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Umsiedlung für Kohleabbau: Ortsmitte von Neu-Mühlrose fertig

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Wie auf einer Halbinsel liegt Mühlrose in der Tagebaulandschaft. Kohlebagger fressen sich unweit des alten Dorfes in die Erde. Die meisten Einwohner haben ihren bisherigen Wohnort längst verlassen.

Schleife.

Als letzter Ort in Sachsen muss Mühlrose im Nordosten des Freistaates für den Braunkohleabbau weichen. Noch ist das alte Dorf nicht verschwunden, doch unaufhörlich rückt der Tagebau Nochten näher. Ein großer Teil der früheren Bevölkerung ist längst nach Schleife gezogen, wo sich Umsiedler konzentriert an einem Standort neue Eigenheime bauen konnten. Am Samstag hat das Bergbauunternehmen Leag die dort entstandene Ortsmitte mit Dorfgemeinschaftshaus und Spielplatz übergeben.

Neu-Mühlrose liegt etwa sieben Kilometer vom alten Ort entfernt, wo nach Angaben der Leag derzeit noch neun Grundstücke bewohnt sind. Bis Ende dieses Jahres soll die Umsiedlung des Ortsteils von Trebendorf abgeschlossen sein. Die Planungen des Tagebaubetreibers sehen vor, die komplett beräumte Fläche 2029 verfügbar zu haben. Unter Mühlrose lagern rund 150 Millionen Tonnen Kohle. Die Leag geht bislang davon aus, dass die Menge nach wie vor gebraucht wird, "um vor allem das Kraftwerk Boxberg bis Ende 2038 unterbrechungsfrei, sicher und bedarfsgerecht zu versorgen".

Bei einer Bürgerbefragung im Jahr 2017 hatte eine deutliche Mehrheit der etwa 200 Mühlroser entschieden, gemeinsam in die Nachbargemeinde umzusiedeln. Der sehr komplexe Prozess habe sich über Jahre hingezogen, sagte der Bürgermeister von Schleife, Jörg Funda (CDU). "Alle haben sich große Mühe gegeben - im Sinne der Menschen", schätzte er ein. Die Leute seien froh, angekommen zu sein.

Für die Ansiedlung in Neu-Mühlrose standen laut Leag 41 Grundstücke zur Verfügung, einschließlich der drei Parzellen in der Ortsmitte. Auf dem insgesamt 14 Hektar großen Gelände konnte ab Sommer 2020 gebaut werden. 30 Häuser seien inzwischen bewohnt, 2 weitere nahezu bezugsfertig. Auf drei Grundstücken werde gerade gebaut. Für das Dorfgemeinschaftshaus war im Oktober 2022 Richtfest gefeiert worden. Straßen in der Siedlung tragen Namen, wie sie aus Mühlrose bekannt sind, etwa Jagdschlossweg und Am Dorfanger.

"Hier wurde keine beliebige Wohnsiedlung geplant, sondern ein lebendiger Ort", sagte Leag-Produktionsvorstand Philipp Nellessen. Dazu gehöre, dass sich hier mit einzelnen Straßen und Wegen, dem Glockenturm und dem Kriegerdenkmal, Schwimmbad und nun auch mit dem Dorfgemeinschaftshaus die Struktur des alten Mühlrose wiederfinde.

"Der Strukturwandel ist eine Gemeinschaftsaufgabe", betonte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) in einer Mitteilung. "Projekte wie das neue Dorfgemeinschaftshaus in Mühlrose sind zentrale Elemente, die helfen, diesen Wandel zum Wohle der Menschen vor Ort zu gestalten." Mit der Unterstützung des Freistaates würden nicht nur neue Häuser gebaut. "Sie ist eine Investition in die Menschen, die hier leben."

Der Gemeinde Schleife mit rund 2500 Einwohnern brachte die Umsiedlung bereits einen Zuzug von knapp 100 Menschen, wie Bürgermeister Funda sagte. Manche, die nicht neu bauen wollten, seien in eine Mietwohnung unweit des örtlichen Versorgungszentrums gezogen. Andere entschieden sich für neues Bauland in Trebendorf und blieben damit in ihrer bisherigen Gemeinde. Laut Leag betrifft das Bewohner von sechs Grundstücken des alten Ortes Mühlrose.

"Die meisten wollten es so, wie es jetzt passiert", sagte Funda über die Stimmung in der einheimischen Bevölkerung. Proteste von Umweltaktivisten setzten erst ein, als die Entscheidung für die Umsiedlung längst gefallen war. Die Aktionen seien deshalb vor Ort sogar als störend empfunden worden. (dpa)

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