, spekuliert Schinkitz. Aber egal. Für jeden Marathonläufer ist das Aufgeben erst einmal ein großes Drama. Schinkitz hat daraus gelernt, er wurde besonnener, abgeklärter. Seinen größten Erfolg erlief er sich 1995, als er in Hamburg Deutscher Vizemeister im Marathon wurde.

Vielleicht gibt Waldemar den Startschuss

Schinkitz will 2025 beim Kulturhauptstadt-Marathon dabei sein. Die lange Strecke wird er zwar nicht in Angriff nehmen, aber wenn der Veranstalter eine kürzere Distanz anbietet, läuft er mit.

Vermutlich kommt auch Waldemar Cierpinski (73) aus Halle, der größte Marathonläufer, den Deutschland je hatte, dann nach Chemnitz. Es wäre die Rückkehr des Champions. Nachdem die „Freie Presse“ ein paar Minuten mit ihm am Telefon geplaudert hat, schickt er kurz darauf per WhatsApp ein Foto mit seiner Siegerurkunde vom 13. Internationalen Marathonlauf in Karl-Marx-Stadt 1980. Die Urkunde in Form einer Pergamentrolle, etwas fürs Auge. 1976 und 1980 hat sich Cierpinski im Stadtpark für die Olympischen Spiele qualifiziert, in Karl-Marx-Stadt also den Grundstein für die Goldmedaillen von Montreal und Moskau gelegt.

„Wenn der genaue Termin für den Lauf im nächsten Jahr feststeht, werde ich schauen, ob ich es einrichten kann“, sagt er. Mitlaufen will er nicht mehr, 250.000 Kilometer sei er in seinem Leben gerannt, das reiche aus. Außerdem mache ihm das Sprunggelenk zu schaffen. Aber wenn ihn die Organisatoren fragen, den Startschuss würde er schon gern geben. (erki)

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