Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Nazi-Boutique als Quelle für Mordwaffe

Im Puzzle zur Herkunft der Waffen der Terrorzelle fügen sich die Teile ineinander. Razzien offenbaren illegale Handelswege.

Jena/Ehrenfriedersdorf.

Eine der wichtigsten Waffenquellen der Zwickauer Zelle war offenbar die 2009 geschlossene Jenaer Neonazi-Boutique "Madley". Von deren Co-Betreiber Andreas S. soll der frühere NPD-Funktionär Carsten S., geständiger Unterstützer des Terrortrios, jene schallgedämmte Ceska 83 gekauft haben, mit der die Terroristen ihre Mordserie an neun Migranten begingen. Das berichtete Focus-online gestern ohne Nennung von Quellen. Auf die Frage, ob der Jenaer Szeneladen als illegale Waffenquelle der Terroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe infrage komme, hatte die Bundesanwaltschaft am Freitag noch jede Stellungnahme abgelehnt. "Freie Presse" berichtete am Samstag.

Fakt ist: Andreas S. und sein Kompagnon Frank L. bekamen am 25. Januar Besuch. Ihre Wohnungen in Laasdorf und Wolfersdorf bei Jena wurden im Zuge von Razzien durchsucht, bei denen die Ermittler vier Verdächtige in Sachsen, sowie drei Wohnungen in Thüringen und Baden-Württemberg ins Visier nahmen. Die Thüringer Durchsuchungen fanden bei den ehemaligen Jenaer Ladenbesitzern statt. Die in Baden-Württemberg erfolgte nach "Freie Presse"-Informationen bei dem aus dem Chemnitzer "Blood-and-Honour"-Umfeld stammenden Andreas G. in Ludwigsburg. Noch am Tag der Razzien betonte der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Marcus Köhler, die Durchsuchungen außerhalb Sachsens hätten sich nicht gegen Verdächtige gerichtet. Sie seien bei Zeugen erfolgt, um Beweise zu sichern. Die Ceska-Mordwaffe stamme zwar von "Madley"-Betreiber Andreas S., doch habe der nicht gewusst, welchem Zweck sie nach dem illegalen Verkauf diene, soll ein in U-Haft befindlicher NSU-Unterstützer jetzt angegeben haben.

Genießen die Jenaer Waffenlieferanten bislang Zeugen-Status, so gelten die vier Sachsen, die im Visier der Januar-Razzien standen, als Beschuldigte. Die Bundesanwaltschaft verdächtigt sie, den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) in Kenntnis dessen terroristischer Ziele unterstützt zu haben. Zwei der Beschuldigten sollen dem Terror-Trio 2002 und 2003 Schusswaffen besorgt haben, darunter eine der Pumpguns. In der Wohnung des aus dem Saarland stammenden Herrmann S. (42) in Ehrenfriedersdorf stellte man neben Computer und Datenträgern auch Nazi-Devotionalien und rechtsextreme CDs sicher. Der andere Verdächtige, Pierre J. (35), betreibt einen Videospiel-Handel mit Filialen in Annaberg-Buchholz, Chemnitz, Zwickau und Dresden, in dem Uwe Mundlos unter falschem Namen registriert gewesen sein soll. Beide Verdächtigen bestreiten, den Terroristen Waffen geliefert zu haben. Die zwei weiteren sächsischen Verdächtigen stammten, wie bereits berichtet, aus dem Umfeld der "Skinheads Chemnitz", die unter dem Kürzel "CC88", kurz für "Chemnitz Concerts Adolf Hitler", in den 90er-Jahren illegale Konzerte veranstalteten und rassistische CDs produzierten. 1998 sollen sie dem NSU Sprengstoff und eine Schusswaffe besorgt haben.

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.

Das könnte Sie auch interessieren